Jan Stöß
Jan Stöß (* 15. August 1973 in Hildesheim) ist ein deutscher Politiker (SPD) und seit dem 2. März 2022 Leiter der Abteilung Recht und Organisation im Bundesministerium der Verteidigung.[1]
Leben
Stöß wuchs in der Gemeinde Giesen bei Hildesheim auf.[2] Er trat im Jahr 1990 in die SPD ein. Von 1992 bis 1994 war er Unterbezirksvorsitzender der Hildesheimer Jusos. Nach dem Abitur im Jahr 1993, das er am Gymnasium Himmelsthür ablegte, war Stöß Zivildienstleistender im AWO-Seniorenzentrum Hinrich-Wilhelm-Kopf in Hildesheim.[3]
Von 1994 bis 2000 studierte er Rechtswissenschaft in Göttingen und Berlin. 2008 wurde er an der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer Arbeit über Großprojekte der Stadtentwicklung in der Krise promoviert. Ab 2007 war er Richter am Landgericht Berlin und bis 2017 am Verwaltungsgericht Berlin.[4]
2010 bis 2011 war er Bezirksstadtrat für Finanzen, Kultur, Bildung und Sport im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Er kandidierte 2011 für das Amt des Bezirksbürgermeisters in Friedrichshain-Kreuzberg, unterlag aber gegen Franz Schulz (Grüne).[5]
2008 bis August 2012 war Jan Stöß Kreisvorsitzender der SPD Friedrichshain-Kreuzberg und damit Mitglied im Landesvorstand der Berliner SPD. Am 9. Juni 2012 wurde Stöß, der zum linken Parteiflügel gerechnet wird, zum Vorsitzenden der Berliner SPD gewählt. Er setzte sich in einer Kampfabstimmung gegen den bisherigen Landesvorsitzenden Michael Müller, den Favoriten des Regierenden Bürgermeisters Wowereit[6] durch. Für Stöß votierten 123 Delegierte, Müller erhielt 101 Stimmen.[7][8] Auf dem Landesparteitag der SPD Berlin am 17. Mai 2014 wurde Stöß im Amt bestätigt.[9] Von 2013 bis 2017 war er Mitglied des SPD-Parteivorstands.
Im Herbst 2014 kandidierte Stöß in dem parteiinternen Mitgliedervotum zur Bestimmung eines neuen Regierenden Bürgermeisters von Berlin neben dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Raed Saleh und dem Stadtentwicklungssenator Michael Müller für die Nachfolge des zurückgetretenen Klaus Wowereit.[10] Stöß unterlag im ersten Wahlgang seinem Vorgänger als Landesvorsitzenden, Michael Müller. Müller konnte 59 Prozent der Stimmen auf sich verbuchen, Stöß erhielt 20,9 Prozent. Fraktionschef Saleh belegte mit 18,9 Prozent den dritten Platz.
Im April 2016 erklärte der neue Regierende Bürgermeister Müller, er wolle auf dem Landesparteitag am 30. April 2016, auf dem Stöß sich erneut um den Landesvorsitz bewerben wollte, ebenfalls für das Amt des Landesvorsitzenden kandidieren.[11] Stöß erklärte daraufhin den Verzicht auf eine erneute Kandidatur und gab sein Amt als Landesvorsitzender nach dessen erfolgter Wahl an seinen Vorgänger zurück.[12]
2016 kandidierte er im Wahlkreis Mitte 2 erfolglos für das Abgeordnetenhaus von Berlin.[13] Von Oktober 2017 bis Juli 2019 war Stöß als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Ersten Senats des Bundesverfassungsgerichts abgeordnet.[14] Ab Sommer 2019 war er Abteilungsleiter Verwaltungsmanagement und Dienstleistungen der Senatsverwaltung für Finanzen Berlin und ab November 2019 Mitglied im Aufsichtsrat der BSR.[15] Von September 2020 bis Februar 2022 war er Staatsrat bei der Senatorin für Kinder und Bildung der Freien Hansestadt Bremen.[16] In diesem Amt folgte ihm Regine Komoss nach. Seit dem 2. März 2022 ist er Leiter der Abteilung Recht und Organisation im Bundesministerium der Verteidigung als Nachfolger von Andreas Conradi.
Stöß lebt offen schwul in Berlin-Schöneberg.[8]
Weblinks
- Profil auf spd.berlin
- Stuckrad-Barre mit Jan Stöß Stuckrad-Barre, 13. Dezember 2012
Einzelnachweise
- Tweet. In: twitter.com. @JanStoess, 2. März 2022, abgerufen am 3. März 2022.
- Wird Hildesheimer Jan Stöß Wowereit-Nachfolger? (Memento des vom 27. August 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 26. August 2014
- AWO Jahresempfang. (Memento des vom 4. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Newsletter des Arbeiterwohlfahrt Landesverbandes Berlin e. V., 4/2013 August 2013 (pdf; 526 kB)
- Verwaltungsgericht Berlin: Geschäftsverteilungsplan vom 06.09.2017. S. 2, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 12. September 2017; abgerufen am 11. September 2017. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Berlin wählt, Neue Mehrheiten in zwei Bezirken. B.Z., 19. September 2011.
- Berliner SPD vor Kampfabstimmung um Landesvorsitz: Klaus Wowereit stützt Michael Müller. Focus Online, 9. Juni 2012
- Parteilinker Stöß zum neuen Berliner SPD-Chef gewählt. dpa-Meldung auf Zeit Online, 9. Juni 2012.
- Ulrich Zawatka-Gerlach: Berlins neuer SPD-Chef. Jan Stöß: Ein Streber – knallhart und romantisch. Der Tagesspiegel, 9. Juni 2012
- Jan Stöß erneut zum Berliner SPD-Vorsitzenden gewählt. Berliner Zeitung, 17. Mai 2014
- Der Zeitplan für die Wowereit-Nachfolge steht. rbb, 1. September 2014
- Ulrich Zawatka-Gerlach: Machtkampf um Landesvorsitz der Berliner SPD. SPD-Landeschef Jan Stöß tritt nicht wieder an. In: Der Tagesspiegel. 14. April 2016, abgerufen am 28. Juni 2016.
- Müller zum neuen SPD-Landeschef gewählt. In: Zeit online. 30. April 2016, abgerufen am 28. Juni 2016.
- Thomas Fülling: Der einstige SPD-Chef Jan Stöß verfehlt Mandat, Berliner Morgenpost vom 20. September 2016
- Gudrun Mallwitz: Jan Stöß wechselt aus Berlin ans Bundesverfassungsgericht. In: Berliner Morgenpost. 30. August 2017, abgerufen am 11. September 2017. und Joachim Fahrun: Ex SPD Chef Jan Stoess steht vor Rueckkehr nach Berlin. In: Berliner Morgenpost. 18. Juli 2019, abgerufen am 27. November 2019.
- Joachim Fahrun: Ex SPD Landeschef beaufsichtigt die BSR. In: Berliner Morgenpost. 26. November 2019, abgerufen am 27. November 2019. und Internetseite der Senatsverwaltung für Finanzen
- Werdegang Staatsrat Dr. Jan Stöß. In: Internetseite der Senatorin für Kinder und Bildung der Freien Hansestadt Bremen. 1. September 2020, abgerufen am 9. April 2021.