Jürgen Schreiber (Journalist)

Leben und Werk

Schreiber war mehr als 30 Jahre lang Reporter. Er war während dieser Zeit hauptsächlich für die Stuttgarter Zeitung und die Frankfurter Rundschau tätig. Als Autor war er zudem mehrfach in den Zeitschriften GEO, Sports, Merian und dem Zeit-Magazin vertreten. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der inzwischen eingestellten Wochenzeitung Die Woche. Als Reporter war er auch zeitweilig beim SZ-Magazin. Ab 1999 arbeitete er für den Berliner Tagesspiegel und war von 2001 bis 2007 als dessen Chefreporter tätig. Im Zusammenhang mit dem Fall Gäfgen deckte er die Folterandrohung durch Wolfgang Daschner gegenüber dem damals Beschuldigten Magnus Gäfgen auf.

2005 veröffentlichte Schreiber das Buch Ein Maler aus Deutschland, welches das Familiendrama des international bekannten deutschen Malers Gerhard Richter aufdeckte.[1] Schreiber enthüllte darin, dass Richters in einem berühmten Porträt als Tante Marianne gemalte Tante Marianne Schönfelder nicht nur von NS-Ärzten umgebracht wurde, sondern dass sein Schwiegervater, Heinrich Eufinger, als Obersturmbannführer der SS bei der Sterilisierung geistig Behinderter eine maßgebliche Rolle spielte – ohne dass Gerhard Richter davon gewusst hatte.

Ein Buch über die gemeinsamen Frankfurter Jahre mit Joschka Fischer erschien im September 2007. Sein Buch über Monika Ertl von 2009 erhielt gemischte Kritiken.[2]

Jürgen Schreiber starb im Februar 2022 in München im Alter von 75 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls.[3]

Preise und Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

  • Ein Maler aus Deutschland. Gerhard Richter – Das Drama einer Familie. Pendo, München/Zürich 2005. ISBN 3-86612-058-3
  • Meine Jahre mit Joschka. Nachrichten von fetten und mageren Zeiten, Econ, Berlin 2007, ISBN 3-430-30033-9
  • Sie starb wie Che Guevara. Die Geschichte der Monika Ertl. Artemis & Winkler, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-538-07274-9
  • Die Stasi lebt: Berichte aus einem unterwanderten Land. Droemer/Knaur, München 2009, ISBN 3-426-78251-0

Literatur

  • Stefan Koldehoff: Kunstwerk, Dokument, Epitaph. (Rez. zu Jürgen Schreiber: Ein Maler aus Deutschland, 2005). In: Süddeutsche Zeitung (München), 21. Juni 2006, S. 11.
  • Burkhard Müller: Die Grautöne der Blumenwiese. Investigative Kunstbetrachtung: Jürgen Schreiber liest die Familienbilder Gerhard Richters wie einen politischen Kriminalroman. In: Süddeutsche Zeitung, 18. Oktober 2005, S. V3/22.
  • Sebastian Preuss: Der Maler, das Opfer und der Täter. Jürgen Schreiber findet in Gerhard Richters frühen Bildern die Geheimnisse einer deutschen Familiengeschichte. In: Berliner Zeitung, 18. Oktober 2005, S. 26.
  • Ernst Hohenthal: A family secret in the public domain. New revelations about Gerhard Richter's Herr Heyde. In: Christies's Magazine Vol. XXIII. No. 5, November 2006, New York und London, ISSN 0266-1217.
  • Eduard Beaucamp: Wie ein Requiem vom Ende der einer humanen Welt. Atemlose Spannung: Jürgen Schreibers brillante Biographie des Malers Gerhard Richter. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 19. Oktober 2005.

Einzelnachweise

  1. Zuerst in: Das Geheimnis des Malers Gerhard Richter. In: Tagesspiegel.de. 22. August 2004, abgerufen am 21. Februar 2022.
  2. Erich Hackl: Vor dem Sprachgericht: In allen Punkten schuldig. In: woz.ch. Nr. 25/2009, 18. Juni 2009, abgerufen am 21. Februar 2022 (Rezension von Sie starb wie Che Guevara): „Jürgen Schreiber ist schuldig des Vergehens der Effekthascherei, des saloppen Umgangs mit Quellen und Informanten, des inflationären Gebrauchs von Gemeinplätzen, Stereotypen und Klischees, der skrupellosen Anbiederung an den vermeintlichen Publikumsgeschmack […] und an sein wehrloses, weil totes Opfer […]“
  3. Joachim Huber: Jürgen Schreiber ist tot: Die Wahrheit im Detail suchen. In: Der Tagesspiegel. 21. Februar 2022, abgerufen am 21. Februar 2022.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.