Johann Friedrich Unger (Verleger)
Johann Friedrich Gottlieb Unger (* August 1753 in Berlin; † 26. Dezember 1804 ebenda) war ein deutscher Drucker, Typograf und Holzschneider.
Leben
Unger war der fünfte Sohn des Berliner Holzschneiders Johann Georg Unger (1715–1788) und seiner Frau Susanna Katharina (geb. Strucken). Er ging in der Druckerei des Oberhofbuchdruckers Georg Jacob Decker in die Lehre. 1779 beantragte Unger das Privileg zur Einrichtung einer eigenen Buchdruckerei, das ihm im Januar 1780 gewährt wurde. Später erweiterte er die Druckerei um eine Verlagsbuchhandlung, in der er unter anderem Werke von Johann Wolfgang Goethe, Friedrich Schiller, Friedrich Schleiermacher sowie August und Friedrich Schlegel verlegte.
Ab 1784 versuchte er wiederholt, die Genehmigung zur Herausgabe einer Zeitung zu erhalten, die als erste Berlins täglich erscheinen sollte. Die Anträge wurden jeweils abgelehnt, da die zwei existierenden Berliner Zeitungen (die Vossische Zeitung und die Haude & Spenerschen Berlinischen Nachrichten) für ausreichend befunden wurden und eine weitere Zeitung zu beaufsichtigen den Zensor überlasten würde. 1802 wurde Unger allerdings Miteigentümer der Vossischen Zeitung.[1]
1788 wurde Unger zum Akademischen Buchhändler ernannt und war dadurch Verleger sämtlicher Schriften der Akademie der Wissenschaften. 1794 pachtete er zusätzlich das Akademie-Privileg zu Druck und Vertrieb sämtlicher preußischer Kalender.
1790 wurde Unger zum Mitglied der Akademie der Künste gewählt; ab 1800 besetzte er dort die für ihn geschaffene Professur für Holzschneidekunst.
Unger beteiligte sich auch an den Versuchen zur Popularisierung der neuen Antiqua-Schrifttypen, indem er 1789 von Firmin Didot die deutsche Lizenz für die Didot erwarb. Da das Publikum aber nach wie vor die Frakturschrift vorzog, begann er schon 1789 unter Mitwirkung von Didot und Johann Christoph Gubitz (1754–1826) mit der Entwicklung einer modernisierten Frakturtype, für die er 1791 eine eigene Schriftgießerei etablierte. Die fertige Schrift, die Unger-Fraktur, wurde 1794 eingeführt und sollte dazu beitragen, „das viele Eckige von den gemeinen, und das Krause, Gothischschnörklichte von den großen Buchstaben wegzuschaffen“.[2]
Auf die Initiative Ungers geht auch die einflussreiche Don-Quijote-Übersetzung von Ludwig Tieck zurück, die zwischen 1799 und 1801 in Berlin erschien. Zuerst bot Unger die Arbeit den Brüdern Schlegel an, diese gaben den Auftrag jedoch an Tieck weiter.[3]
1798 begann Unger mit dem Aufbau einer eigenen Notengießerei.
Am 22. Mai 1785[4] heiratete er die Schriftstellerin Friederike Helene Unger (geb. von Rothenburg; 1751–1813), die bereits 1784 mit ihrem Roman Julchen Grünthal Berühmtheit erlangt hatte. Sie führte den Verlag nach seinem Tod weiter, allerdings mit geringerem Erfolg, so dass er 1811 in Konkurs ging.
Einzelnachweise
- Biografie Ungers (Memento des vom 26. Februar 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. bei der BBAW
- Johann Friedrich Unger: Probe einer neuen Art Deutscher Lettern. 1793 (online).
- Vgl. Werner Brüggemann: Cervantes und die Figur des Don Quijote in Kunstanschauung und Dichtung der Deutschen Romantik. Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, 1958.
- Vgl. die Angaben aus der bei FamilySearch ausgewerteten Ehestands-Urkunde (Web-Ressource).
Literatur
- Carola Staniek: Unger, Friedrich Gottlieb. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 26, Duncker & Humblot, Berlin 2016, ISBN 978-3-428-11207-4, S. 633 (Digitalisat).
- Ludwig Geiger: Unger, Friedr. Gottl. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 39, Duncker & Humblot, Leipzig 1895, S. 291–293.
- Christopher Busch: Unger-Fraktur und literarische Form. Göttingen 2019
Weblinks
- Literatur von und über Johann Friedrich Unger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Johann Friedrich Unger in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Beschreibung der Unger-Fraktur bei typografie.info