Holzhausen (Hahn)

Holzhausen, auch Holzhausen am Hahn oder Holzhausen (Hahn) genannt, ist ein Ortsteil und Verwaltungssitz der Gemeinde Edermünde im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis.

Holzhausen am Hahn
Gemeinde Edermünde
Koordinaten: 51° 13′ N,  25′ O
Höhe: 180 m ü. NHN
Fläche: 3,15 km²[1]
Einwohner: 906 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 288 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 34295
Vorwahl: 05665
Holzhausen und der Hahn von Südosten.
Holzhausen und der Hahn von Südosten.

Geographische Lage

Holzhausen liegt westlich und südlich unterhalb der heute größtenteils bewaldeten Basaltkuppe Hahn (255,8 m ü. NN). Die Nachbarorte, im Uhrzeigersinn von Osten, sind Grifte, Haldorf, Dissen, Besse und Hertingshausen; letzteres ist ein Stadtteil von Baunatal, Dissen ist solcher von Gudensberg, und die anderen sind Ortsteile von Edermünde.

Durch das Dorf fließt in West-Ost-Richtung der aus dem westlich benachbarten Besse kommende Pilgerbach auf seinem Weg zur Einmündung in die Eder bei Grifte. In den Bach münden im Westen der kleine Bach vom Glisborn und der Hertingshausener Bach.

Die Bundesautobahn 49 führt unmittelbar westlich am Dorf vorbei. Die Gemarkung hat eine Gesamtfläche von 315 Hektar; davon sind lediglich 2 Hektar, am und auf dem Hahn, Wald.

Geschichte

Ortsgeschichte

Wann der Ort erstmals beurkundet ist, ist nicht eindeutig zu belegen. Das Breviarium Sancti Lulli erwähnt um 800 „Holzhusen in pago hassorum“, wobei nicht geklärt ist, ob es sich dabei um Holzhausen am Hahn oder Holzhausen bei Homberg handelt. In den Jahren 1146 und 1158 wird ein „Holzhusen“ erwähnt und im Jahre 1275 „Haleshausen“. In einer auf das Jahr 1081 zurückdatierten, gefälschten Urkunde bestätigt Erzbischof Siegfried I. von Mainz dem Stift Hasungen die Schenkung eines Hofes („vicum“) Holzhusen durch Herzog Otto von Northeim, das dieser als mainzisches Lehen besaß.[2]

Die Geschichte des Dorfes ist eng mit der seiner Besitzer verwoben. Der hessische Gaugraf Werner IV. († 1121), der um das Jahr 1113 das Kloster Breitenau stiftete, soll etwa im Jahre 1100 auf dem Hahn eine Burg errichtet haben. Heute ist von dieser Anlage nichts mehr geblieben.

Werner vermachte dem Kloster Breitenau seinen gesamten Privatbesitz zwischen Werra, Rhein und Main, am 7. Juli 1123 unterstellten seine Witwe Gisela und sein Vasall Engelbold das Kloster, mit bedeutenden Privilegien versehen, dem Erzbistum Mainz. Unmittelbar zuvor wurde auch Holzhausen mainzischer Besitz: ein Besitzregister des Erzbischofs Adalbert II. von Mainz verzeichnet die Übertragung der Burgen Holzhausen, Altenstat (bei Jesberg) und halb Brubach („castra Holzhusun et Alstat et medietatem Brubachun“) sowie die Abtei Breitenau durch den Grafen Werner an das Erzbistum.[3] Gegen Ende des 12. Jahrhunderts war Holzhausen im Besitz der niederhessischen Adelsfamilie Hund, wohl als mainzisches Lehen, denn unter ihren hessischen Lehen ist Holzhausen nicht vermerkt. Die Familie Hund hatte sich bereits sehr früh in zwei Stämme geteilt, von denen der im etwa 10 km entfernten Kirchberg sich weiterhin „Hund“ nannte, der andere „von Holzhausen“. Bereits im Jahre 1163 ist ein Adelbert von Holzhausen bekundet, der mit vielen anderen hessischen Adligen im Gefolge von Heinrich dem Löwen in Goslar auftrat. Als die Hund von Holzhausen in der Mitte des 13. Jahrhunderts mit Hermann von Holzhausen ausstarben, fiel ihr Besitz an die Kirchberger Verwandten Hermann und Otto Hund. Ottos Söhne teilten das Haus wieder in zwei Stämme, und Hermann, der jüngere, nannte sich wieder von Holzhausen. Ihr Besitz blieb jedoch in Ganerbschaft. Ob die Burg Holzhausen zu dieser Zeit noch bewohnbar war, ist ungesichert. 1346 war es jedenfalls nicht mehr der Fall, als die Familie Hund ihren Berg in Holzhausen dem Landgrafen Heinrich II. verkaufte.

Im Jahre 1380 trugen die Hund 1/3 ihres Besitzes dem Landgrafen Hermann II. von Hessen zu Lehen auf und erhielten dies von ihm zurück. Spätestens im Jahre 1408 besaßen die mit den Hund verschwägerten Herren von Grifte, Nachkommen des Ekkebrecht von Grifte, die Hälfte des Dorfes als landgräfliches Lehen. Als die zweite Linie der Hund von Holzhausen im Jahre 1430 mit Otto Hund von Holzhausen ebenfalls ausstarb, kam ein Viertel des Dorfs durch Erbschaft an Reinhard von Dalwigk (den Älteren) und die Herren von Grifte. Die anderen drei Viertel gingen wiederum an die Hund in Kirchberg. Damit entstand eine neue Ganerbschaft, die im Laufe der folgenden zwei Jahrhunderte im Zuge von Erbschaften wechselnden Besitzverhältnissen unterlag.

Zunächst erlitt Holzhausen jedoch noch schweren Schaden, als es am 19. November 1454 mitsamt der Kirche in der Endphase der Bundesherrenfehde von Johann von Meysenbug und seinen Leuten niedergebrannt wurde; bei diesem Raubzug wurden drei Bauern und vier Knechte aus dem Dorf als Gefangene fortgeschleppt. Reinhard von Dalwigks Anteil wurde nach seinem Tode als erledigtes Lehen von Landgraf Ludwig II. eingezogen, und die Herren von Grifte und die von Hertingshausen, die im Jahre 1461 sieben Achtel des Dorfes hielten, wurden Haupteigner. Die gesamte Ganerbschaft Holzhausen wurde schließlich im Jahre 1649 an die Landgräfin Amalie Elisabeth von Hessen-Kassel verkauft.

Hessische Gebietsreform

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde am 31. Dezember 1971 die Gemeinde Edermünde durch den Zusammenschluss der bisherigen Gemeinden Grifte, Haldorf und „Holzhausen am Hahn“ neu gebildet.[4] Am 1. Januar 1974 wurden Edermünde und die bis dahin eigenständige Gemeinde Besse kraft Landesgesetz zur neuen Großgemeinde Edermünde zusammengeschlossen.[5][6] Es wurden keine Ortsbezirke errichtet.

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag, dem 9. Mai 2011, in Holzhausen 894 Einwohner. Darunter waren 9 (1,0 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 126 Einwohner unter 18 Jahren, 384 zwischen 18 und 49, 189 zwischen 50 und 64 und 195 Einwohner waren 65 und älter.[7] Die Einwohner lebten in 402 Haushalten. Davon waren 111 Singlehaushalte, 114 Paare ohne Kinder und 144 Paare mit Kindern, sowie 27 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 81 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 261 Haushaltungen lebten keine Senioren.[7]

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon[8]
 1575/85:18 Hausgesesse
 1682:18 Hausgesesse
 1735:27 Mannschaften
 1742:28 Häuser
 1747:28 Hausgesesse
Holzhausen: Einwohnerzahlen von 1750 bis 2022
Jahr  Einwohner
1750
 
163
1800
 
?
1834
 
308
1840
 
321
1846
 
323
1852
 
318
1858
 
284
1864
 
291
1871
 
230
1875
 
310
1885
 
323
1895
 
322
1905
 
375
1910
 
355
1925
 
376
1939
 
388
1946
 
591
1950
 
562
1956
 
523
1961
 
559
1967
 
619
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
894
2016
 
918
2022
 
906
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [8]; Gemeinde Edermünde:[9]

Historische Religionszugehörigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[8]
 1861:alle Einwohner evangelisch-reformiert
 1885:323 evangelische (= 100,00 %) Einwohner
 1961:467 evangelische (= 83,54 %), 87 katholische (= 15,56 %) Einwohner

Historische Erwerbstätigkeit

 1961:Erwerbspersonen: 71 Land- und Forstwirtschaft, 109 Produzierendes Gewerbe, 50 Handel und Verkehr, 24 Dienstleistungen und Sonstiges[8]

Wirtschaft

Der lange von Landwirtschaft und Handwerksbetrieben geprägte Ort ist seit den 1960er Jahren zunehmend durch die Industrialisierung im Raum Baunatal und Kassel, die günstigen Verkehrsverbindungen dorthin und die Erschließung neuer Baugebiete eine Wohnsitz- und Pendlergemeinde geworden. Dennoch ist die Landwirtschaft mit den fruchtbaren Böden der Gemarkung noch immer ein wichtiges Element der örtlichen Wirtschaft.

Literatur

  • Werner Ide: Von Adorf bis Zwesten: Ortsgeschichtliches Taschenbuch für den Kreis Fritzlar-Homberg. A. Bernecker, Melsungen, 1972, S. 175–177.
  • Georg Landau: Die hessischen Ritterburgen und ihre Besitzer. 4. Band, Bohné, Cassel 1839, S. 197–199.
  • Literatur über Holzhausen nach Register In: Hessische Bibliographie

Einzelnachweise

  1. Einwohnerstruktur Edermünde. (PDF) Gemeinde Edermünde, abgerufen am 13. Februar 2022.
  2. Urkunde Kaiser Friedrich I. (Goslar, 1. Januar 1158), Württembergisches Urkundenbuch Online
  3. Landau, Die hessischen Ritterburgen und ihre Besitzer, S. 198.
  4. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen in Hessen vom 14. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 01, S. 5, Punkt 8; Abs. 61. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,9 MB]).
  5. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Fritzlar-Homberg, Melsungen und Ziegenhain (GVBl. II 330-22) vom 28. September 1973. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1973 Nr. 25, S. 356, § 20 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,3 MB]).
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 392–393.
  7. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 30 und 86, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  8. Holzhausen am Hahn, Schwalm-Eder-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  9. Zahlen, Daten Fakten. In: Internetauftritt. Gemeinde Edermünde, archiviert vom Original am 13. Mai 2016; abgerufen im Oktober 2018.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.