Joblinge

Den Rahmen für das lokale Engagement bilden gemeinnützige Aktiengesellschaften (gAGs), die mit Partnern aus der Wirtschaft und der öffentlichen Hand gegründet werden. Als Anteilshabende bringen sich Unternehmen, Stiftungen und Organisationen, aber auch Kommunen und Landkreise ein. Für gAGs gelten im Wesentlichen die gleichen Bedingungen wie für herkömmliche Aktiengesellschaften – mit einem wichtigen Unterschied: Statt einer finanziellen Dividende erhalten die Aktionäre eine ideelle Dividende. Vertreter der Anteilshabenden engagieren sich ehrenamtlich als Mitglieder im Vorstand oder im Aufsichtsrat der gAG bzw. im Beirat einer Filiale. Seit dem Start im Jahr 2008 ist die Initiative auf bundesweit mehr als 30 Standorte gewachsen. Dies geschieht nach dem Modell der Filialisierung: Neue Standorte werden unter dem Dach einer bestehenden gAG eröffnet.

Überregional gesteuert wird die Initiative von der JOBLINGE-Dachorganisation. Als Franchisegebende setzt diese Standards, treibt die Weiterentwicklung des Konzepts voran und steuert das Wachstum der Initiative. Gleichzeitig übernimmt sie zentrale Services wie Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, Reporting-Systeme, Datenbank und die IT-Infrastruktur. Sie bereitet die Zertifizierung vor, unterstützt beim Fundraising sowie beim Best-Practice-Austausch. Die Dachorganisation ist für das Onboarding neuer Standort-Teams zuständig und organisiert Trainings zur Weiterbildung der Mitarbeitenden. Vorstand der JOBLINGE-Dachorganisation und der Gesamtinitiative ist Kadim Tas.

Um eine dauerhafte Unterstützung der Initiative zu ermöglichen, rief die Boston Consulting Group 2011 die JOBLINGE-Stiftung ins Leben. Anders als die Standorte und die Dachorganisation hat die Stiftung keine Mitarbeitende. Als Förderstiftung bündelt sie die Spenden der Initiatoren, Partnern und weiterer privater Fördernden, die im Sinne des Spendenden einzelnen Standorten oder der Gesamtinitiative zugutekommen.

Das sechsmonatige Programm gliedert sich in vier Phasen:[9]

1. In der Aufnahmephase sollen die Teilnehmenden im Rahmen einer gemeinnützigen Projektarbeit ihre Motivation und Einsatzbereitschaft unter Beweis stellen.[5] Zudem wird sichergestellt, dass JOBLINGE für die Interessierten das richtige Programm ist. Dazu gehören formale Kriterien wie zeitliche Verfügbarkeit und Deutschkenntnisse, aber auch die Klärung persönlicher Rahmenbedingungen und Ziele (Dauer ca. 2 Wochen).
2. Die Orientierungsphase (ca. 6 Wochen) dient der Berufsorientierung und Berufsfeldfindung sowie der Vermittlung von Schlüsselkompetenzen durch unternehmerische Gruppenprojekte, Trainings und ein Kultur- und Sportprogramm.[10] Zudem erhalten die Teilnehmenden Unterstützung bei der Neustrukturierung der Lebensumstände (z. B. Schulden, Wohnsituation, Gesundheit und anderen persönlichen Themen).[7]
3. In der Praxis-/Probephase (ca. 17 Wochen) liegt der Fokus auf dem Qualifizierungspraktikum, in dem die erlernten Kompetenzen in der Praxis angewendet und erste Berufserfahrung gesammelt werden.[11] Zudem können die Teilnehmenden ihre Fähigkeiten bei einem potentiellen Arbeitgeber unter Beweis stellen und sich ihren Ausbildungs- oder Arbeitsplatz selbst erarbeiten (erst die Probephase wird dann deutlich mit dem Ziel „Ausbildung“ verbunden).
4. Anschluss- und Arbeitsphase: Auch nach Abschluss des regulären Programms bietet JOBLINGE den Alumni Unterstützung an. Vor allem geht es um Prävention und Kommunikation mit allen an der Ausbildung Beteiligten, damit es erst gar nicht zu Konflikten oder Problemen und nicht zum Abbruch kommt. So stellt JOBLINGE das Ziel der nachhaltigen Vermittlung sicher.[7]

Trotz Integrationskursen und Berufsvorbereitungsklassen schaffen viele junge, geflüchtete Menschenden den Schritt in den Arbeitsmarkt nicht allein. Nur wenige Programme verknüpfen effektiv Qualifizierung und Vermittlung. Seit 2016 wendet sich Joblinge daher mit dem Programm Kompass an junge Geflüchtete zwischen 15 und 27 mit Arbeitserlaubnis. Die Teilnehmenden erarbeiten sich im Sinne von „Hilfe zur Selbsthilfe“ einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz. Bis heute haben bereits mehr als 3000 junge Menschen an Joblinge Kompass teilgenommen; die Vermittlungsquote liegt bei 72 %, die Nachhaltigkeitsquote bei 88 %. Arbeit wird als Schlüssel für die erfolgreiche Integration gesehen, wobei die jungen, geflüchteten Menschen bei der höchstmöglichen Qualifizierung unterstützt werden. Der Programmaufbau ähnelt dem Klassik Programm, wird allerdings noch um das Element eines Sprachkurses ergänzt.[12]

Die Initiative work4u wurde von Joblinge ins Leben gerufen, um geflüchtete Menschen aus der Ukraine schnell und unbürokratisch beim Ankommen und der Erstorientierung im deutschen Arbeitsmarkt mit Hilfe von engagierten Ehrenamtlichen zu unterstützen. Bis heute werden als 500 Geflüchtete unterstützen und mithilfe von über 150 Volunteers begleitet.

Plan A ist eine Weiterentwicklung des klassischen Joblinge-Programms, und stellt dabei eine einzigartige Rekrutierungskampagne aus On- und Offline Ansprache und umfassender Ausbildungsoffensive dar. Auf der Straße, durch Workshops und in den sozialen Netzwerken – PLAN A spricht die Jugendlichen dort an, wo sie sind. Ausbildungssuchende zwischen 16 und 30 Jahren werden kostenfrei motiviert und inspiriert sowie direkt und individuell unterstützt, eine Ausbildung zu finden. Plan A konzentriert sich dabei auf eine erweiterte Zielgruppe – im ersten Schritt gehen erfahrene Ausbildungspromoter auf junge Menschen auf der Straße zu, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen und sie persönlich zu inspirieren, ihren individuellen Weg in den Arbeitsmarkt zu finden. Unterstützung bietet anschließend ein Jobtrainings-Team, welches vertrauensvoll begleitet und somit eine nachhaltige Qualifizierung der Teilnehmenden gewährleisten will. Die Qualifizierung mündet in einer Plan A Ausbildungsmesse – digital mit dem eigenen Plan A Tool oder in Präsenz –, an der auch die aktuellen Joblinge-Gruppen mitmachen können. Der einzigartige Mehrwert für Unternehmen: Gut vorbereitete und orientierte Jugendliche, die bereit für ihren Plan A sind.