Jewgeni Karlowitsch Miller

Jewgeni Karlowitsch Miller (russisch Евгений Карлович Миллер, wiss. Transliteration Evgenij Karlovič Miller; * 25. Septemberjul. / 7. Oktober 1867greg. in Dwinsk, Gouvernement Witebsk, Russisches Kaiserreich; † 11. Mai 1939 in Moskau, UdSSR) war ein General der zaristischen Armee und einer der Führer der Weißen im russischen Bürgerkrieg.

General Miller

Der Karriere-Offizier war Abkömmling einer deutsch-baltischen Familie. Nach erfolgreicher Absolvierung der Militärakademie diente er zunächst in der kaiserlichen Garde. Zwischen 1898 und 1907 wurde er als russischer Militärattaché in diverse europäische Hauptstädte entsandt, darunter Rom, Den Haag und Brüssel. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges war er Stabsoffizier im Moskauer Militärbezirk und bei der 5. Armee. In dieser Funktion erreichte er den Rang eines Generalleutnants. Vom 28. Dezember 1916 bis zum 6. August 1917 war er Kommandierender General des XXVI. Armeekorps im Baltikum.

Als er nach der Februarrevolution im Jahre 1917 den ihm unterstellten Soldaten das Tragen roter Armbinden verbieten wollte, weil er mit den Ideen der Revolution nicht konform ging, wurde er von den eigenen Männern verhaftet.

Nach der Oktoberrevolution floh Miller nach Archangelsk, wo er sich zum Generalgouverneur von Nordrussland ausrief und sich den Weißen anschloss. Im Mai 1919 ernannte ihn Admiral Koltschak, einer der Hauptführer der weißen Bürgerkriegspartei, zum kommandierenden General aller Einheiten der Weißen in Nordrussland. Seine Armee, mit der er die Städte Archangelsk, Murmansk und Olonez kontrollierte, wurde von Truppen der Entente unterstützt. Diese hauptsächlich britischen Einheiten wurden jedoch nach einem im Raum der nördlichen Dwina fehlgeschlagenen gemeinsamen Angriff auf die Rote Armee im Sommer 1919 abgezogen, so dass er den Bolschewiki nunmehr alleine begegnen musste.

Nachdem weiterer Widerstand gegen die Bolschewiken aussichtslos geworden war, floh Miller im Februar 1920 auf dem Eisbrecher Kosma Minin ins Exil nach Norwegen. Später zog er nach Frankreich und entfaltete von dort aus in Zusammenarbeit mit Großfürst Nikolaus und General Pjotr Nikolajewitsch Wrangel weiterhin gegen die Sowjetunion gerichtete Aktivitäten.

Von 1930 bis 1937 fungierte Miller als Vorsitzender der Union aller russischen Militäreinheiten im Exil. Im Jahre 1937 wurde er unter Beteiligung des NKWD-Agenten Nikolai Wladimirowitsch Skoblin, eines Generals der Weißen, der im Exil heimlich für die Sowjetunion arbeitete, entführt und nach Russland gebracht. Am 11. Mai 1939 wurde er in Moskau exekutiert. Sein Leichnam wurde eingeäschert und auf dem Donskoi-Friedhof in einem Massengrab bestattet. Da Miller aufgrund des Verschwindens von Alexander Pawlowitsch Kutepow am 26. Januar 1930 in Paris vorsichtig geworden war und vor seiner Entführung eine Botschaft hinterlegt, aus der hervorging, mit wem er sich zu dem konspirativen Treffen verabredet hatte, musste Skoblin im September 1937 aus Paris fliehen. Seine Frau wurde zu 20-jähriger Haft verurteilt, in der sie nach drei Jahren verstarb.

Die Entführungen Millers und sieben Jahre zuvor Alexander Kutepows durch GPU-Agenten bildet den Hintergrund von Vladimir Nabokovs Erzählung Der Regieassistent (Помощник режиссёра).

Literatur

  • Marina Grey: Le général meurt a minuit. L’enlèvement des généraux Koutiépov (1930) et Miller (1937). Plon, Paris 1981. ISBN 2-259-00734-1.
Commons: Evgeny Miller – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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