Johann Amadeus Franz von Thugut
Johann Amadeus Franz de Paula Freiherr von Thugut (* 8. März 1736 in Linz; † 29. Mai 1818 in Wien) war ein österreichischer Staatsmann.
Leben
Franz Thugut,[1] der aus bürgerlichen Verhältnissen kam, arbeitete zunächst als Übersetzer in der österreichischen Staatskanzlei,[2] bevor ihm selbst diplomatische Aufgaben übertragen wurden. Der leitende Minister Wenzel Anton Kaunitz förderte seine Karriere. 1769 wurde Thugut zunächst zum Geschäftsträger, zwei Jahre später zum Internuntius Österreichs beim Osmanischen Reich ernannt. Sein größter Erfolg in dieser Funktion war der Friede von Küçük Kaynarca 1775, in dem Österreich die Bukowina erwarb. 1777/78 führte er im Bayerischen Erbfolgekrieg die Verhandlungen mit der preußischen Seite, ohne jedoch Ergebnisse zu erzielen.
1793 wurde Thugut zum Außenminister ernannt und ein Jahr später trotz Anfeindungen durch die adlige Hofpartei zum Nachfolger Kaunitz’. In dieser Position trat er als entschiedener Gegner Preußens auf und sicherte Österreich in der Dritten polnischen Teilung 1795 Gebietsgewinne. Thugut war einer der entscheidenden Motoren für die Bildung der Koalition gegen das revolutionäre Frankreich, doch konnte auch er nicht den Siegeszug Napoleons aufhalten. Gegen den Wunsch von Erzherzog Karl wies er zwei Friedensangebote Napoleons zurück. 1801 übernahm Thugut die persönliche Verantwortung für die fortgesetzten militärischen Niederlagen und erheblichen Gebietsverluste für Österreich und trat zurück.
Ehrungen
Im Jahr 1877 wurde in Wien-Leopoldstadt (2. Bezirk) die Thugutstraße nach ihm benannt.
Literatur
- Alfred von Vivenot: Thugut, Clerfait und Wurmser: Original-Documente aus dem K.K. Haus-, Hof- und Staats-Archiv und dem K.K. Kriegs-Archiv in Wien vom Juli 1794 bis Februar 1797. Wien 1869.
- Constantin von Wurzbach: Thugut, Franz Maria Freiherr. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 45. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1882, S. 1–6 (Digitalisat).
- Heinrich von Zeißberg: Thugut, Johann Amadeus Franz de Paula. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 38, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 138–158.
- Karl A. Roider: Baron Thugut and Austria’s response to the French Revolution. Princeton 1987.
Weblinks
Einzelnachweise
- „Franz“ war sein zeitlebens üblicher Vorname, siehe Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Bd. 45: Thugut – Török. K. K. Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1882, S. 1.
- Vgl. Eintrag zu Außenministerium, Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon).
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Josef von Heinrich (Gt) | Österreichischer Gesandter in Konstantinopel 1769–1776 | Emanuel von Tassara (Gt) |
Benedikt de Caché | Österreichischer Gesandter in Warschau 1780–1783 | Benedikt de Caché |
Karl von Richecourt | Österreichischer Gesandter in Neapel 1787–1789 | Norbert Hadrava (Gt) |
Philipp von Cobenzl | Österreichischer Außenminister 1793–1800 | Ferdinand von Trauttmansdorff |