Johann von Schwarzenberg
Johann Freiherr von Schwarzenberg und Hohenlandsberg aus dem Adelsgeschlecht Schwarzenberg, auch genannt Johann der Starke (* 25. Dezember 1463 auf Burg Schwarzenberg;[1] † 21. Oktober 1528 in Nürnberg[2]), war Hofmeister des Fürstbischofs von Bamberg und Verfasser der Bamberger Halsgerichtsordnung. Da die Familie sich damals zu Schwarzenberg nannte, ist auch die Namensform Johann Freiherr zu Schwarzenberg verbreitet.
Leben
Johann von Schwarzenberg war der Sohn von Sigmund Erkinger I. von Seinsheim, Freiherr zu Schwarzenberg († 1502) und der Eva Schenk von Erbach. Er erhielt die Erziehung eines jungen Adeligen mit Kampf und Sport ohne tiefere akademische Bildung. Aufgrund seines damaligen Lebenswandels beorderte sein Vater ihn aus dem Rheinland, wo er als Schildknappe diente, zurück und drohte ihm auch mit Enterbung.[3] Schwarzenberg nahm später an Feldzügen wie 1488 nach Brügge zur Befreiung des inhaftierten Königs Maximilian I. teil. Er reiste 1493 ins Heilige Land. Zeittypisch war sein Werdegang von zahlreichen, teils parallel laufenden Dienstverpflichtungen geprägt. 1490 vom bayerischen Herzog Albrecht IV. zum Diener auf Lebenszeit ernannt, stand Johann von Schwarzenberg seit 1490 auch in Diensten des Würzburger Bischofs, u. a. als Amtmann, bischöflicher Rat (1499), Oberjägermeister (1503) und Hofmeister (1504/05). Mit dem Tod seines Vaters fiel Johann von Schwarzenberg 1502 die Herrschaft Schwarzenberg zu und er wurde Oberrichter in Windsheim.
Im Auftrag des Bamberger Fürstbischofs Georg III. Schenk von Limpurg verfasste er, der weder eine Lateinschule besucht noch Jura studiert hatte, „nach Rath der gelerten und ander verstendigen“ 1507 die Bamberger Halsgerichtsordnung, die sogenannte Bambergensis. Sie ist geprägt vom humanistischen Gedankengut italienischer Rechtsschulen (Römisches Recht) und war Basis für die spätere Constitutio Criminalis Carolina Karls V., die 1530 auf dem Augsburger Reichstag beschlossen und zwei Jahre später 1532 auf dem Reichstag in Regensburg ratifiziert wurde.
Schwarzenberg war ab 1507 ein Führer der fränkischen Ritterschaftsbewegung. Zwischen 1522 und 1524 war er Mitglied des Reichsregiments und in Abwesenheit Karls V. sogar Statthalter des Reichs.
Johann von Schwarzenberg verfasste zudem moralisch-satirische Gedichte, Bearbeitungen (vor allem von Ciceros „Officia“, die er anhand einer Übersetzung seines Kaplans anfertigte) und reformatorische Schriften. Der Sache Martin Luthers hatte er sich bereits früh angeschlossen und stand auch mit diesem in Korrespondenz. Im Jahr 1524 entführte Schwarzenberg sogar seine Tochter Barbara, eine Nonne und Klosterpriorin. Luther billigte diese Tat. Jedoch musste Schwarzenberg deshalb seinen Dienst beim Bischof von Bamberg aufgeben und geriet auch in Konflikt mit seinem Sohn Christoph, einem überzeugten Katholiken und Anhänger des Papstes.[3]
An Schwarzenberg erinnert eine Statue am Nordflügel des Reichsgerichtsgebäudes in Leipzig (heute Sitz des Bundesverwaltungsgerichts), die dort neben Statuen anderer bedeutender Rechtsgelehrter steht (Eike von Repgow, Johann Jacob Moser, Karl Gottlieb Suarez, Paul Johann Anselm von Feuerbach und Friedrich Karl von Savigny).
Familie
Mit seiner Frau, Kunigunde Gräfin von Rheineck hatte er nach der Überlieferung elf Kinder, darunter:
- Christoph (1488–1538), bayerischer Hofrichter und Landhofmeister
- Paul (1497–1535), Domherr in Köln, Bamberg, Würzburg, Augsburg und Mainz, Dichter
- Friedrich (der Unglückliche) (1498–1561), württembergischer Obervogt, 1547–52 in Reichsacht
- Barbara (1490–1525), Priorin des Heiliggrabklosters in Bamberg
- Anna (1492–1520 oder 1532, ⚭ Melchior Freiherr von Seinsheim, † 1520)
- Kunigunde (* 1494, ⚭ Hans Walter von Laubenberg, * um 1475, kaiserlicher Rat)
- Helene (* 1495, ⚭ Ulrich VIII. Freiherr von Hohensax, um 1462–1538, eidgenöss. Hauptmann)
- Agnes (1499–1524, ⚭ Georg von Seckendorff zu Obernzenn, um 1481–1533, bambergischer Amtmann in Höchstadt/Aisch)
Johann von Schwarzenberg ließ außerdem seinen Neffen Georg Ludwig von Seinsheim in seinem Haus erziehen.
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Schwarzenberg, Johann (II.), der Starke. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 33. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1877, S. 24–27 (Digitalisat).
- Rudolf Philippi: Freiherr Johann von Schwarzenberg in Preussen. Ein Beitrag zu seiner Biographie. In: Zeitschrift des Westpreussischen Geschichtsvereins. Heft 1, Kafemann, Danzig 1880, S. 45–69 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- J. Neff: Schwarzenberg und Hohenlandsberg, Johann Freiherr zu. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 33, Duncker & Humblot, Leipzig 1891, S. 305 f.
- Willy Scheel: Johann Freiherr von Schwarzenberg. Guttentag, Berlin 1905 (Digitalisat).
- Erik Wolf: Große Rechtsdenker der deutschen Geistesgeschichte. 4. Auflage. Mohr, Siebeck 1963, ISBN 3-16-627812-5, S. 102–137.
- Andreas Deutsch: Schwarzenberg, Johann Freiherr von Schwarzenberg und Hohenlandsberg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24, Duncker & Humblot, Berlin 2010, ISBN 978-3-428-11205-0, S. 20 f. (Digitalisat).
- Joachim Hamm: Der Teütsch Cicero. Medialität und Autorschaft bei Johann von Schwarzenberg. In: Peter Hvilshøj Andersen-Vinilandicus, Barbara Lafond-Kettlitz (Hrsg.): Die Bedeutung der Rezeptionsliteratur für Bildung und Kultur der Frühen Neuzeit (1400–1750) III. Beiträge zur dritten Arbeitstagung in Wissembourg/Weißenburg (März 2014). Lang, Bern 2015, S. 251–273.
- Joachim Hamm: Antikenübersetzung, frühneuzeitliche Poetik und deutscher Prosastil. Zur Bamberger Übertragung von Ciceros 'Cato maior de senectute' (1522). In: Regina Toepfer, Klaus Kipf, Jörg Robert (Hrsg.): Humanistische Antikenübersetzung und frühneuzeitliche Poetik in Deutschland (1450–1620). Berlin, Boston 2017 (Frühe Neuzeit 211), S. 323–351.
Weblinks
Einzelnachweise
- Andreas Deutsch NDB, Schwarzenberg, Johann Freiherr von Schwarzenberg und Hohenlandsberg
- Die kleine Enzyklopädie, Encyclios-Verlag, Zürich, 1950, Band 2, S. 570.
- Erik Wolf: Johann Freiherr von Schwarzenberg. In: Die Carolina. (Hrsg.: Friedrich-Christian Schroeder), Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1986, ISBN 3-534-08829-8, S. 120 ff.