Isabelle de France (1224–1269)

Die Heilige Isabella von Frankreich, auch Isabella von Longchamp, (* 3. März/14. April 1224; † 23. Februar 1269[Anm. 1] in Longchamp) war die Tochter des französischen Königs Ludwigs VIII. und seiner Gemahlin Blanka von Kastilien, somit die Schwester des zehn Jahre älteren Ludwigs des Heiligen. Sie stiftete im Jahr 1255 die Klarissenabtei Longchamp Humilité-Notre-Dame in dem westlich von Paris gelegenen Wald von Rouvray (heute: Bois de Boulogne) und gehört gemeinsam mit Klara von Assisi zu den ersten Verfasserinnen einer Ordensregel.

Prinzessin Isabella als Figur an der Kirche von Saint-Germain l'Auxerrois

Leben

Um nach dem Tod Ludwigs VIII. († November 1226) und der Thronbesteigung des erst zwölfjährigen Ludwigs IX. dem Königreich die Unterstützung der Vasallen zu sichern, versprach die Königinmutter und Regentin Blanka von Kastilien im Jahr 1230 ihre fünfjährige Tochter Isabella dem jungen Hugues oder Hugo von Lusignan, Sohn des Grafen Hugo von La Marche und Angoulême, der schließlich Yolande, die Tochter des Herzogs Peter I. von Bretagne ehelichte.

Blanka von Kastilien ließ Isabella eine strenge moralische und religiöse Erziehung zukommen und so zeigte sie schon als Kind große Frömmigkeit. Im Jahr 1243 weigerte sie sich, Konrad von Hohenstaufen, den Sohn Friedrichs II. zu heiraten. Nach dem Tod ihrer Mutter legte sie ein vom Papst Innozenz IV. am 26. Mai 1254 bestätigtes Keuschheitsgelübde ab und beschloss, ihre Mitgift für die Gründung eines Klosters zu verwenden. Als Standort wurde dafür ein Gelände am Rande des Waldes von Rouvray gewählt, den damals königlichen Jagdgründen. Ludwig der Heilige erwarb für seine Schwester dort ein zwischen dem Wald und der Seine gelegenes langgestrecktes Feld (frz. long champ) und legte am 10. Juni 1256 den Grundstein der Klarissenabtei. Die Kosten für den im Jahr 1259 vollendeten Bau beliefen sich über rund 30 000 Livres.

Die Stifterin zog sich 1260 in den Klosterbezirk zurück, bewohnte dort jedoch ein eigenes Haus und legte auch nicht ihre Profess ab, trat also nicht in den Orden ein und war daher, entgegen einer weitverbreiteten Meinung auch nicht Äbtissin der Gemeinschaft. Sie zählte zu den herausragenden Persönlichkeiten ihrer Zeit und übte im Kreise Ludwigs des Heiligen großen Einfluss aus, unter anderem auf dessen Töchter, ihre Nichten Isabella von Frankreich und Navarra[Anm. 2] und deren jüngere Schwester Blanka von Frankreich[Anm. 3]. Beide gründeten Klarissenklöster, welche die Ordensregel von Longchamp befolgten.

Isabella von Frankreich starb am 23. Februar 1270 kurz vor Vollendung ihres 45. Lebensjahr und wurde in der Klosterkirche bestattet. Insbesondere die Klosterschwestern von Longchamp verehrten sie als Heilige. Isabella wurde von Papst Leo X. im Jahr 1521 durch die Bulle Piis omnium heiliggesprochen.

Jacques Le Goff spricht lediglich von einer Seligsprechung Isabellas.[1] Albert Sleumer erwähnt sie in seinem kirchenlateinischen Wörterbuch nicht, die Heiligsprechung ihres Bruders Ludwig[2] geht aber daraus hervor.

Werk

Dem Vorbild der heiligen Klara von Assisi folgend, die zwischen 1247 und 1252 die Regel ihres Ordens verfasst hatte, schrieb Isabella von Frankreich selbst im Jahr 1255 die Ordensregel für Longchamp nieder. Sie ließ sich dazu von den bedeutendsten Gelehrten ihrer Zeit beraten. Bonaventura von Bagnoregio unterstützte ihr Vorhaben. Dieser hatte in Paris zwischen 1254 und 1257 den theologischen Lehrstuhl der Franziskaner inne, bevor er zum Generalminister seines Ordens berufen wurde. Bonaventura vertrat hinsichtlich des Armutsgelübdes einen moderaten Standpunkt. So durften die Klarissen von Longchamp Erbschaften antreten und den gemeinschaftlichen Besitz verwalten. Im Jahr 1259 bestätigte Papst Alexander IV. die Regel, die unter Papst Urban IV. im Jahr 1263 geändert wurde.

Darstellungen

  • Philippe de Champaigne: Sainte Isabelle offrant à la Vierge le modèle de l'abbaye de Longchamps („Die heilige Isabelle überreicht der Jungfrau Maria das Modell der Abtei von Longchamp“, 17. Jahrhundert, Paris, Saint-Paul-Saint-Louis)

Literatur

Guillaume de Saint-Pathus und Jean de Joinville, Biographen des Heiligen Ludwig von Frankreich, würdigen Isabelle de France nur mit kurzen Erwähnungen. Hauptquelle für ihr Leben und Wirken bleibt die von auf Wunsch ihres jüngeren Bruders Karl von Anjou von ihrer früheren Gesellschafterin, der dritten Äbtissin von Longchamp Agnès d’Harcourt niedergeschriebene Vita „La vie d'Isabelle soeur de S. Louys, fondatrice de l'Abbaye de Longchamp“. Diese entstand in den Jahren von 1279 bis 1281, stellt Isabelle de France als Heilige dar und führt am Ende vierzig Wunder auf. Erst in jüngerer Zeit wurden Forscher auf ihre überragende Rolle aufmerksam.

In der nachfolgenden Bibliographie wurden die zuletzt erschienenen Werke vorangestellt.

  • Sean L. Field: Isabelle of France: Capetian Sanctity and Franciscan Identity in the Thirteenth Century. University of Notre Dame Press, 2006.
  • Gabrielle Joudiou: Isabelle de France et l'abbaye de Longchamp. Editions franciscaines, Paris 2006, ISBN 2-85020-198-7.
  • Anne-Hélène Allirot: Isabelle de France, soeur de saint Louis, la vierge savante. In: Princes et princesses de la fin du Moyen Âge, Médiavales 48. 2005 (eine Studie der von Agnes d'Harcourt verfassten Vie d'Isabelle de France).
  • Sean L. Field: The Writings of Agnes of Harcourt: The Life of Isabelle of France and the Letter on Louis IX and Longchamp. University of Notre Dame Press, 2003.
  • Sean L. Field: The Princess, the Abbess, and the Friars: Isabelle of France (1225–1270) and the Course of Thirteenth-Century Religious History. Northwestern University, Evanston 2002.
  • Sean L. Field: New Evidence for the Life of Isabelle of France. In: Revue Mabillon. Band 13, 2002, S. 109–123.
  • Thomas Worcester: Neither married nor cloistered: blessed Isabella in catholic reformation France. In: Sixteenth Century Journal. Band 30, 1999, S. 457–472.
  • Beth Lynn: Clare of Assisi and Isabelle of Longchamp: Further Light on the Early Development of Franciscan Charism. Magistra, 1997.
  • Albert Garreau: Bienheureuse Isabelle de France. Editions franciscaines, Paris 1943 (Nachdruck 1955).
  • Jean-François André: Histoire de s. Isabelle de France, soeur de s. Louis et fondatrice de l'abbaye de Longchamp. Carpentras, 1855.
  • Acta Sanctorum: Vita B. Elisabethae seu Isabellae Virginis. Band 6. Acta Sanctorum, August 1753.
  • Agnes d'Harcourt: La vie d'Isabelle soeur de S. Louys, fondatrice de l'Abbaye de Longchamp. Sébastien Mabre-Cramoisy, Paris 1668.
Commons: Isabelle de France – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Nach anderen, meistens französischen Quellen geboren im März 1225 und gestorben am 23. Februar 1270
  2. Isabella von Frankreich (1242–1271), Tochter Ludwigs des Heiligen, gründete im Jahr 1270 gemeinsam mit ihrem Gemahl Theobald II., König von Navarra, der im gleichen Jahr starb, ein Klarissenkloster vor den Toren der Stadt Troyes.
  3. Blanka von Frankreich (1252–1320), Tochter Ludwigs des Heiligen, wurde bis zu ihrer Hochzeit im November 1268 mit Ferdinand de la Cerda († 1275), Kronprinz von Kastilien, in Longchamp erzogen und gilt gemeinsam mit ihrer Mutter Margarete von Provence (1221–1295) als Mitbegründerin des 1289 gestifteten Klarissenklosters Couvent des Cordelières in der pariser Vorstadt Faubourg Saint-Marcel, in dessen Kirche (Sainte-Claire-de-l'Oursine) sie auch bestattet wurde.

Einzelnachweise

  1. Jacques Le Goff: Ludwig der Heilige. Stuttgart 2000, S. 643.
  2. Albert Sleumer: Kirchenlateinisches Wörterbuch. Limburg a. d. Lahn 1926, S. 483.
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