Jeremiah O’Brien (Schiff)

Die Jeremiah O’Brien ist ein Liberty-Frachter, der im Zweiten Weltkrieg in den USA gebaut wurde. Das Schiff ist benannt nach Captain Jeremiah O’Brien (1744–1818), einem Kapitän im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Das fahrbereite Schiff liegt normalerweise an Pier 45 im Hafen von San Francisco (Kalifornien) und kann dort besichtigt werden. Es ist eines der wenigen noch erhaltenen Schiffe, die am D-Day an der Operation Overlord teilnahmen.[1][2]

Jeremiah O’Brien
Die Jeremiah O’Brien im Hafen von San Francisco
Die Jeremiah O’Brien im Hafen von San Francisco
Schiffsdaten
Flagge Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Schiffstyp Frachtschiff
Klasse Liberty-Frachter EC2-S-C1
Rufzeichen KXCH
Heimathafen San Francisco
Eigner War Shipping Administration
Bauwerft New England Shipbuilding Corporation
Baunummer 230
Kiellegung 6. Mai 1943
Stapellauf 19. Juni 1943
Indienststellung 3. Juli 1943
Außerdienststellung 7. Februar 1946
Verbleib Seetaugliches Museumsschiff
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 134,57 m (Lüa)
Breite 17 m
Tiefgang (max.) 8,46 m
Verdrängung 12.923 t
Maschinenanlage
Maschine 3-Zylinder-Verbundmaschine
Höchst­geschwindigkeit 11,0 kn (20 km/h)
Propeller 1
Bewaffnung
  • 8 × 20-Millimeter (0,79 Zoll) Flak
  • 1 × 3-Zoll (76,2 mm) Kanone
  • 1 × 5-Zoll (127 mm) Kanone
Sonstiges
Klassifizierungen American Bureau of Shipping
Registrier­nummern IMO-Nr. 5171749
Jeremiah O’Brien
National Register of Historic Places
National Historic Landmark


Jeremiah O’Brien (Schiff) (Kalifornien)
Jeremiah O’Brien (Schiff) (Kalifornien)
Lage San Francisco, Kalifornien
Koordinaten 37° 48′ 40″ N, 122° 25′ 5″ W
Erbaut1943
NRHP-Nummer78003405
Daten
Ins NRHP aufgenommen 7. Juni 1978
Als NHL deklariert14. Januar 1986

Geschichte

Die Jeremiah O’Brien wurde von der New England Shipbuilding Corporation in South Portland (Maine) in nur 56 Tagen gebaut. Sie wurde am 19. Juni 1943 fertiggestellt und nahm ab 21. Juli am Geleitzug BX 64 von Boston nach Halifax teil. Danach fuhr sie im Geleitzug HX 249 von New York über den Nordatlantik nach Liverpool. Während des Kriegs überquerte sie in Geleitzügen mehrmals den Atlantik, nahm aber auch an kleinen Küstengeleitzügen wie den EN-Geleitzügen teil.[3] Sie gehörte zur 6939 Schiffe zählenden Armada,[1] die am 6. Juni 1944 in der Normandie landete.[2] In ihren weiteren Reisen im aktiven Dienst fuhr sie diverse Häfen rund um die Welt an, darunter in Chile, Peru, Neuguinea, den Philippinen, Indien, China und Australien.

1946, nach dem Ende des Krieges, wurden viele der Liberty-Frachter ausgemustert und an in- und ausländische Firmen verkauft. Einige, darunter die Jeremiah O’Brien, wurden aufgelegt für eventuelle spätere Verwendung. Die O’Brien lag 33 Jahre lang in der Suisun Bay in der Reserveflotte. In den 1970er Jahren, als der Verkauf erneut zur Debatte stand, kam der Gedanke auf, eines der noch im Originalzustand verbliebenen Liberty-Schiffe zu erhalten. Eine Gruppe Freiwilliger setzte sich dafür ein, das am besten erhaltene Schiff für die Nachwelt zu bewahren. Die O’Brien konnte durch geschickte Manöver eines Angestellten des USMS auf der Verkaufs- und Abwrackliste immer wieder nach hinten geschoben werden. 1979, nach hunderten von Stunden Freiwilligenarbeit, in denen das Schiff „entmottet“ und gereinigt wurde, fuhr es unter eigener Kraft nach San Francisco in die Werft, wo es generalüberholt wurde. Kein anderes Schiff hat die Reserveflotte je unter eigener Maschine verlassen.[4]

Nach einem Aufenthalt im Trockendock und vielen tausend Stunden Freiwilligenarbeit konnte die Jeremiah O’Brien ihren Betrieb als „lebendes“ Museum aufnehmen. Sie ist eine Gedenkstätte für die Seeleute der US-Handelsmarine, die im Zweiten Weltkrieg auf Liberty-Frachtern gedient haben, ihre Geschützmannschaften der Navy und die Zivilisten, die diese nach Stückzahlen größte Schiffsklasse aller Zeiten gebaut hatten. Im Januar 1986 wurde die Jeremiah O’Brien als National Historic Landmark eingestuft.[5]

Der Maschinenraum der Jeremiah O’Brien diente im Film Titanic als Kulisse für den Maschinenraum des Luxusliners und die Tontechniker besuchten vier Mal das Schiff, um geeignete Hintergrundgeräusche für den Film aufzunehmen.[6]

Zudem ist es im Film Birth of the Dragon zu sehen, als Wong Jack Man (gespielt von Xia Yu) mit diesem Schiff reist.

50. Jubiläum des D-Day

1994 sollte die Jeremiah O’Brien zum 50-jährigen Jubiläum des D-Day an die Küste der Normandie zurückkehren. Dafür musste sie erst wieder in einen seetauglichen Zustand versetzt werden, bevor sie durch den Panamakanal nach Osten fahren konnte. Sie fuhr über den Atlantik nach Großbritannien, wurde von der Queen begrüßt und auch vom US-Präsidenten besucht. Gefahren wurde sie, neben ein paar Kadetten der kalifornischen Marineakademie, von Veteranen, die schon im Krieg auf Liberty-Frachtern unterwegs gewesen waren und nun zum Teil schon über 70 Jahre alt waren.

Am 50. Jahrestag der größten Landungsoperation der Geschichte war die Jeremiah O’Brien vor der Küste Nordfrankreichs eine besondere Attraktion, denn sie war, abgesehen von ein paar kleinen Booten, das einzige Schiff, das selbst an der Operation beteiligt war. Insgesamt dauerte ihre 8. Reise (die ersten 7 entfielen auf ihre aktive Zeit) 6 Monate, während der sie 18.000 Meilen zurücklegte.

Heute liegt die O’Brien für gewöhnlich an Pier 45 in Fisherman’s Wharf in San Francisco und kann dort besichtigt werden. Regelmäßig wird die Maschine zu Demonstrationszwecken angeheizt und mehrmals pro Jahr werden Rundfahrten durchgeführt.

Neben der Jeremiah O’Brien existiert noch ein zweiter Liberty-Frachter, der fahrtüchtig ist, die John W. Brown in Baltimore.[7] Im Gegensatz zur O’Brien wurde diese aber seit ihrer ursprünglichen Indienststellung mehrfach umgebaut.

Bilder

Siehe auch

  • Nash, ein weiteres noch existierendes Schiff, das am D-Day teilnahm.
  • Victory-Schiff

Literatur

Commons: Jeremiah O’Brien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. American Merchant Marine Ships at Normandy in June 1944. U.S. Maritime Service Veterans, abgerufen am 4. Oktober 2013.
  2. SS Jeremiah O’Brien. In: World War II in the San Francisco Bay Area. National Park Service, archiviert vom Original am 16. April 2007; abgerufen am 22. März 2007. (Hinweis: Die Quelle behauptet, sie wäre das einzig verbliebene Schiff des D-Day, es existiert aber mit dem Schlepper Nash noch mindestens ein weiteres; und auf dieser Webseite finden sich rund ein Dutzend noch heute vorhandener Schiffe, die am D-Day an der Operation Overlord teilnahmen.)
  3. Arnold Hague: Arnold Hague Convoy Database, JEREMIAH O'BRIEN. Abgerufen am 27. Mai 2017 (englisch).
  4. History of the O’Brien. Archiviert vom Original am 4. Oktober 2013; abgerufen am 4. Oktober 2013.
  5. Listing of National Historic Landmarks by State: California. National Park Service, abgerufen am 1. August 2019.
  6. Tom Kenny: Sound for Picture: Film Sound Through the 1990s, Hal Leonard Corporation, 2000, S. 141-142
  7. L. A. Sawyer, W. H. Mitchell: The Liberty Ships. second Auflage. Lloyd’s of London Press Ltd., London 1985, S. 229–237.
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