Johann Christian Dolz
Johann Christian Dolz (* 6. November 1769 in Golßen, Niederlausitz; † 1. Januar 1843 in Leipzig) war ein deutscher Pädagoge und evangelischer Kirchenlieddichter.
Leben
Dolz stammte aus einer seit 1656 in Golßen ansässigen Bürgerfamilie[1]. Er selbst war der älteste Sohn[2] des Golßener Bürgers, Krämers, Kaufmanns und späteren Biersteuereinnehmers Johann Gottfried Dolz[3] (* 8. April 1738 in Golßen, † 12. Februar 1799 ebenda) und dessen am 6. November 1768 geheirateten Frau Christina Dorothea (geb. Heffter[4], * 12. August 1749 in Golßen, † 16. Februar 1821 ebenda). In seinem Geburtsort erhielt er am 6. November 1769 in der dortigen Stadtkirche die Taufe[5]. Seine ersten Lebensjahre verbrachte er im niederlausitzischen Geburtsort, wo er seine ersten Ansichten und Einblicke in die Lebenswelt empfang.
Nach dem Besuch der der Golßener Stadtschule, wurde er Schüler des Lyceums Lübben, unter dem Rektor Carl August Thieme. Am 21. Mai 1790 immatrikulierte sich Dolz an der Universität Leipzig, wo er sich am 23. Februar 1792 den akademischen Grad eines Magisters der philosophischen Wissenschaften[6] erwarb[7]. Einer seiner akademischen Lehrer war unter anderem der Theologe Johann Georg Rosenmüller. Ab 1793 unterrichtete er in Leipzig als freiwilliger Mitarbeiter an der Ratsfreischule. Unter der Leitung Karl Gottlieb Platos hatte er an dieser Schule von 1800 bis 1833 das Vizedirektorat inne. Nach dem Tod Platos, 1833, übernahm er dessen Stelle.
Dolz verfasste zahlreiche, insbesondere religions- und geschichtsdidaktische, Schriften. Von 1806 bis 1824 gab er eine „Jugendzeitung“ heraus, von 1812 an ein „Taschenbuch für die Jugend“. Als Freimaurerer betätigte er sich in der Leipziger Loge Linde (ab 1809 Balduin zur Linde) und wurde 1833 Ehrenmitglied Freimaurerloge der Minerva zu den drei Palmen. 1841 erhielt er die Leipziger Ehrenbürgerwürde. 1894 wurde ihm und Plato ein Denkmal in Leipzig errichtet. In Leipzig benannte man nach ihm eine Straße, welche jedoch überbaut wurde. Dem Ehelosen Dolz wurde 1842 von seinen Schülern eine Stiftung gewidmet, welche aber sicherlich während er Inflationszeit erlag.
Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Alten Johannisfriedhof im Familiengrab Plato.
Werke
- Die Rathsfreischule in Leipzig während der ersten fünfzig Jahre ihres Bestehens. Leipzig 1841.
- Christliche Religionsgesänge für Bürgerschulen. Leipzig 1793.
- Katechetische Unterredungen. 4 Sammlungen, seit 1795.
- Andachtsbuch zum Gebrauche für gebildete junge Christen bey der Feyer des Abendmahls., Leipzig 1797 (2 Auflage, Digitalisat),
- Praktische Anleitung zu schriftlichen Aufsätzen über Gegenstände des gemeinen Lebens. Johann Ambrosius Barth, Leipzig, 1798, (Digitalisat)
- Leitfaden zum Unterrichte in der Sächsischen Geschichte für Bürgerschulen. Leipzig, 1799, (Digitalisat),
- Neue Katechisationen über religiöse Gegenstände. 6 Sammlungen in 4 Theilen, 1799–1801, 1 Sammlung, Leipzig, 1799, (Digitalisat); 2 Sammlung, Leipzig, 1799, (Digitalisat); 4 Sammlung, Leipzig, 1801; 5 Sammlung, Leipzig, 1801, (Digitalisat); 6 Sammlung, Leipzig, 1801, (Digitalisat),
- Katechetische Jugendbelehrungen über weltliche und religiöse Wahrheiten. 5 Theile, 1805–1818.
- Katechetische Anleitungen zu den ersten Denkübungen. 2 Bände, Leipzig 1805 (3. Auflage, Bd. 1, Digitalisat, Bd. 2, Digitalisat),
- Abriß der allgemeinen Menschen- und Völkergeschichte. 3 Bände, Leipzig 1813.
- Leitfaden zum Unterricht in der Menschengeschichte für Bürgerschulen. Leipzig 1813 (2. Auflage, Digitalisat), Leipzig 1825 (7. Auflage).
- Lehrbuch der nothwendigen und nützlichen Kenntnisse, besonders für eine, nach weitrer Bildung strebende, Jugend. Leipzig, 1815, (Digitalisat)
- Johann Georg Rosenmüllers Leben und Wirken. Leipzig 1816, (Digitalisat)
- Leitfaden zum Unterricht in der sächsischen Geschichte. Leipzig 1823 (3. Auflage).
- Grundriß einer allgemeinen Religionsgeschichte für Schulen. Leipzig 1804.
- Versuch einer Geschichte der Stadt Leipzig. Leipzig 1818.
- Die Moden in den Taufnamen – Internet Archive. Leipzig 1825.
- Hilfsbuch zum Schön- und Rechtschreiben. Leipzig 1820 (6. Auflage)
- Anleitung zu schriftlichen Aufsätzen für Bürgerschulen. 1826 (6. Auflage)
- Anstandslehre für die Jugend. Leipzig 1825 (3. Auflage, Digitalisat),
- Lehrbuch nothwendiger und nützlicher Kenntnisse, besonders für eine, nach weitrer Bildung strebende, Jugend. Leipzig 1815 (1. Auflage), 1818 (2. Auflage)
Literatur
- Michael Bock: Zum 250. Geburtstag des Reformpädagogen Johann Christian Dolz (1769 Golßen–1843 Leipzig) In: Zeitschrift für Mitteldeutsche Familiengeschichte, Jg. 60 (2019), Heft 3, S. 145–156.
- Matthaeus Cornelius Münch und I. B. Heindl: Universal-Lexicon der Erziehungs- und Unterrichtslehre für Schulaufseher. 3. Auflage, Band 3, J. A. Schlosser, Augsburg 1860, S. 423–424 (online)
- Heinrich Julius Kämmel: Dolz, Johann Christian. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 5, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 322 f.
- Klaus-Ulrich Pech: Dolz, Johann Christian. In: Klaus Doderer (Hrsg.): Lexikon der Kinder- und Jugendliteratur. Ergänzungsband. Beltz, 1982, ISBN 3-407-56514-3, S. 156–158
- Helge Voigt: Gelebter Glaube an der Ratsfreischule um 1800. In: Leipziger Kalender. 1999, S. 147–155.
- Axel Frey und Bernd Weinkauf (Hrsg.): Leipzig als ein Pleißathen. Eine geistesgeschichtliche Ortsbestimmung. Leipzig 1995
Weblinks
- Literatur von und über Johann Christian Dolz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Michael Bock: Johann_Christian_Dolz. In: Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (Hrsg.): Sächsische Biografie.
Einzelnachweise
- Sein Ururgroßvater war der scheinbar 1623 in Finsterwalde geborene Caspar Golz († 21. August 1695 in Golßen), welcher 1656 in Golßen die Stelle eines Diakons an der dortigen Stadtkirche übernahm. Aus dessen Ehe mit Christina Elisabeth N.N. († 1690 in Golßen), stammte sein Urgroßvater der Nadler Caspar Gottlieb Dolz († 1743), dessen Bruder der Schneider Caspar Martin Dolz († 2. Mai 1727 in Golßen), sogar Bürgermeister von Golßen wurde.
- Aus der Ehe stammt noch die Tochter Johanna Christina Dorothea (I.) Dolz (* 17. Januar 1772 in Golßen, † jung), die Schwester Johanna Christian Dorothea (II.) Dolz (* 6. November 1773 in Golßen), die Schwester Christina Friderica Dolz (* 4. Juni. 1776 in Golßen) ⚭ Schweinitz 29. September 1800 Johann Christian Carl Förtsch (* 29. Juli 1771 in Nirmsdorf/Thüringen, † 17. Oktober 1842 in Naumburg), Lehrer Ratsfreischule Leipzig, 29. September 1798 Kantor u. Lehrer Golßen, 1805 Diak. Golßen, 1835 Emeritiert, der Bruder Carl Gottlob Dolz (17. Februar 1778 in Golßen), Sommersemester 1793 an der Universität Leipzig deponiert, und die Schwester Charlotte Carolina Dolz (* 2. Februar 1781 in Golßen)
- Er war der Sohn des Caspar Johann Jacob Dolz (* 10. Januar 1703 in Golßen, † 27. April 1748 ebenda) und dessen am 6. November 1731 geheirateten Frau Maria Elisabeth (* 22. April 1704 in Golßen, † 20. Februar 1776 ebenda), Die Tochter des Golßener Bürgermeisters Michael Vater († 18. Februar 1738 in Golßen)
- Sie war die Tochter des Golßener Kantors Christian Heffter (* 26. August 1687 in Guben, † 9. November 1750 in Golßen, aus dessen am 25. Januar 1746 geschlossen zweiten Ehe mit Johanna Sophia (* 11. Juni 1717 in Baruth, † 9. November 1750 in Golßen), die Tochter des gräflich Solmsen Mundkoch in Baruth Johann Trillitzsch
- Paten war der Kantor in Baruth Johann Georg Schulze, der Student jur. Johann Christian Heffter (wohl der Onkel) und Charlotte Dolz, Tochter des Kaufmanns in Berlin Caspar Christian Dolz
- zur damaligen Zeit auch Dr. phil.
- Georg Erler: Die jüngere Matrikel der Universität Leipzig 1559–1809. Bd. 3 (Die Immatrikulationen vom Wintersemester 1709 bis zum Sommersemester 1809), Leipzig, 1909, S. 66, Sp. 3 Digitalisat