Jan Wejchert

Jan Bohdan Wejchert (* 5. Januar 1950; † 31. Oktober 2009) war ein polnischer Geschäftsmann und Medienunternehmer. Er war einer der Gründer der Mediengruppe ITI und als Investor in verschiedenen anderen Firmen und Bauprojekten engagiert. Wejchert gehörte im Jahr 2007 zu den zehn reichsten Polen.[1]

Grabstein von Jan Wejchert auf dem Friedhof in Warschau-Wilanów

Leben

Wejchert ging am III. Liceum Ogólnokształcące in Danzig zur Schule. Er studierte an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Warschau. 1968 besuchte er England, Frankreich, die Schweiz und Italien. 1974 begann er eine Tätigkeit bei der Frankfurter Handelsgesellschaft Konsuprod GmbH & Co. Zwei Jahre später gründete er die polnische Tochtergesellschaft der Firma, eine der ersten ausländischen Direktinvestitionen im sozialistischen Polen. Dieses Unternehmen vertrieb vor allem aus Indien importierte Videorecorder.[2]

Im Jahr 1984 gründete Wejchert gemeinsam mit Mariusz Walter die ITI-Gruppe (International Trading and Investment), die zunächst in der Herstellung von Kartoffelchips tätig war. Wejchert war Geschäftsführer der Firma. Ein weiterer Gesellschafter war seit 1991 Bruno Valsangiacomo. 1997 war Wejchert Mitbegründer des polnischen Fernsehnetzwerkes TVN. Er war Vorstandsmitglied und später Aufsichtsratsmitglied bei der Sendergruppe. Ebenfalls war er an anderen Investitionen der ITI-Gruppe beteiligt, wie dem Internetportal Onet.pl, in dessen Geschäftsführung er auch tätig war. Außerdem war er Mitbesitzer des Warschauer Fußballclubs Legia Warschau. 2007 trat er von seinen Funktionen bei TVN zurück.

Im März 2008 entschied das Warschauer Bezirksgericht nach einer Klage Wejcherts,[3] dass der Politiker Antoni Macierewicz sich nicht beim Kläger wegen seiner Behauptung über angebliche Verbindungen Wejcherts mit dem polnischen militärischen Spionagedienst (Wojskowe Służby Informacyjne) entschuldigen müsse, da Macierewicz diese Aussage nicht als Privatperson, sondern als Staatsbediensteter getätigt habe. Für die falsche Behauptung musste sich stattdessen das polnische Verteidigungsministerium (Ministerstwo Obrony Narodowej) bei Wejchert entschuldigen.[4]

Im Baubereich war Wejchert mit seiner Firma Wejchert Investments aktiv, so bei der Sanierung des baufälligen Sobański-Palastes, den Wejchert im Jahr 1996 erworben hatte und dem Umbau der ehemaligen Papierfabrik Stara Papiernia in Konstancin-Jeziorna zu einem Einkaufszentrum. Bei der Ortschaft Brześce in der Nähe von Warschau sollte der „Wejchert Golf Club“ entstehen.[5][6] Als Gestalter des Golfplatzes wurde Robert Trent Jones jr gewonnen. Das Projekt beinhaltete die geplante Errichtung von 49 Wohnhäusern und wurde auf ein Investitionsvolumen von rund 250 Millionen Złoty veranschlagt. Mit den Bodenarbeiten wurde im Jahr 2018 begonnen, der Tod Weicherts verhinderte die Fertigstellung. Über mehrere Jahre blieb das Gelände ungenutzt,[7] im Jahr 2013 wurde die Liquidation über die Wejchert Golf Club Sp z o.o. eröffnet.

Im Jahr 2007 listete die polnische Wochenzeitschrift Wprost Wejchert als den achtreichsten Polen. Sein Vermögen wurde auf 3,6 Milliarden Złoty geschätzt.[8] In der Liste der reichsten Menschen der Welt („The World's Billionaires“) der Zeitschrift Forbes wurde er 2008 mit einem geschätzten Vermögen von 1,3 Milliarden USD auf Platz 897 gesetzt[9]

Er war einer der Begründer von freien Medien, unterstützte Kultur, organisierte erfolgreich Unternehmervertretungen und dachte nicht nur an, sondern handelte für die polnische Gesellschaft.

Leszek Balcerowicz, November 2009[10]

Wejchert war verheiratet mit Aldona Weichert[11] und hatte fünf Kinder. Sein Sohn Łukasz Wejchert wurde Mitglied der TVN-Geschäftsleitung und verantwortete die Entwicklung des Internetportals Onet[10] Jan Wejchert lebte bis zu seinem Tod in Konstancin-Jeziorna, einem Vorort Warschaus.[12] Er starb 2009 im Alter von 59 Jahren an einem Herzinfarkt, dem eine bakterielle Infektion und Sepsis vorangegangen war.[10][13] Bereits seit 1993 litt er an Leukämie.

Auszeichnungen und Ehrenämter

1991 wurde Wejchert in die US-Poland Action Commission unter Zbigniew Brzeziński berufen. Wejchert war außerdem Mitbegründer des Polska Rada Biznesu und leitete diese Organisation als erster Vorsitzender[14]. Dieser Club ist heute einer der einflussreichsten privaten Arbeitgeberorganisationen Polens. Im Jahr 1998 wurde Wejchert von Aleksander Kwaśniewski mit dem Orden Polonia Restituta ausgezeichnet.[15] Bereits posthum – im Oktober 2010 – wurde von PRB der „Nagroda PRB im. Jana Wejcherta“ (deutsch: Jan Wejchert-Preis des PRB) zu Ehren Wejcherts gestiftet.[16]

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Wprost, 2007
  2. #897 Jan Wejchert. Forbes.com, 3. Mai 2008 (in Englisch)
  3. Macierewicz under fire. In: Warsaw Business Journal. 2. April 2007, archiviert vom Original am 19. September 2012; abgerufen am 28. Oktober 2019 (englisch).
  4. Minister of Defence to apologize to Jan Wejchert, Mariusz Walter and ITI Group for putting into question their integrity. (PDF) ITI Group Press Release, 9. Mai 2008, archiviert vom Original am 16. Februar 2010; abgerufen am 28. Oktober 2019 (englisch).
  5. Webseite des Golfclubs. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 28. Oktober 2019 (alle gefundenen Seiten im Webarchiv nur grüne Seite ohne Inhalt).@1@2Vorlage:Toter Link/www.wejchertgolf.pl (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  6. Maszyny ruszyły. In: golfworld.pl. 5. September 2008, archiviert vom Original am 4. August 2012; abgerufen am 28. Oktober 2019 (polnisch). bei Golfworld.pl vom 5. September 2008 (in Polnisch)
  7. Michał Szaflarski, Szkockie pole golfowe pod Warszawą. Gwiazdy na otwarciu Michał Szaflarski, 28. Juni 2012, Sport.pl (in Polnisch)
  8. 100 Najbogatszych Polaków, Ausgabe 2007 bei Wprost.pl
  9. The Worlds Billionaires Ranking 2008, Seite 39 bei Forbes
  10. gem. Artikel Jan Wejchert passes away aged 59. In: Warsaw Business Journal. 2. November 2009, archiviert vom Original am 20. November 2010; abgerufen am 28. Oktober 2019 (englisch).
  11. Pieniądz czyni cuda? Tak wyglądają polskie milionerki!. Dziennik.pl, 19. April 2011 (in Polnisch, mit Foto)
  12. Pieniądz czyni cuda? Tak wyglądają polskie milionerki! bei Dziennik.pl vom 19. April 2011 (in Polnisch, mit Foto)
  13. Laut Media mogul Jan Wejchert dies.@1@2Vorlage:Toter Link/www.thenews.pl (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Thenews.pl (Polskie Radio), 31. Oktober 2009 (in Englisch) folgte die Entzündung dem Herzinfarkt
  14. Historia. Polish Business Roundtable, archiviert vom Original am 4. September 2011; abgerufen am 28. Oktober 2019 (polnisch).
  15. Anzeige im Monitor Polski Nr. 14, Position 212 (PDF; 19 kB) vom 6. März 1998 (in Polnisch)
  16. Nagroda PRB im. Jana Wejcherta. Polish Business Roundtable, 29. Oktober 2010, archiviert vom Original am 4. September 2011; abgerufen am 28. Oktober 2019 (polnisch).
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