Honnerlag (Familie)

Die Honnerlag waren eine ursprünglich aus der deutschen Grafschaft Lippe-Detmold stammende Arzt- und Kaufmannsfamilie, von der sich ein Zweig im 17. Jahrhundert in Trogen niederliess. Zwischen 1671 und 1839 belegten die mit der Textilhandelsfamilie Zellweger verschwägerten Familienmitglieder wichtige politische und wirtschaftliche Posten.

Honnerlagscher Doppelpalast Trogen (Ansicht ca. 1830)
Sonnenhof Trogen
Ansicht des Honnerlagschen Doppelpalastes in Trogen (1800)

Geschichte

Der Name «Honerlage» wird erstmals 1223 in einer Urkunde im Archiv zu Gosslar (heute Goslar) erwähnt, jedoch ist es unklar, ob es eine Verbindung zu der hier beschriebenen Familie Honnerlag gibt.[1] In der Grafschaft Lippe kamen unter anderem die verwandten Namen Honerla, Honderlage, Honnerlage, Honderlag und Hunerla vor.[2] Die Familie Honnerlag kam durch ihren Stammvater der Familie Barthold Honnerlag (1645–1713) in die Schweiz. Honnerlags Eltern waren Franz Honerlage und Ilsabein Schwabedissen.[3] Als Sohn einer Bauernfamilie zog Barthold Honnerlag von seinem Wohnort, der Bauerschaft Hovedissen,[4] nach St. Gallen, um dort seinen Beruf als Bader und Chirurg auszuüben. Dort lernte er seine Frau Dorothea Egger (1646–1711) kennen, mit der er sich 1671 in Trogen niederliess. Gleichzeitig begann er, dort als Arzt zu arbeiten.[5] Honnerlag erwarb im Jahre 1679 das Landrecht von Trogen.[6]

Die Familie Honnerlag brachte innerhalb von fünf Generationen fünf Chirurgen, zwei Ärzte (Dr. med.), mehrere Kaufleute sowie einige Gemeinde- und Landesbeamte hervor.[7]

Sie waren mit der im Dorf Trogen sesshaften Familie Zellweger verwandtschaftlich verbunden und führten mit ihnen enge geschäftliche Beziehungen. Die stärkste Generation war die vierte, unter anderem mit den Kaufleuten Sebastian (1735–1801), Johann Conrad (1738–1818) und Johann Georg Honnerlag (1743–1820) und mit Bartholome Honnerlag (1740–1815) als Arzt. Sie wirkten in den Zellwegerschen Firmen in Lyon, Barcelona und Genua als Mitbegründer, Geschäftsführer und Teilhaber mit.[8]

Parallel zum Bau der Zellwegerschen Steinpaläste in Trogen erbaute die Familie mehrere Häuser und prägte damit das Dorfbild. 1761 wurde ein Steinhaus namens «Sonnenhof» für Bartholome Honnerlag (1740–1815) errichtet, ein Werk des Baumeisters Johannes Grubenmann aus Teufen. Letzterer erbaute 1763 auch einen Doppelpalast für Bartholomes Brüder Sebastian (1735–1801) und Johann Conrad Honnerlag (1738–1818).[9]

Sebastian Honnerlag (1735–1801) war Bauherr der Gemeinde Trogen während des Baus der Kirche Trogen. Johann Conrad Honnerlag (1777–1838), Sohn von Johann Conrad (1738–1818), ein Familienmitglied der fünften Generation, war für Trogen bedeutend. Der Kunst- und Literaturliebhaber gehörte gemeinsam mit Johann Caspar Zellweger und Dekan Johann Jakob Frei zu den Initiatoren der Bibliothek Trogen und der Kantonsschule.[10] Das letzte männliche Familienmitglied der Honnerlag verstarb im Jahr 1839.[11]

Wappen

Familienwappen Honnerlag

Das Familienwappen zeigt einen aufrecht gehenden Löwen mit einem silbernen Schwert auf blauem Grund. Anstelle des Schwertes ist manchmal auch ein Kupferkessel abgebildet.[12]

Stammbaum

Barthold Honnerlag-Egger

Folgend der Stammbaum der Familie Honnerlag in Form einer Nachkommenliste. Er beginnt mit dem aus Deutschland eingewanderten Barthold Honnerlag in erster Generation und reicht bis zur fünften Generation.

1. Barthold Honnerlag (1645–1713), Chirurg und Bader ⚭ Dorothea Egger (1645–1713)

2. Elisabeth Honnerlag (1672–?)
2. Sebastian Honnerlag (1673–1739?), Chirurg und Bader ⚭ Judith Schiess
3. Bartholome Honnerlag (1700–1774) ⚭ 1. Ehe Catherine Zellweger, ⚭ 2. Ehe Maria Elisabetha Walser
4. Anna Juditha Honnerlag (1726–1728), Tochter aus 1. Ehe
4. Sebastian Honnerlag (1727–1730), Sohn aus 1. Ehe
4. Barbel Honnerlag (1728–1772), Tochter aus 1. Ehe, ⚭ Johann Jacob Zähner
4. Anna Judith Honnerlag (1731–1821), Tochter aus 1. Ehe, ⚭ Hans Jacob Zellweger
4. Sebastian Honnerlag (1735–1803), Sohn aus 2. Ehe, Kaufmann ⚭ 1. Ehe Maria Elisabetha Zellweger, ⚭ 2. Ehe Dorothea Sülser, ⚭ 3. Ehe Anna Nänni[13]
5. Conrad Honnerlag (1766–?), Sohn aus 1. Ehe
5. Magdalena Elisabetha Honnerlag (1786–1807), Tochter aus 1. Ehe
5. Johannes Bartholome Honnerlag (1772–1829), Sohn aus 1. Ehe, ⚭ Magdalena Honnerlag (1777–1843)
5. Anna Honnerlag (1781–1796), Tochter aus 2. Ehe
5. Jacob Honnerlag (1784–1790), Sohn aus 2. Ehe
5. Sebastian Honnerlag (1788–1791), Sohn aus 2. Ehe
5. Johannes Honnerlag (1792–1831), Sohn aus 2. Ehe, Landschaftsmaler
5. Anna Cathrina Honnerlag (1793–?), Tochter aus 2. Ehe
4. Johann Conrad Honnerlag (1743–1820), Sohn aus 2. Ehe, Kaufmann in Genua, ⚭ Anna Zellweger (1734–1792)
5. Maria Elisabeth Honnerlag (1771–1776)
5. Johann Bartholome Honnerlag (1774–1775)
5. Johann Conrad Honnerlag (1777–1838), Oberst, Kunstfreund und Wohltäter von Trogen
4. Bartholome Honnerlag (1740–1815), Sohn aus 2. Ehe, Arzt, ⚭ Rosina Zellweger (1746–1828)
5. Maria Elisabeth Honnerlag (1767–?), ⚭ Zuberbühler
5. Bartholome Honnerlag (1769–1829), ⚭ Anna Barbara Messmer
5. Hans Conrad Honnerlag (1792–1839), ⚭ Susanna Tobler
5. Sebastian Honnerlag (1774–1775)
5. Maria Magdalena Honnerlag (1777–1843), ⚭ Johannes Bartholome Honnerlag (1772–1829)
4. Johann Georg Honnerlag (1740–1815), Sohn aus 2. Ehe, Kaufmann, ⚭ Anna Ursula Schiess (1766–1831)
5. Anna Ursula Honnerlag (1784–1855), ⚭ Henri Fiers aus Genua
5. Maria Elisabeth Honnerlag (1786–1874)
5. Johannes Honnerlag (1789–1830), gest. in Havanna
5. Georg Honnerlag (1793–1895)
5. Georg Honnerlag (1796–1823), gest. in Odessa
5. Rosina Honnerlag (1798–1874), ⚭ Louis Emanuel Peytrignet[14]
4. Gabriel Honnerlag (1745–1746), Sohn aus 2. Ehe
4. Maria Magdalena Honnerlag (1747–1777), Tochter aus 2. Ehe, ⚭ Conrad Schläpfer
2. Bartholome Honnerlag (1679), wird wegen zweiter Ehe verschwiegen ⚭ 1 Ehe Barbara Tobler, ⚭ 2. Ehe Weibratha Allgöwer[15]
3. Bartholome Honnerlag (starb 1749), Sohn aus der 2. Ehe, Chirurg
2. Dorothea Honnerlag (1684–?)
2. Anna Maria Honnerlag (1686–?)[16]

Literatur

  • Viktor Eugen Zellweger: Die Familie Honnerlag in Trogen. 1671–1839. In: Appenzellische Jahrbücher. Bd. 58, 1930, S. 1–19. (doi:10.5169/seals-272158).
  • Thomas Fuchs: Honnerlag. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  • Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden (Hrsg.): Eine Porträtgalerie der Familie Honnerlag aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Trogen 2007.
  • Peter Holderegger: Unternehmer im Appenzellerland. Schläpfer und Co. AG, Herisau 1992, ISBN 3-85882-080-6, S. 84–85.
  • Hanns-Peter Fink, Albrecht Tunger: Appenzell und die Grafschaft Lippe: Wechselbeziehungen zwischen Appenzell A. Rh. und einem deutschen Fürstentum. In: Appenzellische Jahrbücher. Bd. 122, 1994, S. 5–23. (doi:10.5169/seals-283342).
Commons: Honnerlag (Familie) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Viktor Eugen Zellweger: Die Familie Honnerlag in Trogen. 1971–1839. In: Appenzellische Jahrbücher. Bd. 58, 1930, S. 1–19, hier S. 1. (doi:10.5169/seals-272158).
  2. Hanns-Peter Fink, Albrecht Tunger: Appenzell und die Grafschaft Lippe: Wechselbeziehungen zwischen Appenzell A. Rh. und einem deutschen Fürstentum. In: Appenzellische Jahrbücher. Bd. 122, 1994, S. 5–23, hier S. 7. (doi:10.5169/seals-283342)
  3. Hanns-Peter Fink, Albrecht Tunger: Appenzell und die Grafschaft Lippe: Wechselbeziehungen zwischen Appenzell A. Rh. und einem deutschen Fürstentum. In: Appenzellische Jahrbücher. Bd. 122, 1994, S. 5–23, hier S. 11. (doi:10.5169/seals-283342).
  4. Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden (Hrsg.): Eine Porträtgalerie der Familie Honnerlag aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Trogen 2007, S. 5.
  5. Hanns-Peter Fink, Albrecht Tunger: Appenzell und die Grafschaft Lippe: Wechselbeziehungen zwischen Appenzell A. Rh. und einem deutschen Fürstentum. In: Appenzellische Jahrbücher. Bd. 122, 1994, S. 5–23, hier S. 15. (doi:10.5169/seals-283342).
  6. Hanns-Peter Fink, Albrecht Tunger: Appenzell und die Grafschaft Lippe: Wechselbeziehungen zwischen Appenzell A. Rh. und einem deutschen Fürstentum. In: Appenzellische Jahrbücher. Bd. 122, 1994, S. 5–23, hier S. 5. (doi:10.5169/seals-283342).
  7. Thomas Fuchs: Honnerlag. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 24. November 2006, abgerufen am 30. Juni 2019.
  8. Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden (Hrsg.): Eine Porträtgalerie der Familie Honnerlag aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Trogen 2007, S. 6.
  9. Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden (Hrsg.): Eine Porträtgalerie der Familie Honnerlag aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Trogen 2007, S. 6.
  10. Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden (Hrsg.): Eine Porträtgalerie der Familie Honnerlag aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Trogen 2007, S. 6–7.
  11. Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden (Hrsg.): Eine Porträtgalerie der Familie Honnerlag aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Trogen 2007, S. 7.
  12. Viktor Eugen Zellweger: Die Familie Honnerlag in Trogen. 1971–1839. In: Appenzellische Jahrbücher. Bd. 58, Appenzellische Gemeinnützige Gesellschaft, c/o Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden 1930, S. 1–19, hier S. 1. (doi:10.5169/seals-272158)
  13. Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden (Hrsg.): Eine Porträtgalerie der Familie Honnerlag aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Trogen 2007, S. 14–15.
  14. Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden (Hrsg.): Eine Porträtgalerie der Familie Honnerlag aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Trogen 2007, S. 14–15.
  15. Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden (Hrsg.): Eine Porträtgalerie der Familie Honnerlag aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Trogen 2007, S. 14–15.
  16. Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, (Hrsg.): Eine Porträtgalerie der Familie Honnerlag aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Trogen 2007, S. 5.
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