Isländische Kammmuschel

Die Isländische Kammmuschel (Chlamys islandica) oder auch Nördliche Kammmuschel[1] ist eine Muschelart aus der Familie der Kammmuscheln (Pectinidae) und die Typusart der Gattung Chlamys. Früher lautete die wissenschaftliche Bezeichnung Pecten islandicus.

Isländische Kammmuschel

Isländische Kammmuschel (Chlamys islandica)

Systematik
Unterklasse: Autolamellibranchiata
Teilklasse: Pteriomorphia
Ordnung: Pectinida
Familie: Kammmuscheln (Pectinidae)
Gattung: Chlamys
Art: Isländische Kammmuschel
Wissenschaftlicher Name
Chlamys islandica
(O. F. Müller, 1776)
Exemplar aus dem Naturkundemuseum in Leiden

Merkmale

Das Gehäuse weist 50 bis 132 feine Rippen auf und wird 60 bis 116 mm lang. Die Rippen werden von konzentrischen Anwachslinien gekreuzt; auf den Kreuzungspunkten können feine Schuppen sitzen. Sehr variabel sind Gehäuseformen und die Gehäusefarben, die alle Schattierungen von weiß über gelb und rot bis zu schwarz abdecken. Die Oberflächen der Gehäuse sind häufig von Seepocken der Gattung Balanus besiedelt.

Lebensweise, Vorkommen und Verbreitung

Chlamys islandica lebt in Tiefen von 8 bis 1300 m auf Fels- und Kiesgrund, an den sie sich mit Byssusfäden fest anheftet. Sie braucht Wassertemperaturen von unter 10 °C und erträgt noch Temperaturen geringfügig unter 0 °C. Diese Art kommt rezent im nördlichen Atlantik vor, im Westatlantik südlich bis Cape Cod, in Europa mit Nachweisen in Island, auf den Shetlandinseln sowie den norwegischen Inseln Spitzbergen, Lofoten und Vesterålen und Jan Mayen[2] verbreitet. Sie kommt auch vereinzelt in der Nordsee bis Helgoland und auch auf den Azoren vor.

Die Vermehrung erfolgt durch die Abgabe von Eiern und Spermien ins freie Wasser, wo dann die Befruchtung stattfindet. Aus den befruchteten Eiern entwickeln sich planktonisch-lebende Veliger-Larven. Sie kann bis 23 Jahre alt werden.

Subfossile Funde

Beim Schleppnetzfang im westlichen Mittelmeer werden regelmäßig subfossile Muschelschalen aus der letzten Eiszeit (vor mehr als 11.000 Jahren) gefunden. Hell gefärbte Exemplare aus dem Zeitraum des Klimawechsels gegen Ende dieser Eiszeit kann man z. B. an der Mündung des Clyde in Schottland finden.[3] Im Mittelmeer finden sich noch ältere, durch die Fossilisationsbedingungen schwarzgefärbte Exemplare.

Kommerzielle Bedeutung

Die Art wird seit 1985 in Norwegen intensiv kommerziell befischt, in Island sogar schon seit 1969.[4] Im Jahr 1986 wurde in Island das Maximum mit 12700 Tonnen angelandet. Später stabilisierte sich die jährliche Fangmenge auf etwa 8000 bis 9000 t. Seit 2000 sind die Bestände jedoch stark rückläufig. 2003 lag die angelandete Menge nur noch bei 800 t. Der Rückgang ist jedoch nicht auf Überfischung zurückzuführen, da der größte Rückgang in einem Gebiet zu beobachten war, wo die Bestände gar nicht befischt wurden. Die Ursachen sind in den ständig steigenden Meerestemperaturen zu suchen.

Einzelnachweise

  1. C. islandica bei fischdb.de. Die deutsche Bezeichnung Nördliche Kammmuschel ist eigentlich zutreffender, da die Muschel nicht nur in isländischen Gewässern, sondern im gesamten nördlichen Atlantik vorkommt, jedoch wird die Variante Isländische Kammmuschel wegen des Bezugs zum wissenschaftlichen Namen häufiger verwendet.
  2. Nachweise in Nordnorwegen (norwegisch; PDF; 21 kB)
  3. Muschelfunde an der Mündung des Clyde (Memento vom 30. August 2005 im Internet Archive)
  4. Jonasson et al., S. 298

Literatur

  • Guido Poppe und Yoshihiro Goto: European Seashells Volume 2 (Scaphopoda, Bivalvia, Cephalopoda). 221 S., Verlag Christa Hemmen, Wiesbaden 1993 (2000 unv. Nachdruck), ISBN 3-925919-10-4
  • Svein Erik Fevolden: Genetic differentiation of the Iceland scallop Chlamys islandica (Pectinidae) in the northern Atlantic Ocean. In: Marine Ecology Progress Series, 51: 77–85, Oldendorf/Luhe 1989, ISSN 0171-8630
  • Jónas P. Jonasson, Gudrun Thorarinsdottir, Hrafnkell Eiriksson, Jon Solmundsson und Gudrun Marteinsdottir: Collapse of the fishery for Iceland scallop (Chlamys islandica) in Breidafjordur, West Iceland. ICES Journal of Marine Science, 64: 298–308, London 2007, ISSN 1054-3139
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