Jürgen Laarmann

Jürgen Laarmann (* 21. September 1967[1][2]) ist ein auch unter seinen Initialen JL bekannter deutscher Publizist und Journalist. Laarmann wurde vor allem als Herausgeber der Zeitschrift Frontpage, als zeitweiliger Gesellschafter und Veranstalter von Loveparade und Mayday sowie als Begründer des Schlagwortes der Raving Society bekannt.

Jürgen Laarmann (2018)

Leben

Jürgen Laarmann gab ab Mai 1989 gemeinsam mit Stefan Weil die Zeitschrift Frontpage heraus. Das Magazin war zunächst zur Technoclub-Veranstaltungsreihe in der Frankfurter Flughafendiskothek Dorian Gray konzipiert. Im September 1989 zog Laarmann nach Berlin und eröffnete dort das Berliner Frontpage-Redaktionsbüro. 1990 gründete er mit DJ Tanith das Plattenlabel Bash Records, das er bis 1993 betrieb. Laarmann wurde 1991 Gesellschafter der Loveparade und nutze die Frontpage zur nationalen Bewerbung der Veranstaltung. Im Dezember 1991 gehörte er zu den Mitbegründern der Mayday, die ebenfalls durch die Frontpage mitkonzipiert und beworben wurde. Frontpage entwickelte sich zu einer der wichtigsten Szene-Zeitschriften für den Bereich der elektronischen Musik, Partys und Techno-Lebensstil. In der Zeitschrift verkündete Laarmann ab 1994 die von ihm so bezeichnete Raving Society als ein auf der Technokultur basierendes Gesellschaftsmodell. In den Jahren 1994 bis 1997 arbeitete Laarmann als Berater für den Zigarettenhersteller Reynolds Tobacco, der die Frontpage, die Loveparade und die Mayday sponserte und in Laarmanns Verlag Technomedia den Veranstaltungskalender Silverpages veröffentlichte. Nachdem Frontpage von Beginn an kostenlos in Platten- und Szeneläden vertrieben wurde, ging das Magazin im Jahr 1996 an den Kiosk. Anfang 1997 zog sich Reynolds Tobacco als Sponsor zurück, der Technomedia Verlag ging in die Insolvenz und Frontpage stellte mit Ausgabe 4/97 das Erscheinen ein. Laarmann verkaufte 1997 seine Beteiligungen an Mayday und Love Parade und positionierte sich seither als Kritiker der Veranstaltung.[3]

Als freier Autor schrieb Laarmann für verschiedene Magazine und trat ab 1999 als Kolumnist Berlin Mitte Boy auf. Seine Kolumne erschien 1999–2013 im Berliner Stadtmagazin (030). Als Dr. Mitte schrieb Laarmann zeitweise eine Kolumne auf Spiegel Online.[4] Er schreibt regelmäßig für den Berliner tip.[5][6][7]

Im Jahr 2000 textete Laarmann die Partyhymne Berlin Mitte Boy und gründete die Berlin Mitte Boys, u. a. zusammen mit DJ Clé und Mike Vamp (Märtini Brös), die eine Coverversion des Titels New York City Boy von den Pet Shop Boys veröffentlichten und im selben Jahr als Mitte Parade einen Umzug durch Berlin-Mitte veranstalteten. Außerdem wurde im Jahr 2000 Laarmanns Theaterstück Canossa Club[8][9][10] am Staatstheater Kassel im Rahmen der Veranstaltungsserie „Rave.Ecstasy.Pop!“ uraufgeführt.

2007 kompilierte Laarmann die Too Hot Compilation,[11] in der er Fusionen von deutschem Hiphop mit Elektrobeats releaste (u. a. mit Deichkind, K.I.Z). Dort wurde auch der erste Release von The Toten Crackhuren im Kofferraum veröffentlicht, die Laarmann entdeckt hatte.

2008 trat er im Dokumentarfilm We Call It Techno! auf, 2012 spielte er sich selbst im Kinofilm Fraktus.[12] Vor und nach dem Unglück bei der Loveparade 2010 interviewte er seinen Weggefährten WestBam.[13] Auch in Peter Scholls Dokumentarfilm Loveparade – Als die Liebe tanzen lernte war er 2019 als Zeitzeuge zu sehen.

Ab August 2018 veröffentlichte Laarmann die Podcast-Reihe 1000 Tage Techno[14] (abrufbar u. a. auf Spotify) mit Gästen wie Dr. Motte, Hardy Hard, Dieter Meier, Jean-Michel Jarre und Mark Reeder. Nach den ersten drei Episoden urteilte Airen in Die Welt über den Podcast: „Dieser verspricht (...) wirklich eine spannende Auseinandersetzung mit dem Ursprung der deutschen Technokultur. In knapp einstündigen Sendungen spricht Laarmann mit allerhand Aktivisten aus der frühen Technoszene. So umfangreich und systematisch, wie das Projekt angelegt ist, hat das bislang noch keiner getan. Interessant wird es vor allem dann, wenn das brisante Arrangement der Gesprächspartner alte Kontroversen ans Tageslicht bringt.“[15] Der Podcast ist im Vertrieb von Zebralution.

1000 Tage Techno[16]
Folge Thema Gäste VÖ-Datum
Intro 1000 Tage Techno Podcast Trailer 20. Juli 2018
1 Liebesparaden heute, gestern, morgen! Dr. Motte (Loveparade), Jens Schwan und Martin Hüttmann (Zug der Liebe) 10. August 2018
2 Von der After Hour zur Bitcoin Million und ewiger Jugend Hardy Hard aka Hardsequencer 10. August 2018
3 Mark Reeder – Der britische Botschafter
Über MFS, Paul van Dyk, Brexit und mehr
Mark Reeder 24. August 2018
4 Inga Humpe – Die Technopop-Madonna
Über die große Freiheit, wilde Zeiten, frische Frauen uvm.
Inga Humpe 7. September 2018
5 Anja Schneider – Die Rooftop-Rebellin
Grooven im Radio und um die ganze Welt
Anja Schneider 21. September 2018
6 Ellen Allien & Tanith – Club the Rest
Die Bpitch Queen und der Herr der fiesen Töne
Ellen Allien, Tanith 5. Oktober 2018
7 DJ Clé und Eva Be – Techno-Traumpaar
Love You Too
DJ Clé, Eva Be 19. Oktober 2018
Special Ende der Red Bull Festspiele 2. November 2018
8 Aka Aka – Abrakadabra
Einst burlesque jetzt verdammt blau!
AKA AKA 9. November 2018
Special International Jean-Michel Jarre
Equinox Infinity[17]
Jean-Michel Jarre 14. November 2018
9 Andhim – Super-House
New Boys in Town
Andhim 23. November 2018
10 Alfred Heinrichs – Sup Dub Top
Melodic Techno Master
Alfred Heinrichs 7. Dezember 2018
Special Dieter MeierYello

O YEAH!

Dieter Meier 21. Dezember 2018

Am 10. Juni 2022 erschien auf Kompakt die Veröffentlichung NFT des Bleep Gigaverse, das Laarmann gemeinsam mit Mijk van Dijk bildet. Michael Wells und Justus Köhncke steuerten Mixes dazu bei.[18]

Einzelnachweise

  1. Geburtstagskind des Tages: Jürgen Laarmann bei Faze Magazin, 21. September 2012. Abgerufen am 6. November 2012.
  2. Techno und Loveparade - TV-Diskussion mit Dr. Motte, Ralf Regitz, Boris Hiesserer, Jürgen Laarmann In: Mittwochs-Talk (IA-TV), 1994. Abgerufen am 17. Oktober 2019. (Video auf YouTube)
  3. Aram Lintzel: Jürgen Laarmann: „Die Wut auf Berlin ist verständlich“ In: FAZ vom 20. Juli 2001. Abgerufen am 17. Oktober 2019.
  4. Jürgen Laarmann: Dr. Mitte: "Geheim sein" als Geschäftsidee. Hrsg.: Spiegel Online. 14. Februar 2001 (spiegel.de [abgerufen am 17. Oktober 2019]).
  5. Jürgen Laarmann sprintet über die Grüne Woche und macht kuriose Entdeckungen. In: tip berlin. 21. Januar 2020, abgerufen am 9. Februar 2020.
  6. Obst- und Gemüsejagd bei der Fruit Logistica: Exotische Früchte in Berlin. In: tip berlin. 7. Februar 2020, abgerufen am 9. Februar 2020.
  7. Dr. Mottes "Rave The Planet" – Wollt ihr die neue Parade? Ein Kommentar von Jürgen Laarmann. In: tip berlin. 28. Januar 2020, abgerufen am 9. Februar 2020.
  8. Norman Ohler: Party, backstage. Hrsg.: Die Zeit. Nr. 13/2000, 23. März 2000 (zeit.de [abgerufen am 22. Mai 2018]).
  9. Johanna Adorjan: Wer schmeißt denn da mit Koks? Hrsg.: Der Tagesspiegel. 26. März 2000, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 22. Mai 2018]).
  10. Annette Kilzer: Die Kunst geht toben. Hrsg.: taz. 28. März 2000, ISSN 0931-9085, S. 14 (taz.de [abgerufen am 8. August 2018]).
  11. Marin Majica: Mitte-Boy im heißen Club In: Berliner Zeitung, 22. November 2007. Abgerufen am 17. Oktober 2019.
  12. Thomas Ewald: Wem gehört der Techno? Hrsg.: jungle.world. 8. November 2012 (jungle.world [abgerufen am 22. Mai 2018]).
  13. Westbam-Interview mit Jürgen Laarmann (PDF; 102 kB), abgerufen am 18. August 2010
  14. 1000 Tage Techno. Abgerufen am 13. März 2021.
  15. Airen: Drogen, Sex, Beats: Wie Techno zum Massenhype der Neunzigerjahre aufstieg. In: DIE WELT. 31. August 2018 (welt.de [abgerufen am 19. November 2018]).
  16. Alle Episoden. In: 1000 Tage Techno. (soundcloud.com [abgerufen am 13. März 2021]).
  17. Jürgen Laarmann: Jean-Michel Jarre - Equinoxe Infinity The Godfather of Electronic Music. Abgerufen am 26. Januar 2022.
  18. NFT. In: kompakt.fm, abgerufen am 25. September 2023.
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