Hortensia Gugelberg von Moos
Hortensia Gugelberg von Moos, geb. von Salis (* 1659 in Maienfeld; † 2. Juli 1715 ebenda) war eine Schweizer Ärztin, Publizistin, Forscherin und Schriftstellerin aus dem Kanton Graubünden.
Leben
Hortensia Gugelberg war das älteste Kind des Stadtvogtes Gubert von Salis und von dessen Frau Ursula von Salis. Sie wuchs im Schloss Salenegg in Maienfeld auf und wurde von einem Hauslehrer in Lesen, Schreiben und Mathematik unterrichtet. Später bildete sie sich im Selbststudium weiter. Ihre Grossmutter mütterlicherseits, Hortensia (1607–1675), selber Ärztin und Gelehrte, unterstützte ihre wissbegierige Enkelin. 1682 heiratete sie ihren Cousin Rudolf Gugelberg von Moos. Ihre Kinder starben jung und um 1692 starb ihr Mann als Leutnant in einer Schlacht in französischen Diensten.
Hortensia Gugelberg bildete sich vor allem in naturkundlichen Fächern weiter und korrespondierte mit Gelehrten wie Johann Heinrich Heidegger und Johann Jakob Scheuchzer. Sie wurde eine erfolgreiche Naturärztin und die Patienten kamen von weit her, um sich von ihr behandeln zu lassen. Auch soll sie eine der ersten Frauen gewesen sein, die eine Obduktion vorgenommen hat – an einem verstorbenen Knecht.[1] Ihr Haus in Maienfeld war neben einer Anlaufstelle für Hilfesuchende[2] auch ein Treffpunkt gebildeter Menschen und rege korrespondierte sie mit Wissenschaftlern aus verschiedenen Universitäten und Fakultäten. Die Calvinistin äusserte sich oft zu religiösen Fragen und verlangte für Frauen wie Männer das gleiche Recht auf Freiheit und Gleichheit im Reich des Geistes,[3] wie auch das Recht zur Verkündigung des Evangeliums. Als sie diese Forderungen auf das gesamte öffentliche Leben ausweitete, regte sich Widerspruch; Kritiker nannten sie eine «kluge Schlange»[2].
Ihre erste Publikation erschien um 1694 unter dem Titel Glaubens-Rechenschafft, in der sie sich dezidiert gegen die den Frauen auferlegte Pflicht wandte, sich des Denkens zu enthalten. Ihre zweite Schrift wurde 1696 unter dem Pseudonym «hochadlige Dame» veröffentlicht. In diesen Conversations-Gesprächen legte sie ihr grosses Wissen in medizinischen und philosophischen Fragen dar und setzte sich für das Recht auf geistige Entfaltung der Gelehrten ein. Damit legte sie einen Grundstein für den Anspruch der Frauen auf Bildung und Handlungsraum in der Gesellschaft. Ihre vornehme Herkunft und die Macht der Familie von Salis schützten sie vor Anfeindungen und Rufmord.[4]
Hortensia Gugelberg von Moos verstarb hoch angesehen in Maienfeld im Alter von 56 Jahren.
- Titelblatt der «Conversations-Gespräche», 1696
- Brief an den Zürcher Theologen Johann Heinrich Heidegger
Einzelnachweise
- Terra Grischuna 6/2009
- Antonius Lux (Hrsg.): Große Frauen der Weltgeschichte. Tausend Biographien in Wort und Bild. Sebastian Lux Verlag, München 1963, S. 200.
- Renate Strohmeier: Lexikon der Naturwissenschaftlerinnen und naturkundigen Frauen Europas. Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert. Verlag Harri Deutsch, Thun/Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-8171-1567-9, S. 123.
- Terra Grischuna 5/2013.
Literatur
- J. Jürgen Seidel: Gugelberg von Moos, Hortensia. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- J. Jürgen Seidel: SALIS, Hortensia von. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 8, Bautz, Herzberg 1994, ISBN 3-88309-053-0, Sp. 1230–1231.
- Salis, Hortensia von: Glaubens-Rechenschafft; Conversations-Gespräche; Gebät. Hrsg. und mit einem Vorwort von Maya Widmer. Haupt, Bern 2003, ISBN 3-258-06632-9 (Schweizer Texte Neue Folge. 19).
- Sonja Klimek / Matthias Aumüller: Medizin und Meditation. Geistliche und gelehrte Netzwerke der Schweizer Verfasserin Hortensia von Salis (1659–1715). In: Corinna Dziudzia / Sonja Klimek (Hrsg.): Gelehrte Frauen der Frühaufklärung. Einsame ‚Wunderthiere‘ oder vernetzte Akteurinnen? Springer, Wiesbaden 2022, ISBN 978-3-658-35296-7, S. 63–95.