Ivlia (Schiff)

"Ivlia" ist eine moderne Rekonstruktion eines antiken griechischen Ruderkriegsschiffes (Galeere) mit Rudern auf zwei Ebenen (Bireme) und ein wichtiges Beispiel für die experimentelle Archäologie. Zwischen 1989 und 1994 unternahm das Schiff sechs umfassende internationale, historische und geographische Entdeckungsreisen auf den Spuren der alten Seefahrer[1].

Schiffsbau
Ivlia
Schiffsdaten
Flagge Sowjetunion Sowjetunion
(1989–1991)
Ukraine Ukraine
(1991–1997)
Schiffstyp Bireme
Rufzeichen RB5FH/mm
Heimathafen Odessa
Bauwerft Werft 1 Sowjetische Marine
Kiellegung 1988
Stapellauf 1989
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 25,4 m (Lüa)
Breite 4,6 m
Tiefgang (max.) 0,8 m
Verdrängung 26 t
 
Besatzung 55 Mann
Takelung und Rigg
Takelung Galeere
Anzahl Masten 1
Anzahl Segel 1
Segelfläche 55 m²
Bewaffnung

Überwasserrammsporn

Geschichte

Schiffsbau

Der Hauptsponsor des Schiffsbaus war die Schwarzmeer-Reederei (BLASCO). Das Schiff wurde 1989 in der Sowjetischen Kriegsmarine Werft 1 in der Stadt Sochi konstruiert. Ivlia wurde aus Eiche und sibirischer Lärche gebaut, die Ruder aus Buche. Technische Gestaltung des Projekts wurde von Spezialisten der Nikolajev Universität für Schiffbau durchgeführt. Nach der Verarbeitung der verfügbaren wissenschaftlichen Daten (alte Abbildungen auf Vasen und Reliefs, schriftliche und archäologische Quellen)[2] schlugen die Mitglieder des Archäologischen Museums Odessa den Bau einer Bireme vor, welche seit der Antike das am häufigsten verwendete Fahrzeug in der nördlichen Schwarzmeerregion war.

Expeditionsroute 1989–94.

„Das Meer ist ein Element, das ein Drittel der Welt einnimmt. Außer dem Wehen der Winde wird es durch sein eignes Atmen, seine eigene Bewegung belebt. Denn zu bestimmten Stunden, bei Tag und Nacht, läuft ein gewisses Wallen, auch Rheuma genannt, auf und wieder zurük, überflutet das Land wie ein über seine Ufer tretender Fluß und fließt dann in seine alte Tiefe zurük.“

Vegetius 4. Buch, Kap. 42[3]

Expeditionsroute

Ausgehend von Odessa (Ukraine) im Jahr 1989, folgte Ivlia den Routen der alten Seefahrern auf dem Schwarzen Meer und dem Mittelmeer sowie im Atlantik. Die Bireme segelte mehr als 3.000 Seemeilen in sechs Expeditionen. In dieser Zeit besuchte die Ivlia 50 europäische Städte und durchquerte ganz Europa, bis sie schließlich den Fluss Seine und als Endziel im Jahr 1994 die französische Hauptstadt Paris erreichte[4]. Die internationalen Medien veröffentlichten Hunderte von Artikeln über die Reise der Bireme rund um Europa.[5] Das Schiff wurde regelmäßig von offiziellen Delegationen und Tausenden von Touristen besucht. Ivlia nahm auch an internationalen maritimen Festivals: «Colombo'92» (Genua, Italien), «Brest'92»[6], «Cancale'93», «Vieux Greements'94» (Frankreich) teil, zum Team der Bireme gehörten mehr als 200 Besatzungsmitglieder – Bürger der Ukraine, der Russischen Föderation, Moldawien, Frankreich, Griechenland und Georgien.

Galerie

Einzelnachweise

  1. Melnik, Igor K. (2010). Historische Maritime Segeln in Models & Rekonstruktionen, p. 46–49. Kiew, Phoenix. ISBN 978-966-438-278-3.
  2. Ronald Bockius: Schifffahrt und Schiffbau in der Antike. Theiss Verlag, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-1971-5.
  3. Dietwulf Baatz, Ronald Bockius: Vegetius und die Römische Flotte RGZM Verlag, Mainz 1997.
  4. Le Parisien, 16. Sep. 1993. "Une Galere antike", Laurent Mauron.
  5. Le Monde, 19. Juli 1992, "Pavel, galerien d'Odessa", Annick Cojean.
  6. Gilles, Daniel (1992). L'Album Souvenir de la Fete Brest'92, p. 7, 111, 236, 257. Le Chasse Maree. Armen. ISBN 2-903708-37-1.

Literatur

  • Ronald Bockius: Schifffahrt und Schiffbau in der Antike. Theiss Verlag, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-1971-5.
  • Barbara Pferdehirt: Das Museum für Antike Schiffahrt RGZM Verlag, Mainz 1995, ISBN 3-88467-033-6.
  • Lionel Casson: The Ancient Mariners. Princeton University Press, Princeton 1991, ISBN 0-691-06836-4, Kapitel 8
  • Daniel Gilles: Brest 92 - L'Album Souvenir de la Fete. Verlag Chasse-marée, Douarnenez 1992, ISBN 2-903708-37-1, S. 7, 111, 236, 257
  • Samuel Mark: Homeric Seafaring. Texas A & M University Press, College Station 2005, ISBN 1-58544-391-3, ch. 4,5
  • Igor K. Melnik.: Historical Maritime Sailing in Models & Reconstructions. Verlag Phoenix, Kiew 2010, ISBN 978-966-438-278-3, S. 46–49
  • John Morrison: The Athenain trireme: The history and reconstruction of an ancient Greek warship. Cambridge University Press, Cambridge 2000, ISBN 0-521-56419-0, S. 28 Anm. 2.
Zeitungsartikel
  • "Il Secolo XIX" (Italien), 23. Mai 1992. "In porto, dopo 3 anni d'odissea, una triremi russa", Giorgio Carrozi.
  • "La Stampa" (Italien), 31. Mai 1992. "A E'approdata Sanremo la triremi dell'Antica Grecia".
  • "Il Tirreno" (Italien), 6. Mai 1992. "Una mostra per l'Ivlia".
  • "Le Monde" (Frankreich), 19. Juli 1992. "Pavel, galerien d'Odessa", Annick Cojean.
  • "Revue Thalassa", (Frankreich), 07.1992 (№3). "Et Mode la galere" p. 64–65.
  • "La Presse de la Manche" (Frankreich), 14. Aug. 1993. "Et Mode la galere ukrainienne", Th. Motte.
  • "Le Chasse Maree" (Frankreich), 07.1992 (№67). "Ivlia, la galere", p. 16.
  • "Le Marin", (Frankreich), 21. Mai 1993. "Sous le vent de la galere", Cristhine Le Portal.
  • "Le Parisien" (Ausgabe Paris), 16. Sep. 1993. "Une Galere antike", Laurent Mauron.
  • "Libération" (Frankreich), 7. Dez. 1993. "Ivlia ou l'Odyssee suspendue", Patrick Le Roux, p. 28–29.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.