Homosexualität in Thailand

Gesellschaftlich sind Homosexualität und Cross-Dressing in Thailand weitgehend toleriert. Rechtlich gesehen genießen Homosexuelle jedoch weniger Rechte als Heterosexuelle.

Geografische Lage von Thailand

Legalität

Kathoeys bei einer Bühnenveranstaltung

Das letzte Gesetz zum Verbot homosexueller Handlungen wurde 1956 außer Kraft gesetzt.[1] Seit 2002 wird Homosexualität im Recht nicht mehr als psychisches Problem oder Krankheit angesehen.

Nach einer Klage von Samart Meecharoen, der seinen Job verloren hatte, bekommen Homosexuelle und Kathoeys auch beim Militär nicht mehr den Vermerk „Hat Geistesstörung“ in den Musterungsbescheid. Dies wurde im August 2005 beschlossen und war damit erstmals zur Musterung ab April 2006 wirksam. Vor allem weiblich agierenden Männern werden jedoch „Probleme mit der sexuellen Identität“ bescheinigt und sie sind vom Militärdienst ausgeschlossen. Davor jedoch wurden alle jungen Männer zum Militärdienst berufen, außer Homosexuelle und Transsexuelle, die wegen „psychischer Verwirrungen“ ausgeschlossen wurden.[2][3][4]

Es gibt keine Gesetze gegen Homosexuelle, außer wenigen buddhistischen Regelungen, die offen Schwulen den Zugang zum Mönchstum verwehren.

Antidiskriminierungsgesetze

In der 2007 durch Referendum angenommenen thailändischen Verfassung wird die sexuelle Identität geschützt.[5][6]

Anerkennung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften

Besonders die Nachricht von Elton Johns Hochzeit veranlasste viele Schwule die Regierung zu kritisieren, da bisher keine Öffnung der Ehe vorgesehen ist und weder Eingetragene Partnerschaften noch ein Uneingetragenes Zusammenleben von der Regierung offiziell anerkannt werden. Ungeachtet dessen sind jedoch viele thailändische Schwule und Lesben in größeren Städten wie Bangkok oder westlich orientierten Gebieten wie Phuket und Pattaya in der Öffentlichkeit geoutet.

Am 29. Juni 2007 beschloss die verfassunggebende Versammlung, ein Diskriminierungsverbot aufgrund der sexuellen Orientierung in die neue Verfassung aufzunehmen, was bis Mitte Juni 2007 noch abgelehnt wurde.[7] Ein Gesetzentwurf im August 2013 zur Einführung einer Eingetragenen Partnerschaft scheiterte, da am 2. Februar 2014 Parlamentsneuwahlen in Thailand stattfanden.[8] Im Dezember 2018 wurde erneut ein Gesetzentwurf der Regierung zur Einführung eines Lebenspartnerschaftsinstitutes in das Parlament eingebracht und von der Regierung beschlossen. Es sieht eine teilweise rechtliche Gleichstellung mit der Ehe vor, allerdings z. B. nicht das Recht auf Adoption.[9][10]

Im März 2024 wurde die Einführung der gleichgeschlechtliche Ehe vom Unterhaus beschlossen, die Abstimmung im Oberhaus und die Unterschrift des Königs stehen noch aus.[11]

Gesellschaftliche Situation

Gay-Pride-Parade in Bangkok 2006

Die thailändische Schwulencommunity ist eine der am stärksten sich offen-bekennenden der Welt, obwohl ein Coming-out im eigenen Familienkreis eher selten ist. Der familiäre Druck zu heiraten ist viel geringer als etwa in westlichen, indischen oder islamischen Familien.

In Thailand finden jährliche Gay Pride Paraden statt, etwa in Bangkok, Pattaya und Phuket. Das Gesundheitsministerium arbeitet mit den Schwulen-Verbänden zusammen, um Aufklärung und Prävention von AIDS zu stärken. Schwule und Transvestiten sind stark in Filmen und Fernsehen (Seifenopern) vertreten. Selbst in Schulen existieren schwule oder transsexuelle Sport- und Cheerleaderverbände.[12]

Seit dem Jahr 2002 etabliert sich auch die Lesbencommunity stärker, da erstmals größere Lesbenbars und Clubs in Bangkok eröffnet werden. Der Militärputsch von 2006 hat die LGBT-Community nicht beeinträchtigt.[13]

In einer Umfrage aus dem Jahr 2023 sprachen sich 60 Prozent der Thailänder für die Möglichkeit der gleichgeschlechtlichen Ehe aus.[14]

Siehe auch

Commons: Homosexualität in Thailand – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. NAZ Foundation International: Assessment of sexual health needs of males who have sex with males in Laos and Thailand (Memento vom 21. Mai 2013 im Internet Archive) (PDF-Dokument; 435 kB)
  2. 365gay.com: Thailand OKs Gay, Transsexual Soldiers (Memento vom 11. März 2007 im Internet Archive), 10. August 2005
  3. Dennis Klein: Ladyboys nicht mehr geisteskrank auf Queer.de, 7. April 2006
  4. Queer.de: Thailand – Schwule dürfen nicht dienen, 20. Dezember 2006
  5. Queer.de: Thailand: Männer, Frauen, Queers gleich, 20. August 2007
  6. Bangkok's Independent Newspaper: Key issues in the draft constitution (Memento vom 12. Juni 2008 im Internet Archive), 6. Juli 2007
  7. Queer.de: Gay-Rechte doch in Thai-Verfassung, 5. Juli 2007.
  8. Reuters:Thailand, conservative but tolerant, may legalise gay marriage, August 2013 (Memento vom 22. Februar 2014 im Internet Archive)
  9. Queer.de: Regierung beschließt Lebenspartnerschaftsinstitut, abgerufen am 28. Dezember 2018.
  10. Anuchit Nguyen: Thailand to Be Southeast Asia’s Pioneer With Same-Sex Union Bill. In: Bloomberg.com. 7. Juni 2022, abgerufen am 13. Februar 2023 (englisch).
  11. Thailands Parlament legalisiert Ehe für alle. Abgerufen am 27. März 2024.
  12. Spiegel Online: Schwule Cheerleader beim Morgenappell, 2. Januar 2007
  13. New York Times: New York Times, 31. Dezember 2006
  14. 1615 L. St NW, Suite 800Washington, DC 20036USA202-419-4300 | Main202-857-8562 | Fax202-419-4372 | Media Inquiries: Views toward same-sex marriage across 32 publics. In: Pew Research Center. Abgerufen am 26. Februar 2024 (amerikanisches Englisch).
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