Johann Baptist Reiter

Johann Baptist Reiter (* 28. Mai 1813 in Urfahr, heute Linz, Oberösterreich; † 10. Januar 1890 in Wien) war ein österreichischer Porträt- und Genremaler.

Selbstbildnis
Johann Baptist Reiter, Betrachtung im Negligé

Leben

Johann Baptist Reiter war der Sohn eines Tischlermeisters. Im väterlichen Betrieb absolvierte er eine dreijährige Lehre in Linz, nach der er dort “Firmaschilder in Lebensgröße nach Kupferstichen – eben so Schilder für Greisler und Schnittwaren Händler[1] anfertigte. Seine erste Ausbildung dürfte er durch den in Linz tätigen Maler Franz Xaver Bobleter erhalten haben. Durch den Kunsthändler Josef Hafner angeregt, ging Reiter gemeinsam mit seinem Freund Leopold Zinnögger nach Wien, mit dem er zusammen wohnte und an der Wiener Akademie studierte. Beide besuchten zunächst die Graveurschule. Die Lehrer Reiters waren nach eigenen Angaben Anton Petter, Joseph Redl und Johann Nepomuk Ender.[2] Starken Einfluss hatte auch Leopold Kupelwieser, der ihn unterstützte und ihm frühe Porträtaufträge verschaffte. Eine gelegentlich tradierte Tätigkeit als Porzellanmaler ist nicht belegbar.

Über Vermittlung von Leopold Kupelwieser wurde Reiter zwischen 1834 und 1837 ein Stipendium der Oberösterreichischen Landstände gewährt. Ab dieser Zeit beteiligte er sich auch an Ausstellungen und gewann 1836 den Lampi-Preis für Modellzeichnen. 1839 heiratete er die Linzerin Maria Anna Hofstötter. Seit etwa 1842 hatte er mit seinen Gemälden zunehmenden Erfolg und verdiente gut. Dass er in Wien ein großes Haus mit vierspänniger Equipage und einem Mohren als Diener führte, ist aber Legende.[3] 1848 sympathisierte er mit den Revolutionären und porträtierte sich und seine Frau als Schanzarbeiter. Später trennte sich das Paar, und Reiter lernte spätestens 1853 die aus Zruč in Böhmen stammende, 23 Jahre jüngere Näherin Anna Josefa Theresia Brayer, kennen, die ihm Lieblingsmodell und Geliebte wurde[4]. Er hatte mit ihr 1862 den Sohn Moritz und 1864 die Tochter Alexandrine (Lexi), doch konnte er Anna erst nach dem Tod seiner ersten Frau 1866 heiraten. Zwischen 1850 und 1870 stellte Reiter regelmäßig im Österreichischen Kunstverein aus. Nachdem seine heiß geliebte Tochter Lexi 1883 an Lungenentzündung gestorben war, gab er die Malerei fast vollständig auf.

Ehrenhalber gewidmetes Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof

Er starb ein Jahr später als seine zweite Gattin und wurde in einem ehrenhalber gewidmeten Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 41 D, Reihe 11, Nr. 5) begraben. Sein Geburtshaus in Urfahr (Im Tal 12) wurde 2007 abgerissen, das Reiter-Haus an der Oberen Donaulände in Linz musste bereits 1962 dem Römerberg-Tunnel weichen,[5] Das Sterbehaus in Wien, Rechte Wienzeile 15 ist hingegen unverändert erhalten, trägt aber keine Gedenktafel.[6]

Leistung

Johann Baptist Reiter wurde künstlerisch vor allem von Johann Peter Krafft, Leopold Kupelwieser und Ferdinand Georg Waldmüller beeinflusst, zu dem er in den 1840er Jahren zunehmend in Konkurrenz trat. Nachdem er sich anfangs mit Altarbildern und religiösen Historienbildern versucht hatte, wandte er sich der realistischen Porträt- und Genremalerei zu. Das Studium der Niederländer des 17. Jahrhunderts verhalf ihm zu einer ausgefeilten Technik. Mit seinen lebensnahen Bildnissen und Genrebildern aus dem Leben der einfachen Leute und Arbeiter fand Reiter schließlich sein ihm gemäßes Fach das ihn zu einem der erfolgreichsten Biedermeiermaler in Wien machte. Höhepunkte seines Schaffens sind seine lebendigen Kinderdarstellungen, aber auch die Bildnisse außergewöhnlicher Frauen wie der Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Louise Aston. Auch in seinem Spätwerk hielt er an einem Realismus fest, der gelegentlich an jenen Gustave Courbets heranreicht. Dies gilt insbesondere für sein verschollenes Hauptwerk, die Landpartie, in dem er – ohne nachweislich in Frankreich gewesen zu sein – den Franzosen sehr nahe kommt. Unter den Spätwerken erreichen insbesondere einige seelenvolle Porträts überregionale Bedeutung, darunter jenes des Geologen Ami Boué sowie mehrere Selbstbildnisse.

Werke

Mädchen mit Bernsteinkette (1847)[7]
Mädchen am Frühstückstisch
Schlummernde Frau, 1849, Belvedere, Wien

Ausstellungen

Vom 12. Juni bis 3. November 2013 fanden zum Jubiläum seines 200. Geburtstages im Schlossmuseum Linz und im Nordico in Linz die bisher umfassendsten Retrospektiven statt. Die beiden Ausstellungen wurden gemeinsam konzipiert und ergänzten einander. In den Sammlungen des Oberösterreichischen Landesmuseums und der Museen der Stadt Linz (Nordico und Lentos) befinden sich rund 170 Werke des Künstlers. Die von Lothar Schultes, Elisabeth Nowak-Thaller und Kathrin Hausberger kuratierten Ausstellungen wurden durch Leihgaben aus dem Belvedere, dem Wien Museum, dem Leopold Museum, dem Museum of Fine Arts Budapest sowie weiteren Privatsammlungen und Galerien aus dem In- und Ausland ergänzt. Ausstellungsarchitekt war Thomas Pauli.[8]

Literatur

Commons: Johann Baptist Reiter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Schultes, Reiter, S. 19
  2. Schultes, Reiter, S. 22–28
  3. Schultes, Reiter, S. 73–82
  4. Schultes, Reiter, S. 183 ff.
  5. Schultes, Reiter, 17 f.
  6. Schultes, Reiter, S. 262 f.
  7. Bild von Johann Baptist Reiter angekauft. In: orf.at. 14. Dezember 2017, abgerufen am 22. Dezember 2020 (Mädchen mit Bernsteinkette).
  8. Johann Baptist Reiter (1813 Linz - 1890 Wien), in: Webpräsenz des Norcico Stadtmuseums Linz.
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