Jacob Strauß

Jacob Strauß, auch Strauss (* um 1480 in Basel; † vor 1530) war ein evangelischer Theologe und Reformator.

Leben

Um 1495 wirkte Strauß als Lehrer an verschiedenen Orten, 1515 studierte er in Freiburg im Breisgau und erwarb dort den akademischen Grad eines Doktors der Theologie. Um 1521 trat er als evangelischer Prediger in Berchtesgaden auf. Dann ging er nach Tirol, wo er in Schwaz und Hall in Tirol, durch seine Predigt Tausende anzog. Dabei bekämpfte er die Missbräuche in der kirchlichen Praxis.

Bischöflichen Zitationen folgte er nicht, und die Regierung in Innsbruck ging zunächst nicht gegen ihn vor. Gesandtschaften des Haller Rats scheinen im ersten Moment erfolgreich eine Ausweisung verhindert zu haben. Ein Brief des Bischofs von Brixen, zu dessen Diözese Hall gehörte, führte jedoch zum Handeln der landesfürstlichen Regierung, da man nun fürchtete, der Kaiser könne in dieser Frage selbst eingreifen. Am 4. Mai 1522 hielt Strauß seine letzte Predigt in Hall, dann zog er zu Bartholomäus Bernhardi nach Sachsen. Martin Luther empfahl ihn dem Grafen Georg von Wertheim, der ihn aber bald wegen seines stürmischen Wesens entließ. Nun ging er nach Eisenach, wo er als Schriftsteller, Prediger und Reformator tätig wurde. Er schaffte die Messe ab, bekämpft die Lehre vom Fegefeuer und befürwortet die Priesterehe.

Gleichzeitig nahm er auch die sozialen Forderungen der Zeit auf, predigte gegen Zins und Wucher, ging aber noch weiter und erklärt die Gebote des Alten Testaments für verbindliche bürgerliche Gesetze. Kanzler Gregor Brück forderte Luther zu einem Gutachten über Straußens Thesen auf. Luther und Philipp Melanchthon suchten auch persönlich auf ihn einzuwirken und ihn von seinen Meinungen abzubringen. Indessen erwarteten die Bauern, dass er sich ihnen anschloss, und waren enttäuscht, als er sie beschwichtigen wollte.

Nach der Niederlage der Bauern wurde er in Haft genommen und verhört. Strauß sah nicht, dass er die Bauern auf den Weg der Selbsthilfe gewiesen hatte. Als kranker Mann ging er nach Oberdeutschland. Zuerst blieb er in Tirol, dann verlieh ihm Markgraf Philipp von Baden ein Kanonikat in Baden-Baden. Dort mischte er sich in den Abendmahlsstreit und schrieb gegen Johannes Oekolampad und Ulrich Zwingli. Es ist nicht sicher, ob sich Strauß infolge dieser Auseinandersetzungen mit der katholischen Kirche versöhnte; seine letzten Jahre sind in Dunkel gehüllt.

Werke

  • Ein verstendige tröstlich Leer über das wort Sanct Paulus, Strassburg 1522
  • Underricht D. Jacob Straussen, wartzu die Bruderschafften nütz seyen, Erfurt 1522
  • Haubtstuck unnd Artickel Christlicher leer wider den unchristlichen wucher, Strassburg 1523
  • Ein neüw wunderbarlich Beychtbüchlin, Augsburg 1523
  • Eyn Sermon uber das Evangelium Luce am. XIX, Erfurt 1523
  • Eyn Sermon In der deutlich angezeigt und gelert ist die pfaffen Ee, Erfurt 1523
  • Wider den Symoneischen Tauff und erkaufften ertichten Crysem und oel, Strassburg 1524
  • Wider den unmilten Irrthumm Maister Ulrichs zwinglins Augsburg 1526
  • Das der war leyb Christi und seyn heiliges blüt, im Sacrament gegenwertig sey, Augsburg 1527

Literatur

  • Hermann Barge: Die gedruckten Schriften des Jakob Strauß (Archiv für Reformationsgeschichte 32, 1935, Seiten 100–121, 248–252).
  • Hermann Barge: Jakob Strauß (Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte 162), Leipzig 1937.
  • Joachim Bauer, Michael Haspel (Hrsg.): Jakob Strauß und der reformatorische Wucherstreit. Die soziale Dimension der Reformation und ihre Wirkungen. Leipzig 2018.
  • Gustav Bossert: Jakob Strauß. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 36, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 535–538.
  • Stephen E. Buckwalter: Strauß, Jakob. In: Theologische Realenzyklopädie, Band 32 S. 246–249.
  • Reinhold Jauernig: Dr. Jakob Strauß (Mitteilungen des Eisenacher Geschichtsvereins 4, 1928, S. 30–48).
  • Gerhard Kaller: Strauß, Jacob. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 11, Bautz, Herzberg 1996, ISBN 3-88309-064-6, Sp. 34–37.
  • Margret Luther: Der Protestantismus in den Gerichten Thaur, Rettenberg, Freundsberg und Rottenburg im 16. Jahrhundert (ungedruckte Dissertation) Innsbruck 1951.
  • Heinz Moser: Waldaufstiftung Hall in Tirol. Urkunden aus den Jahren 1490–1856 (Tiroler Geschichtsquellen 44) Innsbruck 2000, S. 41–42.
  • Joachim Rogge: Der Beitrag des Predigers Jakob Strauss zur frühen Reformationsgeschichte, Berlin 1957.
  • Sebastian Ruf: Dr. Jakob Strauß und Dr. Urbanus Rhegius (Archiv f. Gesch. u. A. Tirols 2, 1865, S. 67–81).
  • Gustav Schmidt: Jakob Strauß, der erste evangelische Prediger in Eisenach. Eisenach 1863.
  • Gustav Schmidt: Eine Kirchenvisitation i. J. 1525 (Zeitschrift für historische Theologie 35, 1865, S. 291 ff.).
  • Gustav Schmidt: Prediger der Reformationszeit: Jakob Strauß (Zeitschrift für praktische Theologie 1, 1879, Seite 311–334; 2, S. 17–25).
  • Romedio Schmitz-Esser: Von entlaufenen Nonnen und charismatischen Predigern. Die Lehren Luthers und ihr Niederschlag in Hall in Tirol, in: Tiroler Heimatblätter 82/1 (2007) S. 12–18.
  • David Schönherr: Franz Schweygers Chronik der Stadt Hall 1303–1572 (Tirolische Geschichtsquellen 1) Innsbruck 1867, S. 80–82.
  • Franz Waldner: Dr. Jakob Strauß in Hall und seine Predigt vom Grünen Donnerstag 1522 (Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol 3, 1882, S. 3–39).
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