Jānis Pujats

Jānis Kardinal Pujats (* 14. November 1930 in Nautrēni, Landkreis Rēzekne, Lettland) ist ein lettischer Priester und emeritierter Erzbischof von Riga.

Jānis Pujats (2017)
Kardinalswappen

Leben

Jānis Pujats empfing nach theologischen und philosophischen Studien im März 1951 das Sakrament der Priesterweihe. Anschließend wirkte er als Seelsorger in verschiedenen Pfarreien Rigas und unterrichtete am katholisch-theologischen Seminar Geschichte und Liturgik. Er hatte an der Ausarbeitung neuer Bücher und der Umsetzung der Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil maßgeblichen Anteil.

Von 1979 bis 1984 war er Generalvikar von Riga, wurde aber seitens der Politik gezwungen, dieses Amt niederzulegen und als einfacher Gemeindeseelsorger zu arbeiten. Am 8. Mai 1991 erhielt er die Ernennung zum Erzbischof von Riga. Die Bischofsweihe spendete ihm Erzbischof Francesco Colasuonno am 1. Juni desselben Jahres.

Papst Johannes Paul II. erhob ihn in pectore 1998 zum Kardinal und nahm ihn im Rahmen des feierlichen Konsistoriums am 21. Februar 2001 als Kardinalpriester mit der Titelkirche Santa Silvia in das Kardinalskollegium auf[1] und ernannte ihn am 15. Mai desselben Jahres zum Mitglied der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse[2]. Er nahm am Konklave 2005 teil,[3] in dem Papst Benedikt XVI. gewählt wurde.

Pujats war als Erzbischof von Riga auch Metropolit der restlichen drei lettischen Diözesen Liepāja, Rēzekne-Aglona und Jelgava. Am 19. Juni 2010 nahm Papst Benedikt XVI. sein aus Altersgründen vorgebrachtes Rücktrittsgesuch an.[4]

Wirken

Im Mai 2007 hat Pujats in einem Offenen Brief Homosexualität als „völlige Entgleisung im Feld der Sexualität“ und als „unnatürliche Form der Prostitution“ bezeichnet.[5] In einem Interview im März 2009 stellte er fest, dass Homosexualität keine sexuelle Orientierung sei, sondern eine Perversion, ein erworbenes Laster, eine Sucht wie Drogenmissbrauch oder Alkoholismus, weswegen Homosexuelle sich nicht auf die Menschenrechte berufen könnten. „Wer zum Laster neigt, muss zur Disziplin gerufen und behandelt werden.“ Wenn man an gleichgeschlechtlichen Sex denke, könne man sich schlecht ein glückliches Leben vorstellen. Zur Forderung nach Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften meinte Pujats, „dass die Hölle zwar der Ort grenzenlosen Leidens ist, dass es aber dennoch nicht an Anwärtern fehlt, die unbedingt in die Hölle möchten.“ Er ist der Ansicht, dass durch Abhängigkeiten von Untergebenen eine kleine Gruppe Homosexueller leicht ihr Ziel erreichen könnte, und verglich das mit dem System in der UdSSR.[6] In seinem offenen Brief erklärte Pujats auch, die EU-Mitgliedschaft habe die Gesellschaft „sexualisiert“ und das würden Homosexuelle nun ausnützen. „Sie greifen uns mit ihren Perversionen an“, erklärte Pujats, der Homosexuelle als „sexuell verrückte Leute“ bezeichnete.[5]

Im selben Jahr rief Pujats auf, gegen den in Riga geplanten CSD auf die Straße zu gehen. „Wenn 1.000 sexuell verrückte Leute auf dem Marktplatz ihren Pride abhalten, sollten mindestens 40.000 bis 50.000 Menschen dagegen marschieren.“[5] Der CSD konnte dann hinter Gittern und unter Polizeischutz stattfinden und die Teilnehmer wurden zum Schluss mit Bussen evakuiert.[7] Im März 2009 sagte der Kardinal: „Natürlich verurteilt die Kirche die Anwendung von Gewalt, doch kann sie nicht dafür verantwortlich gemacht werden, was in den Straßen passiert, wenn die Parade-Teilnehmer auf Gegner stoßen. Die Aufrechterhaltung der Ordnung in den Straßen gehört zu den Zuständigkeiten der Polizei.“[6]

Jānis Pujats gehört zu den Unterzeichnern eines mehrsprachigen Aufrufs von Carlo Maria Viganò vom 7. Mai 2020 mit dem lateinischen Titel Veritas liberabit vos![8] (Die Wahrheit wird euch befreien, nach Joh 8,32 ), das auf dem Internetportal katholisch.de der Deutschen Bischofskonferenz als „Konglomerat an Verschwörungsmythen und Pseudowissenschaft“ bezeichnet wird. Darin wird beklagt, dass unter dem Vorwand der COVID-19-Pandemie Rechte und Grundfreiheiten vieler Bürger „unverhältnismäßig und ungerechtfertigt eingeschränkt“ würden; die öffentliche Gesundheit dürfe kein Alibi werden, „um die Zivilbehörden von ihrer Pflicht zu befreien, klug für das Gemeinwohl zu handeln“. In dem Text ist von wachsendem Zweifel an der tatsächlichen Ansteckungsgefahr des Coronavirus die Rede und die Berichterstattung über die Pandemie wird als „Alarmismus“ bezeichnet. Die ergriffenen Eindämmungsmaßnahmen begünstigten die Einmischung „fremder Mächte“ mit schwerwiegenden sozialen und politischen Folgen, so der von katholischen Geistlichen, Journalisten, Medizinern und Anwälten mit unterzeichnete Text. Es gebe Kräfte, „die daran interessiert sind, in der Bevölkerung Panik zu erzeugen“ und eine „Isolation der Individuen“ zu fördern, „um sie besser manipulieren und kontrollieren zu können.“ Dies sei „der beunruhigende Auftakt zur Schaffung einer Weltregierung, die sich jeder Kontrolle entzieht“. Der Text wurde von verschiedenen Medien und Kirchenvertretern als absurd und die geäußerten Thesen als Verschwörungstheorien bezeichnet.[9][10]

Ehrungen

Commons: Jānis Pujats – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Concistoro Ordinario Pubblico per la creazione di quarantadue nuovi Cardinali e la pubblicazione dei due Cardinali riservati "in pectore". In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 21. Februar 2001, abgerufen am 21. Januar 2023 (italienisch).
  2. Nomina di Cardinali Membri delle Congregazioni Romane. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 15. Mai 2001, abgerufen am 21. Januar 2023 (italienisch).
  3. Elenco degli Em.mi Cardinali che entrano in Conclave secondo il loro rispettivo ordine di precedenza (Vescovi, Presbiteri, Diaconi). In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 18. April 2005, abgerufen am 21. Januar 2023 (italienisch).
  4. Rinuncia dell’Arcivescovo Metropolita di Riga (Lettonia) e nomina del successore. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 19. Juni 2010, abgerufen am 21. Januar 2023 (italienisch).
  5. Kardinal: Homosexualität = Prostitution. Queer.de, 10. Mai 2007, abgerufen am 30. Januar 2022.
  6. Kardinal Pujats: „Sexuelle Perversionen sind keine Menschenrechte“. kathnews.de, 23. März 2009, archiviert vom Original am 30. März 2009; abgerufen am 12. März 2022 (Interview mit Valdis Grinsteinse; erstveröffentlicht in der katholischen Zeitschrift Catolicismo).
  7. CSD Riga unter Polizeischutz abgehalten. queer.de, 4. Juni 2007, abgerufen am 30. Januar 2022.
  8. Aufruf. In: EIN AUFRUF FÜR DIE KIRCHE UND FÜR DIE WELT an Katholiken und alle Menschen guten Willens. Archiviert vom Original am 10. Mai 2020; abgerufen am 12. März 2022.
  9. Annette Zoch: Kirchlicher Aufruf mit Verschwörungstheorien. Süddeutsche Zeitung, 11. Mai 2020, abgerufen am 30. Januar 2022.
  10. Bischöfe verbreiten Verschwörungstheorien. In: Tagesschau.de, 9. Mai 2020. Abgerufen am 11. Mai 2020.
VorgängerAmtNachfolger
Antonijs SpringovičsErzbischof von Riga
1991–2010
Zbigņevs Stankevičs
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