Irisch-osttimoresische Beziehungen
Die Republik Irland und Osttimor unterhalten freundschaftliche Beziehungen.
Irland | Osttimor |
Geschichte
Sowohl die Insel Irland als auch die Insel Timor sind politisch jeweils in einen unabhängigen Staat und in eine Provinz eines größeren Nachbarlandes geteilt, der zeitweise auch die gesamte Insel kontrollierte. Allerdings gibt es auf Timor nicht einmal ansatzweise Bestrebungen zu einer politischen Vereinigung der Inselteile zu einem Groß-Timor. Sowohl die Republik Irland als auch Osttimor sind durch den römisch-katholischen Glauben geprägt.[1]
Irland unterstützte schon früh als einer von wenigen Staaten in der Europäischen Union und den Vereinten Nationen Osttimor in seinem Bestreben nach Unabhängigkeit von der Besatzungsmacht Indonesien.[2] Bei der Resolution 3485 der Generalversammlung der Vereinten Nationen im November 1976, die die Besetzung Osttimors durch Indonesien verurteilte, enthielt sich Irland noch; ebenso bei weiteren Resolutionen zu Osttimor 1979 und 1981. Außer Portugal unterstützten damals die westlichen Staaten Indonesien als Verbündeten im Kalten Krieg. Erst das Santa-Cruz-Massaker brachte die Wende. Auf Drängen Portugals verurteilte die Europäische Union Indonesien für das Massaker. Der damals arbeitslose Ire Tom Hyland gründete Anfang 1992 mit Blick auf die Ereignisse zur Unterstützung Osttimors die East Timor Ireland Solidarity Campaign (ETISC), die begann Druck auf die irische Regierung auszuüben. Allein zwischen 1992 und 1996 gab es 65 Anfragen im Dáil Éireann (irisches Unterhaus) zur Situation in Osttimor. Der Einfluss der ETISC war vor allem während der linken Regierungskoalition 1995–1997 sehr groß und brachte über die EU-Ratspräsidentschaft in der zweiten Hälfte von 1996 den Osttimorkonflikt auf die Agenda der Europäischen Union, gegen den Widerstand der Regierungen des Vereinigten Königreichs und Deutschlands.[3] In Anerkennung ihrer Verdienste erhielt die Organisation 2015 den Ordem de Timor-Leste von Staatspräsident Taur Matan Ruak.[4] Hyland ist inzwischen Honorarkonsul Osttimors in Dublin.[5]
Der irische Außenminister David Andrews war im April 1999 der erste Außenminister der Europäischen Union, der seit der Besetzung Osttimors durch Indonesien das Land besuchte. Die EU ernannte ihn dafür zu ihrem Sondergesandten für das Territorium. Hyland begleitete Andrews bei der Reise.[3] John Kirby, Bischof von Clonfert und Vorsitzender von Trócaire, der offiziellen Entwicklungshilfeorganisation der irischen katholischen Kirche, besuchte im Juli 1999 Osttimor. Der Besuch diente als Solidaritätsbekundung der irischen katholischen Kirche für Dilis Bischof Carlos Filipe Ximenes Belo und die osttimoresische Kirche.[6] Die irische katholische Kirche und Trócaire prangerten bereits seit Jahren die Menschenrechtsverletzungen durch die Indonesier in Osttimor an.[1]
Irland unterstützte Osttimor auf dem Weg in die Unabhängigkeit durch die Entsendung von Truppen für die Internationalen Streitkräfte Osttimor (INTERFET), die Übergangsverwaltung der Vereinten Nationen für Osttimor (UNTAET), die Unterstützungsmission der Vereinten Nationen in Osttimor (UNMISET) von 1999 bis 2004. Irland hat Osttimor im März 2003 als eines der Kernländer für seine Entwicklungshilfe ausgewählt.[7] Zwischen 2003 und 2007 unterstützte der europäische Staat den südostasiatischen mit 20 Millionen Euro Entwicklungshilfe. Im Februar 2008, kurz nach dem Attentat auf die osttimoresische Staatsführung, besuchte der irische Außenminister Dermot Ahern Osttimor. Er bot an, die etwa 600 im Jahre 2006 desertierten osttimoresischen Soldaten, zu denen die Attentäter gehörten und die die Unruhen in Osttimor 2006 auslösten, zeitweise aufzunehmen.[8]
Diplomatie
Osttimor und Irland nahmen am 31. Januar 2003 diplomatische Beziehungen auf.[9]
Osttimor unterhält eine Botschaft in London.[10] In Dublin verfügt Osttimor über den Honorarkonsul Tom Hyland.[11][12]
2008 entsandte Irland mit Nuala O’Loan, Baroness O’Loan eine Sonderbotschafterin, die mit der osttimoresischen Regierung die Erfahrungen mit dem Friedensprozess in Nordirland teilen sollte. Irland unterhielt in Dili eine Repräsentanz (Escritório de Representação da Irland),[13] die aber im Oktober 2012 aus Kostengründen geschlossen wurde.[7][14] Sie wurde von der irischen Botschaft in Singapur aus verwaltet, dessen Botschafter neben Singapur und Osttimor auch für die Philippinen und Brunei zuständig ist.[15]
Einreisebestimmungen
Im Gegensatz zur Einreise in die anderen Staaten der Europäischen Union[16] benötigen Staatsbürger Osttimors für Irland ein Visum.[17]
Irische Staatsbürger erhalten bei Einreise in Osttimor ein Visum für 30 Tage.[18]
Wirtschaft
Wie im Vereinigten Königreich (und da vor allem im nordirischen Dungannon)[19][20] gibt es in der Republik Irland eine größere osttimoresische Gemeinde von Gastarbeitern. Sie profitieren von Sonderrechten, die ihnen denselben Status gewähren wie den Bürgern Portugals innerhalb der Europäischen Union.[21]
Für 2018 gibt das Statistische Amt Osttimors nur den Import von Hausbauteilen aus Irland nach Osttimor im Wert von 2.292 US-Dollar an.[22]
Weblinks
- Department of Foreign Affairs and Trade: Ireland’s Support to Timor Leste 2001–2014: Learning Papers
Einzelnachweise
- Kathryn Robertson: Ten years on in Timor Leste, 31. August 2009, abgerufen am 9. Januar 2018
- How Ireland can help a free East Timor, 6. März 1999, abgerufen am 30. Dezember 2017.
- Stephen McCloskey, Paul Hainsworth: East Timor Question: The Struggle for Independence from Indonesia, 2000, ISBN 978-0-85771-229-5.
- Action from Ireland (AFRI): From Doolough to Dili and back, 10. Juni 2015, abgerufen am 30. Dezember 2017.
- embassypages.com: Consulate of Timor-Leste in Dublin, Ireland, abgerufen am 30. Dezember 2017.
- The Sunday Tribune: Irish Bishop returns from E Timor, 11. Juli 1999 (auf ETAN), abgerufen am 9. Januar 2018.
- Irish Aid: Timor Leste, abgerufen am 30. Dezember 2017.
- The Age: Ireland offers to take 600 sacked Timorese soldiers, 22. Februar 2008, abgerufen am 9. Januar 2018.
- United Nations Dag Hammarskjöld Library: DIPLOMATIC RELATIONS BETWEEN TIMOR-LESTE AND ... AS OF ..., abgerufen am 21. Januar 2018.
- Embassy Magazine: Elizabeth Stewart: Rebel with a cause, 18. Februar (Memento des vom 12. Juli 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 12. Juli 2016.
- Webseite des Außenministeriums Osttimors – Liste der Konsulate Osttimor (Memento vom 3. Februar 2011 im Internet Archive), abgerufen am 20. Mai 2012
- embassypages.com: Consulate of Timor-Leste in Dublin, Ireland, abgerufen am 30. Dezember 2017.
- Webseite der Regierung Osttimors: Embaixadas em Timor-Leste, abgerufen am 11. Juli 2016
- Department of Foreign Affairs and Trade: Tánaiste's statement on the Embassy closures, 3. November 2011, abgerufen am 30. Dezember 2017.
- Embassy of Ireland in Singapore: Ambassador Keating, abgerufen am 30. Dezember 2017.
- Eingeführt mit der am 9. Juni 2014 in Kraft getretenen Verordnung (EU) Nr. 509/2014 (PDF) vom 15. Mai 2014.
- Irish Naturalisation and Immigration Service: Check if you need an Irish visa, abgerufen am 18. Februar 2018.
- Department of Foreign Affairs and Trade: Timor Leste Travel & Advice, abgerufen am 30. Dezember 2017.
- Global Voices: After Brexit, Timor-Leste Workers Are Worried About Their Future in the UK. 27. Juni 2016, abgerufen am 13. Juli 2016.
- Institute of Development Studies: Brexit and Timorese workers in the UK. 5. August 2016, abgerufen am 11. Juli 2017.
- Sapo Notícias: Governo altera leis eleitorais para que timorenses em Portugal e na Austrália possam votar. 16. Dezember 2016, abgerufen am 16. Dezember 2016.
- Direcção-Geral de Estatística: External Trade Statistics Annual Reports 2018, abgerufen am 17. April 2019.