Information Security Management System
Ein Information Security Management System (ISMS, englisch für „Managementsystem für Informationssicherheit“) ist die Aufstellung von Verfahren und Regeln innerhalb einer Organisation, die dazu dienen, die Informationssicherheit dauerhaft zu definieren, zu steuern, zu kontrollieren, aufrechtzuerhalten und fortlaufend zu verbessern.
Der Begriff wird im Standard ISO/IEC 27002 definiert. ISO/IEC 27001 definiert ein ISMS. Der deutsche Anteil an dieser Normungsarbeit wird vom DIN NIA-01-27 IT-Sicherheitsverfahren betreut.
Zertifizierung
Je nach Branche und Gesetz muss eine Organisation ein zertifiziertes ISMS betreiben – oft mit jährlichen externen Audit. In anderen Branchen mit weniger strikter Auslegung gilt eine freiwillige Zertifizierung mitunter auch als Wettbewerbsvorteil, um Kunden und Dienstleistern gegenüber die Sicherheit ihrer Informationen nachzuweisen[1].
Neben der Zertifizierung direkt auf die ISO/IEC-27000-Reihe gibt es in Deutschland drei typische Varianten:
ISO/IEC 27001-Zertifikat auf Basis von IT-Grundschutz
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) brachte mit dem IT-Grundschutz 2006 ein Konzept für die Umsetzung eines Informationssicherheitsmanagementsystems (ISMS) heraus. Der IT-Grundschutz bietet mit seinen drei Standards 200-1, 200-2 und 200-3 in Kombination mit den IT-Grundschutzkatalogen (bis 2006 IT-Grundschutzhandbuch genannt) Hilfestellungen bei der Einführung und Aufrechterhaltung eines ISMS. Seit 2006 sind die IT-Grundschutz-Kataloge an die internationale Norm ISO/IEC 27001 angepasst. Dieses System gilt als Quasi-Standard in deutschen Behörden.
Das BSI legt dabei besonderen Wert auf die drei Bereiche Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit von Informationen.
Im Oktober 2022 wurde die Norm auf die ISO 27001:2022[2] aktualisiert. Eine deutsche Übersetzung steht derzeit noch aus.
Informations-Sicherheitsmanagement System in 12 Schritten (ISIS12)
ISMS nach ISO/IEC 27001 oder den IT-Grundschutz-Katalogen des BSI stellen aus verschiedenen Gründen oft große Hürden für Unternehmen des Mittelstands (Kleine und mittlere Unternehmen (KMU)) dar, vor allem wenn diese nicht in der IT-Branche tätig sind.[3] Schwierigkeiten bestehen erfahrungsgemäß unter anderem darin, ausreichend ausgebildetes Personal in den meist kleinen IT-Abteilungen abstellen zu können. Weiterhin stellt die in dem ISO/IEC 27001-Standard geforderte Risikoanalyse sowie das Auswählen von konkreten Maßnahmen viele Unternehmen in der Realität vor unlösbare Aufgaben. Das sogenannte „Netz für Informationssicherheit im Mittelstand (NIM)“ (Mitglieder u. a. Bayerischer IT-Sicherheitscluster, Universität und Hochschule Regensburg)[4] entwickelte daher – aus IT-Grundschutz und ISO/IEC 27001 abgeleitet – ein wissenschaftlich abgestütztes Modell zur Einführung eines ISMS in 12 konkreten Schritten. Wesentliches Augenmerk wurde darauf gelegt, dass nicht jedes Bedrohungsszenario abgedeckt wird, sondern den Unternehmen eine klare Handlungsanweisung in begrenztem Umfang, mit integriertem Einführungskonzept und in verständlicher Sprache an die Hand gegeben wird.
VdS Richtlinien 10000 (VdS 10000)
Die Richtlinien „VdS 10000 – Informationssicherheitsmanagementsystem für kleine und mittlere Unternehmen (KMU)“ der VdS Schadenverhütung GmbH enthalten Vorgaben und Hilfestellungen für die Implementierung eines Informationssicherheitsmanagementsystems sowie konkrete Maßnahmen für die organisatorische sowie technische Absicherung von IT-Infrastrukturen. Sie sind speziell für KMU sowie für kleinere und mittlere Institutionen und Behörden ausgelegt. Ziel der VdS 10000 ist es, ein angemessenes Schutzniveau für kleine und mittlere Unternehmen und Organisationen zu definieren, was mit möglichst geringem Aufwand umgesetzt werden kann. Die VdS 10000 ist der Nachfolger der VdS 3473.
Allgemeine Ansätze
In der Praxis lassen sich die Eigenschaften und Ziele eines ISMS wie folgt definieren:
- Verankerung in der Organisation: Die Verantwortlichkeiten und Befugnisse für den Informationssicherheitsprozess werden vom obersten Management eindeutig und widerspruchsfrei zugewiesen. Insbesondere wird ein Mitarbeiter bestimmt, der umfassend verantwortlich für das Informationssicherheitsmanagementsystem ist (in der Regel Informationssicherheitsbeauftragter oder kurz ISB genannt). Alternativ kann sich die Organisation auch eines externen Dienstleisters bedienen, der den ISB stellt.
- Verbindliche Ziele: Die durch den Informationssicherheitsprozess zu erreichenden Ziele werden durch das Topmanagement vorgegeben.
- Richtlinien: Verabschiedung von Sicherheitsrichtlinien (Security Policy), die den sicheren Umgang mit der IT-Infrastruktur und den Informationen definieren durch das oberste Management.
- Personalmanagement: Bei Einstellung, Einarbeitung sowie Beendigung oder Wechsel der Anstellung von Mitarbeitern werden die Anforderungen der Informationssicherheit berücksichtigt.
- Aktualität des Wissens: Es wird sichergestellt, dass das Unternehmen über aktuelles Wissen in Bezug auf Informationssicherheit verfügt.
- Qualifikation und Fortbildung: Es wird sichergestellt, dass das Personal seine Verantwortlichkeiten versteht und es für seine Aufgaben geeignet und qualifiziert ist.
- Adaptive Sicherheit: Das angestrebte Niveau der Informationssicherheit wird definiert, umgesetzt und fortlaufend an die aktuellen Bedürfnisse sowie die Gefährdungslage angepasst (Kontinuierlicher Verbesserungsprozess).
- Vorbereitung: Das Unternehmen ist auf Störungen, Ausfälle und Sicherheitsvorfälle in der elektronischen Datenverarbeitung vorbereitet.
Informationssicherheit und Datenschutz
Der Informationssicherheitsbeauftragte (ISB) und Datenschutzbeauftragter (DSB) haben teilweise überschneidende Zuständigkeiten, müssen aber personell getrennt wahrgenommen werden. Mit der neuen Norm ISO/IEC 27701 wird das klassische Informationssicherheitsmanagementsystem um Datenschutzaspekte erweitert, so dass beide Beauftragte über das gleiche Dokumentenwerk gegenseitig zuarbeiten können.[5]
Weblinks
- BSI-Standard 200-1: Managementsysteme für Informationssicherheit (ISMS) (PDF-Datei)
- BSI-Standard 200-2: IT-Grundschutz-Methodik (PDF-Dateien; deutsch und englisch)
- BSI-Standard 200-3: Risikoanalyse auf der Basis von IT-Grundschutz
Einzelnachweise
- Der Wert der Informationssicherheit: Zertifizierung und Anerkennung durch das BSI. Abgerufen am 12. April 2023.
- ISO 27001:2022 Update - Byght. 27. November 2022, abgerufen am 12. April 2023 (deutsch).
- ZDNet-Artikel vom 7. November 2011
- ISI12-Netzwerkmitglieder (Memento des vom 13. März 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Sebastian Krüsmann: Nachbarschaftlich verbunden. In: iX. Nr. 7, 2020, S. 54–59 (heise.de [abgerufen am 9. August 2020] Stand 2020-08-09: Durch einen heise-Bug zur Zeit kein Einzelartikel-Kauf-Link verfügbar).