Jarvis Cocker

Jarvis Branson Cocker (* 19. September 1963 in Sheffield) ist ein britischer Musiker. Bekannt wurde er als Frontmann der Band Pulp.

Werdegang

Jarvis Cocker wuchs mit seiner Schwester Saskia bei seiner Mutter in Sheffield auf. Der Vater spielte kurzzeitig in der Band des ebenfalls aus Sheffield stammenden Joe Cocker. Nachdem dieses Engagement beendet war, verließ der Vater die Familie, um nach Australien zu gehen, wo er sich als Bruder von Joe Cocker ausgab und eine Radiosendung übernahm. Die Tatsache, dass Jarvis Cocker daraufhin allein unter Frauen aufwuchs, hat ihn nach eigener Aussage stark geprägt.

Ende der 1970er Jahre gründete Cocker mit einigen Freunden die Band Pulp. Anfangs wechselte die Besetzung häufig, selten spielte die Band zweimal hintereinander in exakt gleicher Formation. Nach einigen Auftritten, unter anderem 1981 in der Sendung des britischen Radiomoderators John Peel, veröffentlichten Pulp 1983 ihr erstes Album „It“, allerdings ohne kommerziellen Erfolg.

In der Folgezeit schlug sich Jarvis Cocker mit Nebenjobs durch und die Band spielte in unregelmäßigen Abständen und Besetzungen einige Konzerte. Auf dem zweiten Album „Freaks“ von 1986 war Jarvis das einzig verbliebene Gründungsmitglied der Band.

Während der Verleihung der BRIT Awards 1996 protestierte Cocker auf der Bühne gegen den Auftritt von Michael Jackson. Während Jackson das Lied Earth Song sang, betrat Cocker die Bühne, ging in die Mitte und sah ins Publikum. Der gesamte Vorfall dauerte nur eine Minute. Mehrere Mitglieder des Sicherheitspersonals versuchten, ihn von der Bühne zu holen, was aber nicht gelang. Nach der Show wurde Jarvis Cocker unter dem Vorwurf der Körperverletzung festgenommen, obwohl er während der gesamten Aktion niemanden berührt hatte. Michael Jacksons Plattenfirma Epic griff Cocker am nächsten Tag öffentlich an.

Seit dem 2002 veröffentlichten Greatest-Hits-Album befinden sich Pulp in einer kreativen Schaffenspause. Seit dieser Zeit lebt Cocker teilweise in Paris, um Zeit mit seinem Sohn aus der Ehe mit Camille Bidault-Waddington zu verbringen.[3] 2003 veröffentlichte Cocker unter dem Pseudonym Darren Spooner ein Album mit seiner Band Relaxed Muscle. In den kommenden Jahren arbeitete er als Songschreiber für Marianne Faithfull, Charlotte Gainsbourg und Nancy Sinatra.[4]

In dem Film Harry Potter und der Feuerkelch spielt Cocker den Sänger der auf dem Tanzball auftretenden Band. Die vorgetragenen Titel stammen von ihm und sind auf dem Soundtrack-Album enthalten.

2006 veröffentlichte Jarvis Cocker sein erstes Soloalbum, welches schlicht „Jarvis“ heißt. Die erste Singleauskopplung war „Running the World“. Produziert wurde das Album von Sam Lockwood und John Watson. Letzterer half Cocker beim Schreiben der Songtexte.

Jarvis Cockers zweites Album mit dem Titel Further Complications erschien am 2009, es wurde von Steve Albini produziert.

Cocker tritt als Gastgeber der Show „Jarvis Cocker’s Sunday Service“ auf BBC 6 auf.

2017 veröffentlichten Cocker und der kanadische Pianist Chilly Gonzales die CD Room 29, einen Liederzyklus, der sich mit Geschichten rund um das Chateau Marmont Hotel und mit den Anfängen der Traumfabrik Hollywood auseinandersetzt. Cocker steuerte die Texte, Gonzales die Musik bei.

Im gleichen Jahr schloss Cocker einen Vertrag über 100.000 Pfund mit Penguin Books ab. Gegenstand des Vertrags ist ein Buch mit biografischen Texten, Essays, Illustrationen und Fotos, das Ende 2020 herauskommen soll.

2019 veröffentlichte Cocker mit einer neuen Band namens „Jarv Is“ die Single Must I Evolve?.[5]

Am Ende desselben Jahres setzten sich Brexit-Kritiker im Rahmen einer Grassroots-Kampagne dafür ein, eine Fassung des Songs „Running the World“ an die Spitze der britischen Weihnachts-Charts zu setzen. Die Version, die Cocker mit dem Kaiser Quartett aufgenommen hatte, schaffte es jedoch nur bis Platz 48 der britischen Charts.[6]

Diskografie

Jarvis Cocker beim Rock en Seine 2007
Jarvis Cocker bei einem Konzert 2006

Alben

  • 2003: Heavy Nite With … Relaxed Muscle (Sanctuary Records)
  • 2006: Jarvis (Rough Trade)
  • 2009: Further Complications (Rough Trade)
  • 2017: Room 29 (Jarvis Cocker & Chilly Gonzales) (Deutsche Grammophon)

Singles

  • 2007: Don’t Let Him Waste Your Time (Rough Trade)

Sonstiges

  • 2006 mit Kid Loco Beitrag zu dem Serge-Gainsbourg-Tributealbum Monsieur Gainsbourg Revisited: I Just Came to Tell You That I’m Going (Original: Je suis venue te dire que je m’en vais)
  • 2006 auf seiner Myspace-Seite veröffentlichte er den Track The Cunts Are Still Running the World (später als Hidden Track auf "Jarvis")
  • 2007 für das Album Pocket Symphony von Air schrieb er den Text für One Hell of a Party und lieh dem Song seine Stimme.

Publikationen

  • Good Pop, Bad Pop: Die Dinge meines Lebens. Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2022, ISBN 9783462003840
  • Mother, Brother, Lover – Lyrics, übersetzt von Michael Kerkmann. Berlin Verlag in der Piper Verlag GmbH, Berlin 2013, ISBN 978-3-8270-1157-2.

Literatur

  • Owen Heatherley: These Glory Days. Ein Essay über Pulp und Jarvis Cocker, übersetzt von Sylvia Prahl. Edition Tiamat/Verlag Klaus Bittermann, Berlin 2012, ISBN 978-3-89320-168-6.
Commons: Jarvis Cocker – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. DE AT CH UK US
  2. Auszeichnungen für Musikverkäufe: UK
  3. Sophie Heawood: Jarvis Cocker: ‘I’ve lived in my head for most of my life’. In: theguardian.com. 19. Mai 2019, abgerufen am 24. Dezember 2019 (englisch).
  4. Christoph Dallach: Gut getarnt. In: spiegel.de. 30. Mai 2009, abgerufen am 24. Dezember 2019.
  5. Nick Reilly: Listen to ‘Must I Evolve?’, the new single from Jarvis Cocker. In: nme.com. 19. Mai 2019, abgerufen am 24. Dezember 2019 (englisch).
  6. Daniel Kreps: Jarvis Cocker Shares New Version of ‘Running the World’ to Aid Christmas Single Campaign. In: Rolling Stone. 19. Dezember 2019, abgerufen am 24. Dezember 2019 (englisch).
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.