Iwanson Schule
Die Iwanson Schule (Iwanson International School of Contemporary Dance) in München zählt neben den Akademien in Frankfurt, Dresden und Rotterdam zu den führenden Ausbildungsinstituten für zeitgenössischen Tanz in Europa. Die Schule wurde 1974 von der Schwedin Jessica Iwanson gegründet, die 2001 „für ihre Verdienste um den zeitgenössischen Tanz“ von der Landeshauptstadt München mit der Ehrenmedaille „München leuchtet“ und 2010 für ihr Lebenswerk mit dem Tanzpreis der Stadt München geehrt wurde.[1] Im Jahr 2013 wurde ihr in der Stockholmer Oper die goldene Ehrenmedaille der Ivo-Cramér-Stiftung verliehen.[2]
Ausbildung für zeitgenössischen Tanz
Das dreijährige Hauptstudium richtet sich an junge Erwachsene (Alter 16–21) und setzt gute Vorkenntnisse in klassischem und zeitgenössischem Tanz voraus, die im Rahmen einer Aufnahmeprüfung bewertet werden.
Der Lehrplan ist geprägt vom Gleichklang aus klassischem Ballett und unterschiedlichen zeitgenössischen Techniken. Um die Studierenden von Anfang an auf die stilistische Vielfalt zeitgenössischer Tanzästhetik vorzubereiten hat die Iwanson Schule Anfang der 1990er Jahre ein rotierendes Gastdozentensystem entwickelt. Internationale Choreographen und Tänzer vermitteln in ein- bis dreiwöchigen Zyklen Technik und künstlerische Konzeptionen. Wie in den meisten Ausbildungsgängen für zeitgenössischen Tanz runden Körperbewusstseinstechniken und Tanztheorie den Fächerkanon ab.
Zeitgenössischer Tanz für Kinder und Jugendliche
Ab 1975 entwickelte Jessica Iwanson ein Unterrichtssystem für Kinder und Jugendliche, um eine Alternative zum klassischen Kinderballett anzubieten. Seit 1985 wird Kindertanz nach Iwanson in Form von Fortbildungsveranstaltungen weiterverbreitet, zunächst von Jessica Iwanson persönlich, später von der Tänzerin und Choreographin Karren Foster und heute von der Leiterin der Kinderabteilung, Gabriele Würf. Im deutschsprachigen Raum unterrichten heute mehr als hundert Tanzpädagogen nach der Iwanson-Methode.
Mit Workshop-Veranstaltungen im Stile traditioneller Jugendlager werden seit 1988 Jugendliche aus einem weiten Umkreis angesprochen und über den Tanzunterricht hinaus durch Theaterbesuche mit aktuellen Entwicklungen zeitgenössischen Tanzes bekannt gemacht. Hierzu kooperiert die Schule mit der Tanzwerkstatt Europa, dem Verein Tanzbasis (im Rahmen des Tanzplan Deutschland) und dem Gärtnerplatztheater. Während der bayerischen Sommerferien veranstaltet die Iwanson Schule die Jugend-Sommertanzakademie.
Fortbildung für zeitgenössische Tanzpädagogen
Um Tanzpädagogen im deutschsprachigen Raum kontinuierliche und systematische Fortbildungsmöglichkeiten im Rahmen der Iwanson-Methode zu ermöglichen veranstaltet die Schule jeweils zum Schuljahres- und Halbjahresbeginn eine Reihe von Wochenend-Fortbildungen in den Fachbereichen „zeitgenössischer Tanz für Kinder“, „zeitgenössischer Tanz in der Kinder und Jugendkultur“ (insbesondere Hip-Hop und Jazztanz), „zeitgenössischer Tanz im Schulsport“ sowie „zeitgenössischer Tanz in der Laienpädagogik“. Längerfristige Fortbildungen werden im Rahmen der 3-wöchigen Sommerschule angeboten.
In Zusammenarbeit mit dem bayerischen Landesverband für zeitgenössischen Tanz (BLZT) hat die Iwanson Schule ein Zertifizierungssystem für zeitgenössische Tanzpädagogik im Kinder- und Laienbereich entwickelt (Trainingsleiter-Prüfung).
Die Iwanson-Sixt-Stiftung zeitgenössischer Tanz
Ergänzend zur Iwanson Schule wurde 2007 die Iwanson-Sixt-Stiftung zeitgenössischer Tanz gegründet. Die Stiftung verleiht Preise für Verdienste um den zeitgenössischen Tanz und vergibt Stipendien für Projekte der Jugendkultur. Die Stiftung wird für das breit angelegte Programm „Junger Tanz München“ vom Kulturreferat der Landeshauptstadt gefördert und verfügt ab 2008 über einen Proberaum, der insbesondere der Förderung junger, zeitgenössischer Tänzer und Choreographen gewidmet ist. Renommierte Tanzkünstler wie der Leiter der Tanzbiennale in Venedig, Ismael Ivo und der Ballettdirektor des Münchner Gärtnerplatztheaters, Hans Henning Paar gehören dem Beirat der Stiftung an.[3]
Die Iwanson-Methode
Jessica Iwansons Unterrichtsmethode basiert in der Aufwärmphase (an der Stange) auf der Fußarbeit des klassischen Balletts. Über Pliés, Tendus, Frappés und Battements wird die Beinarbeit trainiert während der Oberkörper mit dynamischen Schwüngen und komplexer Armarbeit dazu kontrastiert. Um gewisse Muskelgruppen zu stärken und andere schwerkraftunabhängig gleichzeitig zu entspannen, werden bis zu 30 % des Gewichts auf die Stange verlagert. Jede Übung hat eine festgelegte Atemtechnik. Jessica Iwanson phrasiert im Gegensatz zum klassischen Ballett in anderen Tempi und macht das Training dadurch "entspannt", "schwungvoll" und "erdig". Kraft und Festigkeit von den Füssen her über die Körpermitte hinweg entlastet den Oberkörper und befreit ihn für den künstlerischen Ausdruck.
Einzelnachweise
- Geschichte (Kurzfassung) der Iwanson School. In: www.iwanson.de. Abgerufen am 27. Januar 2020.
- Schwedischer Kulturpreis für Jessica Iwanson. In: www.tanznetz.de. 15. Mai 2013, abgerufen am 27. Januar 2020.
- Iwanson-Sixt-Stiftung. In: www.iwanson.de. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 5. Januar 2020; abgerufen am 27. Januar 2020. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.