Irenebaude

Irenebaude (auch Irenenbaude) war der Name zweier Berghütten im deutschen Pachtgebiet Kiautschou in China.

Irenebaude
(abgegangen)
Grundsteinlegung der Irenebaude(Datierung unklar: 1899 oder 1902)
Grundsteinlegung der Irenebaude
(Datierung unklar: 1899 oder 1902)

Grundsteinlegung der Irenebaude
(Datierung unklar: 1899 oder 1902)

Lage am Hoffnungspass am Lau ting; Shandong, Kaiserreich China; Talort: Qingdao
Gebirgsgruppe Lao Shan
Geographische Lage: 36° 11′ 13,7″ N, 120° 35′ 36,1″ O
Höhenlage 740 m
Irenebaude (Shandong)
Irenebaude (Shandong)
Erbauer Erich von Falkenhayn,
Ernst Kroebel
Besitzer Sektion Bergverein Tsingtau des DuOeAV
Erbaut 1899; Neubau: 1902/03
Bautyp Berghütte; Holz (ab 1902 Granit)
Beherbergung 12 Betten, 0 Lager
p6

Lage

Die Berghütten lagen in einem Felskessel auf 740 Metern Höhe am Hoffnungspass im Lao-Shan-Gebirge östlich der Hafenstadt Tsingtau (heute Qingdao). In der Nähe lag der über 1.000 Meter hohe Gipfel des Lau ting (heute Jufeng).[1] Das Gebirge war um 1900 weitgehend entwaldet und litt unter Erosion, der die Kolonialverwaltung mit Aufforstung entgegenwirkte. Ein Teil des Mittelgebirges gehört zum Gebiet, das die chinesische Regierung 1898 für 99 Jahre an das Deutsche Reich verpachtet hatte. Die Hütten lagen nahe an der Grenze dieses Gebietes, dem sich die neutrale Zone anschloss, in dem Deutschland Vorrechte genoss. Von den Irenebauden waren zahlreiche Bergwanderungen möglich, etwa die Besteigung des Lau ting.[2]

Geschichte

Die erste Baude wurde durch Hauptmann Erich von Falkenhayn (1861–1922) – später preußischer Kriegsminister – und den Kaufmann Ernst Kroebel (1853–1925) auf eigene Kosten gebaut.[3] Die Grundsteinlegung erfolgte am 28. März 1899. Bis zum Herbst desselben Jahres ging sie in Betrieb. Das einstöckige Holzhaus hatte an der Vorderfront eine kleine Veranda.[4] Die erste Hütte wurde jedoch schon am 26. Mai 1900 durch ein schweres Unwetter zerstört und die Baude mit Granitsteinen unweit der ersten wiedererrichtet.[5] Der Grundstein des zweiten Gebäudes wurde am 13. Juli 1902 gelegt. Die feierliche Eröffnung fand am 14. März 1903 statt. 1906 folgte eine Sanierung und 1908 die Ergänzung um ein sogenanntes Kulihaus. Über dem Eingang des Haupthauses stand der lateinische Vers „Beatus ille qui procul negotiis“ (sinngemäß: Glücklich ist jener, der fern von den Geschäften ist).[6]

Eigentümer beider Bauden war die Sektion Bergverein Tsingtau des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, die sich auch um Wegebau, -unterhaltung und -markierung in der näheren Umgebung kümmerte.[7][8] Später wurde die Verwaltung einem chinesischen Unternehmer übertragen. Gegen Entgelt konnten Wanderer in fünf Zimmern mit 12 Betten ein Nachtquartier nehmen.[9] Im Sommer war sie durchgehend geöffnet. Im Winter war der Schlüssel im nahegelegenen Genesungsheim Mecklenburghaus erhältlich.[10]

Die Bauden waren nach Irene von Hessen-Darmstadt (1866–1953) benannt, die den ersten Bauplatz zusammen mit ihrem Ehemann Heinrich von Preußen anlässlich der Grundsteinlegung besuchte.[2][11][12]

Literatur

  • Deutscher Alpenverein, Österreichischer Alpenverein, Alpenverein Südtirol (Hrsg.): Hoch hinaus! Wege und Hütten in den Alpen. Digitale Originalausgabe, Böhlau, Köln/Wien 2016, ISBN 978-3-412-50645-2, S. 252.
  • Richard Bergemann: Wegweiser durch den Lauschan. Haupt, Tsingtau 1912, S. 12 (digital unter bibliothek.alpenverein.de).

Einzelnachweise

  1. Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes (Hrsg.): Grosser deutscher Kolonialatlas. Nr. 30, Die deutschen Besitzungen im Stillen Ocean und Kiautschou, 6 Bl., 6. Kiautschou und Samoa, Kiautschou, Berlin 1910 (Kartenausschnitt im Archivführer deutsche Kolonialgeschichte).
  2. H. Gesternberg: Die Gebirge des deutschen Kiautschou-Gebiets. In: Deutsche Kolonialzeitung. 17. Jahrgang, Ausgabe Nr. 12 vom 22. März 1900, S. 123 (Digitalisat der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main).
  3. Wilhelm Matzat: Kroebel, Ernst (1853-1925), Kaufmann, und Emma Kroebel (1872-1945), Schriststellerin. In: Tsingtau.org. 27. Oktober 2008, abgerufen am 20. März 2022.
  4. Johannes Wilda: Von Hongkong nach Moskau. Ostasiatische Reisen. Stephan Geibel, Altenburg 1902, S. 162.
  5. Andreas Jüttemann: Lauschangebirge. In: Kiautschou (Tsingtau). Abgerufen am 20. März 2022.
  6. Ulrich von Hassell (Verfasser), Malve von Hassell (Hrsg.): Der Kreis schliesst sich. Aufzeichnungen in der Haft 1944. Propyläen, Berlin 1994, ISBN 978-3-549-05158-0, S. 119.
  7. Sektion Bergverein Tsingtau, China. In: www.alpenverein.de. Deutscher Alpenverein e.V., abgerufen am 20. März 2022.
  8. Joachim Schultz-Naumann: Unter Kaisers Flagge. Deutschlands Schutzgebiete im Pazifik und in China einst und heute. Universitas, München 1985, ISBN 3-8004-1094-X, S. 184.
  9. Andreas Jüttemann: Unterkunftshäuser. In: Kiautschou (Tsingtau). Abgerufen am 1. April 2022.
  10. Meyers Reisebücher: Weltreise. Erster Teil: Indien, China und Japan. Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1912 S. 270.
  11. Curt Huguenin: Geschichte des III. See-Bataillons. Adolf Haupt, Tsingtau 1912, S. 62 (Digitalisat der Universitätsbibliothek Heidelberg).
  12. Deutscher und Österreichischer Alpenverein (Hrsg.): Mittheilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins. Band 25, Jahrgang 1899, Nr. 10, S. 125 f. (Digitalisat der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol).
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