Howeitat
Die Howeitat (arabisch الحويطات, DMG al-Ḥuwaiṭāt) sind ein großer Stammesverband auf dem Gebiet des heutigen Jordanien und Saudi-Arabien. Die Howeitat bestehen aus mehreren Stämmen, beispielsweise die Ibn Jazi, die Abu Tayi, die Anjaddat und die Suleimanniyin.
Die Howeitat haben in der Vergangenheit viele Soldaten der Saudi-Arabischen Nationalgarde und der Jordanischen Streitkräfte gestellt. Sie besitzen viel Land um Wadi Rum bis hinein nach Saudi-Arabien.
Geschichte
Die Howeitat führen ihre Abstammung auf einen einzelnen Vorfahren, einen Ägypter namens Howeit, zurück. Etwa im 18. Jahrhundert wurden sie durch die Expansion der wahhabitischen Stämme Zentralarabiens nach Norden gedrängt. Ende des 18. Jahrhunderts lebten die Howeitat bereits um Aqaba und nördlich davon. Ein Teil begann zu siedeln und betrieb Landwirtschaft und Pastoralismus. Aber Anfang des 20. Jahrhunderts wurden sie wieder zu Nomaden, weil zwei rivalisierende Scheichs, Abtan Ibn Jazi und Auda Abu Tayi, sich auf Beutezüge, Schutzgeld und Kamelzucht konzentrierten.
Die Stämme Abu Tayi und Ibn Jazi waren Unterstützer der Haschimiten während der Arabischen Revolte unter der Führung von Prinz Faisal. Auda Abu Tayi und Hamad Ibn Jazi boten eine Truppe auf, die Aqaba einnahmen. In späteren Jahren kehrten die Howeitat zurück zur Landwirtschaft. Sie spielten auch eine bedeutende Rolle in der Arabischen Legion. Der Ibn Jazi-Stamm hatte sogar eine führende Rolle in der Föderation.
Die Pläne zum Bau der Planstadt Neom sehen die Zwangsumsiedlung von ca. 20.000 alteingesessenen Beduinen des al-Howeitat-Stammes vor; viele protestierten gegen das Vorhaben. Medien berichten von Zwangsräumungen, immer mehr Stammesangehörige setzten sich gegen die Pläne zur Wehr. Die saudische Menschenrechtsorganisation Alqst berichtet von mehreren Verhaftungen von Stammesmitgliedern, die sich weigerten, ihre Häuser zu verlassen.[1][2]
Besonders öffentlichkeitswirksam ging Abdulrahim al-Howeiti vor, der sich in einer Videobotschaft an seine Landsleute wandte. Seine Heimat stehe zum Verkauf – kurz darauf wurde er von Regierungskräften getötet. In einem Video erzählt er, dass seine Heimatstadt Al-Khuraybah als eine der ersten weichen soll. Er sprach von „Zwangsumsiedlung“ und „Staatsterror“ und rechnete mit Mohammed bin Salmans Herrschaft ab: Die einheimische Bevölkerung müsse verschwinden, um mehr als einer Million Ausländern ein Luxusleben zu ermöglichen.[3]
Seit Anfang 2021 wurden mehrere Dörfer in der Gegend ganz oder teilweise abgerissen und die Bewohner zwangsumgesiedelt[4] und 2022 wurden mehrere protestierende Bewohner zum Tode oder zu extrem langen Haftstrafen verurteilt.[5][6]
Einzelnachweise
- Ali Younes: Saudi forces kill man who refused to give up property: Activists. In: Al Jazeera. 15. April 2020, abgerufen am 15. Dezember 2022 (englisch).
- Dunja Ramadan: Auf Sand und Blut gebaut. In: Süddeutsche Zeitung. 11. Mai 2020, abgerufen am 15. Dezember 2022.
- Middle East Eye: Killing of Saudi activist exposes tensions over Neom megacity project. You Tube, 17. April 2020 (abgerufen am 14. Mai 2020)
- Thomas Stölzel: Neom soll Saudi-Arabien den Weg aus dem Ölzeitalter ebnen – um jeden Preis auf www.wiwo.de, 2. April 2022
- Rabiya Jaffery: Todesurteile in Saudi-Arabien: Sie wollten nur bleiben. In: taz.de. 12. Oktober 2022, abgerufen am 14. Oktober 2022.
- James Rothwell: Tribesmen ‘sentenced to death’ for resisting futuristic Saudi megacity. In: The Sydney Morning Herald. 10. Oktober 2022, abgerufen am 14. Oktober 2022 (englisch).