Iwan Albertowitsch Puni

Iwan Albertowitsch Puni (russisch Иван Альбертович Пуни, wiss. Transliteration Ivan Al'bertovič Puni; * 22. Märzjul. / 3. April 1890greg. in Kuokkala (heute Repino); † 28. Dezember 1956 in Paris; auch Ivan Puni oder Jean Pougny) war ein russischer Maler, der zur Russischen Avantgarde zählte und ein Vertreter des Futurismus war.

Leben und Werk

Iwan Puni war der Sohn des Cellisten Albert Puni (1848–1925) und der Enkel des Komponisten Cesare Pugni (1802–1870).

Es wurde lange geglaubt dass Iwan Puni im Jahr 1892 oder 1894 geboren wurde, bis 2019 in einem Archiv in St. Petersburg seine Geburtsurkunde ans Licht kam.[1]

Nach einer kurzen künstlerischen Ausbildung, unter anderem an der Académie Julian in Paris, kehrte Puni 1912/1913 nach Petersburg zurück. Gemeinsam mit der Malerin und Bühnenbildnerin Xenia Leonidowna Boguslawskaja, mit der er seit 1913 verheiratet war, organisierte er dort unter anderem die beiden zentralen Ausstellungen der russischen Avantgarde „Tramway W“ und die letzte futuristische Ausstellung „0.10“ im Jahr 1915. Letztere stellte den Durchbruch zur gegenstandslosen Malerei dar. Auf dieser Ausstellung zeigte Kasimir Malewitsch sein suprematistisches Gemälde „Das Schwarze Quadrat“, das zu den Hauptwerken dieser Kunstrichtung zählt. Nach der russischen Revolution lehrte er 1919 u. a. an der Kunstschule in Wizebsk unter der Leitung von Marc Chagall.

Puni lebte ab 1920 in Berlin, wo er aktiv am Kunstleben der Avantgarde teilnahm. Im Februar 1921 hatte er eine Einzelausstellung in Herwarth Waldens Galerie „Der Sturm“. Er verwandelte die Galerie in ein Gesamtkunstwerk und ließ kubistisch gekleidete Sandwich-Männer auf dem Kurfürstendamm laufen.

Er nahm an der Ersten Russischen Kunstausstellung in Berlin (1922) teil; auf der großen Berliner Kunstausstellung (1922) wurde der „Synthetische Musiker“ als eines seiner bekanntesten Werke in der Abteilung Novembergruppe gezeigt. Einige seiner Bilder, die kubistische und realistische Elemente miteinander vereinten, sowie den Übergang zur gegenstandslosen Kunst des Suprematismus vollzogen, gehören zum festen Bestandteil der europäischen Avantgarde des 20. Jahrhunderts.

1923 emigrierte Puni endgültig nach Paris, wo er schon 1910/11 studiert hatte. Dort nahm er erst den Namen Jean Pougny an und erhielt im Jahr 1947 die französische Staatsangehörigkeit.

Zwischen 1923 und 1956 schuf Puni Werke in Paris und an der Côte d’Azur. Sein Malstil entwickelte sich beachtlich, bis er sich etwa 1943 stabilisierte. Die subtilen Gemälde mit ihren seltsamen und dem eindeutigen Charme, sind auch eine tiefgründige Hommage des Künstlers an Frankreich, seine Wahlheimat, wo in einer einzigartigen Atmosphäre sein Genie seinen Höhepunkt erreicht hat. Seine Ausstellungen fanden in mehreren Galerien und Museen statt, u. a. in Palazzo delle Belle Arti (Turin), Musée National d’Art Moderne, Stedelijk Museum (Amsterdam), Kunsthaus (Zürich), Berlinische Galerie u. s. w.

Puni starb 1956 in Paris.

Ausgewählte Ausstellungen

Literatur

  • Berlinische Galerie, Museumspädagogischer Dienst Berlin (Hrsg.): Iwan Puni. Synthetischer Musiker. Berlin 1992, ISBN 3-87584-438-6.
  • Herman Berninger: Pougny. Jean Pougny (Iwan Puni) 1892–1956. Catalogue de l’Œuvre. Tome 1: Les Années d`avant-garde, Russie — Berlin, 1910—1923 E. Wasmuth Verlag, Tübingen 1972, ISBN 3-8030-3000-5.
  • Herman Berninger: Pougny. Jean Pougny (Iwan Puni) 1892—1956. Catalogue de l` oeuvre. Tome 2: Paris-Cote d’Azur, 1924—1956, Peintures E. Wasmuth Verlag, Tübingen, 1992, ISBN 3-8030-3045-5.
  • Iwan Puni. 1892—1956. Katalog zur Ausstellung des Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris und der Berlinischen Galerie. Bearb. v. Jean-Louis Andral, Jean-Claude Marcadé und Marie-Anne Chambost. Hatje, Stuttgart, 1993, ISBN 3-927873-32-2.
  • Magdalena Nieslony: Bedingtheit der Malerei. Ivan Puni und die moderne Bildkritik. Berlin 2016, ISBN 978-3-7861-2764-2.
  • Herman Berninger, 0,10 Iwan Puni. Werke Aus Der Sammlung Herman Berninger, Zuerich, Und Fotografien Der Russischen Revolution Aus Der Sammlung Ruth Und Peter Herzog, Basel, 2003, ISBN 3-7165-1308-3.
  • W.E. Gröger, Galerie der Sturm, Iwan Puni, Petersburg, Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Berlin, Februar 1921.
  • André Salmon, Galerie Barbazanges, Œuvres de J. Pougni et Aquarelles de Xana Bougouslavska, Paris, 18.–30. April 1925.
  • Galerie Jaques Bernheim, 30 Œuvres, Paris, 16.–30. April 1928.
  • Galerie Jeanne Castel, Iwan Puni, Vorwort von Paul Guillaume, Paris, Juni 1933.
  • Galerie Louis Carré, Iwan Puni, Paris, 5. Oktober – 20. Oktober 1943.
  • Galerie de France, Iwan Puni, Vorwort zum Katalog von Charles Estienne, Paris, 3.–31. Mai 1947.
  • Galerie Knoedler, Iwan Puni, New York, 26. März – 16. April, 1949.
  • Adams Gallery, Jean Pougny, Vorwort zum Katalog von Alexander Watts, London, 13. April – 12. Mai 1950.
  • Musée National d’Art Moderne, Rétrospective Pougny, Paris, 24. Januar – 23. Februar 1958
  • Musée Toulouse - Lautrec, Rétrospective Pougny, Vorwort zum Katalog von Édouard Julien und R.V. Gindertael, Albi, 29. März – 30. April 1958.
Commons: Ivan Puni – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. А. Родионов. Расшифровывая Пуни. Часть 1. Ранние годы // Вестник истории, литературы, искусства, т. XV, 2022, с. 144-162.
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