Jacques Teyssier

Jacques Teyssier (* 31. Oktober 1955 in Annonay; † 25. Juli 2009 in Berlin) war ein französisch-deutscher Manager und LGBT-Aktivist. Zuletzt war er Generaldirektor der französischen Tochter eines deutschen Pharmaunternehmens und Ehrenvorsitzender[1][2] des Lesben- und Schwulenverbandes in Deutschland (LSVD). Er war der langjährige Partner von Bündnis 90/Die Grünen-Politiker Volker Beck.

Jacques Teyssier, Eugenia Debrianskaya, Nikolai Alexejew und Olga Zhuk bei der Berlinale 2007

Leben

Teyssier studierte an der École de Management de Lyon (seit 2008 EMLYON Business School) in Lyon mit Abschluss-Diplom[3] einer Grande école, repräsentierte ein Pharma-Unternehmen von Dschidda aus im gesamten Nahen Osten und war später Generaldirektor von Madaus France.[4] Nach dem Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit behielt Teyssier auch die französische bei.[5]

Teyssier gehörte von 1996 bis 2008 dem Bundesvorstand des LSVD an und war viele Jahre Bundesschatzmeister. In einem Nachruf würdigte der LSVD die Leistung von Jacques Teyssier. Er habe die „Arbeitsweise und Strategie des Verbandes […] ganz wesentlich mitgestaltet.“[2][6] Er engagierte sich in der International Lesbian and Gay Association vor allem auf europäischer Ebene und trieb den UN-Beraterstatus des LSVD mit voran.[7][8] Auch an der Gründung der Menschenrechtsorganisation Hirschfeld-Eddy-Stiftung war er maßgeblich beteiligt.[9] Er repräsentierte seinen Verband bei Demonstrationen in Warschau[10] und Moskau.[4] 2009 wurde er in Anerkennung seiner Arbeit für den LSVD und auf internationaler Ebene zum Ehrenvorsitzenden ernannt.[9] Der Kölner Express schrieb über ihn: „Die internationale Lesben- und Schwulenbewegung verliert mit ihm einen engagierten und durchsetzungsfähigen Kämpfer.“ Auf den Webseiten homosexueller Nachrichtenportale in vielen Ländern wurde seines Wirkens anlässlich seines Todes gedacht. Die russische Homosexuellenbürgerrechtsorganisation gayrussia sprach von einer „Schlüsselrolle“ des „berühmten deutsch-französischen Aktivisten“ in LSVD und ILGA.[11] 2007 war er einer der Ehren-Kovorsitzenden der International Gay Lesbian Leadership Conference in Las Vegas.[12] Teyssier wandte sich auch immer wieder gegen Diskriminierungen in Deutschland. So kritisierte er laut dpa eine Anweisung des Verteidigungsministeriums, die vermeiden sollte, dass Soldaten auf Dienstreisen in Köln in der Nähe von Schwulenbars übernachten, als „kulturell rückschrittlich und undemokratisch“.[13]

Jacques Teyssier ging 2008 mit Volker Beck, mit dem er bereits seit 17 Jahren zusammenlebte, eine Lebenspartnerschaft nach dem Lebenspartnerschaftsgesetz ein.[14] Obwohl sie gemeinsame Termine wahrnahmen, blieb das Privatleben für die Medien tabu und von der Politik getrennt.[4] 2009 erlag der seit vielen Jahren HIV-positive Jacques Teyssier einer Krebserkrankung.[3][15] Bei einer Outgames-Konferenz in Kopenhagen und beim Christopher Street Day in Saarbrücken wurde seiner mit einer Schweigeminute gedacht. Nikolai Alexejew, Moscow-Pride-Cheforganisator, betonte in einem Nachruf, dass Teyssier die Sache der Lesben und Schwulen in Russland in Wort und Tat immer unterstützt habe.[5][16]

Commons: Jacques Teyssier – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Frankfurter Rundschau 28. Juli 2009
  2. Wir trauern um Jacques Teyssier. LSVD, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. Oktober 2009; abgerufen am 30. Juli 2009.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/lsvd.de
  3. Lobbyist mit Charme. Nachruf von Jan Feddersen in der taz vom 18. August 2009. Abgerufen am 26. August 2009.
  4. Anne-Kattrin Palmer: Grünen-Politiker Volker Beck – Sein Ehemann starb an Krebs. Express, 26. Juli 2009, abgerufen am 20. Mai 2017.
  5. ukgaynews: Openly Gay German Green MP Volker Beck mourns for Death of his Partner Jacques Teyssier (Memento des Originals vom 6. Januar 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ukgaynews.org.uk abgerufen 2. August 2009
  6. KSTA Jacques Teyssier 27. Juli 2009, abgerufen am 13. Dezember 2017.
  7. Wolfgang Keller: LSVD erhält offiziellen UN Beraterstatus. (PDF; 3 kB) gay-web.de, 12. Dezember 2006, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. Juli 2011; abgerufen am 30. Juli 2009.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/news.gay-web.de
  8. humanistischer pressedienst: LSVD offiziell als NGO anerkannt. 13. Dezember 2006
  9. ufa: Trauer um Jacques Teyssier, HIVnachrichten. 29. Juli 2009
  10. LSVD: Tätigkeitsbericht des LSVD-Bundesvorstandes für 2006/2007 (Memento des Originals vom 19. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lesbenrecht.de
  11. gayrussia: Famous French-German activist died in Berlin last week.@1@2Vorlage:Toter Link/gayrussia.ru (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. 30. Juli 2009. Abgerufen am 4. August 2009.
  12. Programm der International Gay Lesbian Leadership Conference 2007 (PDF; 2,6 MB)
  13. Wiesbadener Kurier: Keine Übernachtung in Schwulenvierteln, Print 24. Juli 2006
  14. Grünen-Politiker Beck trauert um Ehemann. Bild, 27. Juli 2009, abgerufen am 30. Juli 2009.
  15. Christian Scheuß: Trauer um Jacques Teyssier. queer.de, 27. Juli 2009, abgerufen am 30. Juli 2009.
  16. yagg: Jacques Teyssier, le compagnon de Volker Beck, a succombé à un cancer. 3. August 2009. Abgerufen am 4. August 2009.
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