Hotel Central Prag

Das Hotel Central ist eines der frühesten Bauwerke im Jugendstil in Prag. Es befindet sich in Prag 1, Hybernska 10.

Hotel Central (2009)
Detail der Fassade
Festsaal (vor 1925), links und rechts der Bühne die gelegentlich verhüllten Figuren

Baugeschichte

Das Gebäude wurde von 1898 bis 1900 nach Entwürfen der Architekten Friedrich Ohmann, Alois Dryák und Bedřich Bendelmayer durch den Baumeister Bělský errichtet. 1925 wurde der große Festsaal des Hotels in ein Kino und 1930 zum Theater umgebaut. Nach einer denkmalgerechten Restaurierung wird das Gebäude wieder als Hotel genutzt.

Literarisches

Im großen Festsaal, der nicht nur von Gästen des Hotels genutzt, sondern auch von Dritten angemietet werden konnte, fand am 2. Dezember 1913 eine Feier des Prager Graben-Gymnasiums anlässlich des hundertsten Jahrestags der Völkerschlacht von Leipzig statt. Diese Feier verarbeitete der damalige Abiturient und spätere Schriftsteller Johannes Urzidil zur Erzählung Repetent Bäumel. Bei solchen Feiern wurden die nackten Frauenfiguren aus Gips im Saal mit schwarz-gelbem[1] Tuch verhüllt, um »von den feierlichen Darbietungen nicht abzulenken«.[2]

Karl Kraus las 1911 und 1913 in den Räumen mehrfach aus seinen Werken[3], bei mindestens einer dieser Veranstaltungen war Franz Kafka unter den Zuhörern.[4] Kafka besuchte Ende 1911 dort außerdem mehrfach Theateraufführungen einer jüdischen Schauspielgruppe.[5] Unter anderem gastierte 1909 Martin Buber als Redner[6] im Central, 1919 Anton Kuh.[7]

Literatur

  • Tomáš Valena, Ulrich Winko, Jeanette Fabian: Prager Architektur und die europäische Moderne, Berlin 2006, S. 13 f. ISBN 3-7861-2505-8.
Commons: Hotel Central (Prague) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Schwarz-gelb waren die Farben des Hauses Habsburg, der österreichischen Kaiserfamilie.
  2. so Urdizil, hier zitiert nach Hartmut Binder: Wo Kafka und seine Freunde zu Gast waren. Prag 2000, S. 37 f.; Die Verhüllung wird in Erinnerungen des Schriftstellers Hans Regina von Nack (1894–1976) für das Jahr 1908 bestätigt.
  3. Leseverzeichnis
  4. Roger Hermes: Franz Kafka: eine Chronik, 1999, S. 64.
  5. Bettina von Jagow, Oliver Jahraus: Kafka-Handbuch: Leben, Werk, Wirkung, 2008, S. 203.
  6. Martin Buber: Frühe jüdische Schriften 1900-1922, Gütersloh 2007, S. 415.
  7. Marek Nekula, Walter Koschmal: Juden zwischen Deutschen und Tschechen, München 2006, S. 109.

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