Hohenböddenstedt

Hohenböddenstedt ist ein Ortsteil des Fleckens Diesdorf im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.

Hohenböddenstedt
Flecken Diesdorf
Koordinaten: 52° 45′ N, 10° 56′ O
Höhe: 49 m ü. NHN
Fläche: 3,65 km²[1]
Einwohner: 24 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 7 Einwohner/km²
Eingemeindung: 20. Juli 1950
Eingemeindet nach: Abbendorf
Postleitzahl: 29413
Vorwahl: 03902
Hohenböddenstedt (Sachsen-Anhalt)
Hohenböddenstedt (Sachsen-Anhalt)

Lage von Hohenböddenstedt in Sachsen-Anhalt

Geographie

Das Rundplatzdorf Hohenböddenstedt liegt im Nordwesten der Altmark vier Kilometer östlich von Diesdorf am Molmker Bach zwischen den Diesdorfer Ortsteilen Abbendorf und Peckensen. Das Landschaftsschutzgebiet Salzwedel-Diesdorf liegt nordwestlich.[3]

Nachbarorte sind Abbendorf im Westen, Fahrendorf im Norden und Peckensen im Osten.[3]

Geschichte

Mittelalter bis Neuzeit

Das heutige Hohenböddenstedt wird bereits im Jahre 1112 als butenstide in einer Urkunde über das Kloster Diesdorf und das Kloster Hamersleben genannt.[4] Weitere Nennungen sind 1161 budenstede, 1178 Budenstide, 1254 bodenstede und 1368 villa slauicali bodenstede.[1] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Wendischen Bodenstede und Vendeschen Bodenstede aufgeführt.[5] Auch danach variiert der Name, 1541 Bodenstein, 1551 Bodenstede, 1608 Wendisch Boddenstedt, 1687 Wendischen Boddenstedt,[1] sowie 1804 Hohen-Böddenstedt oder Wendisch-Böddenstedt, ein Dorf mit einer Wassermühle am Molmkebach.[6]

Die Schinkenmühle[7] ist eine denkmalgeschützte Wassermahlmühle westlich des Dorfes. Im Jahre 1585 wurde sie Schnick Mulle genannt, 1721 Schincken-Mühle und 1804 Schinken Mühle. Nur im Jahre 1957 wurde sie als Wohnplatz von Abbendorf aufgeführt, sonst gehörte sie (wie auch heute) zu Hohenbödderstedt.[8][9] Bis kurz nach der Wende war die Schinkenmühle ein beliebtes Ausflugslokal.[10]

Auf der Feldmark des Dorfes, 700 Meter südwestlich vom Ort liegt am Molmker Bach eine Flur namens „der wüste Kamp“ nur 300 Meter vom östlichen Ende von Abbendorf. Wilhelm Zahn vermutet hier einen ehemaligen Einzelhof.[11]

1960 gab es im Dorf eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft, die LPG „Hans Joachim Winckelmann“.[12]

Archäologie

Im Jahre 1986 wurde bei Hohenbödderstedt ein Fundplatz in der Flur „die Beinstücke“ untersucht, der als „wilde“ Kiesgrube und später als Mülldeponie genutzt wurde. Gefunden wurden ein Brandgräberfeld der Jastorf-Kultur aus der vorrömischen Eisenzeit und ein frühmittelalterliches sächsisches Körpergrab, das mit Hilfe der Radiokarbonmethode auf die Zeit zwischen 650 und 780 n. Chr. datiert wurde.[13][14]

Herkunft des Ortsnamens

Heinrich Sültmann deutet den Namen butenstide als „Böttcherstätte“, eine Ableitung aus dem deutschen Wort Butte, einem kleinen Daubengefäß, althochdeutsch butin, butinna genannt. Der Büttner ist der Böttcher. Die Endung -stedt weist auf eine gewerbliche Tätigkeit hin.[15]

Eingemeindungen

Ursprünglich gehörte das Dorf zum Salzwedelischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Von 1807 bis 1813 lag es im Kanton Diesdorf auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Nach weiteren Änderungen kam die Gemeinde 1816 zum Kreis Salzwedel, dem späteren Landkreis Salzwedel.[1]

Am 20. Juli 1950 wurde die Gemeinde Hohenböddenstedt aus dem Landkreis Salzwedel in die Gemeinde Abbendorf eingemeindet.[16] Mit der Eingemeindung von Abbendorf am 1. Januar 1991 in die Gemeinde Diesdorf kam der Ortsteil Hohenböddenstedt zu Diesdorf.[17]

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
173464
177467
178964
179859
180159
181862
Jahr Einwohner
184064
186480
187174
188575
1892[00]81[18]
189581
Jahr Einwohner
1900[00]043[18]
1905078
1910[00]086[18]
1925099
1939085
1946142
Jahr Einwohner
2015[00]34[19]
2018[00]36[19]
2020[00]29[20]
2021[00]28[20]
2022[00]26[21]
2023[0]24[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1946:[1]

Religion

Die evangelischen Christen aus Hohenböddenstedt sind in die Kirchengemeinde Abbendorf eingepfarrt, die zur Pfarrei Diesdorf gehörte[22] und die jetzt betreut wird vom Pfarrbereich Diesdorf des Kirchenkreises Salzwedel im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland gehört.[23]

Literatur

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 272–274, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 140–141 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 335, 74. Hohenböddenstedt oder Wendisch-Böddenstedt (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise

  1. Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 272–274, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. Anke Pelczarski: 65 Geburten und 190 Sterbefälle. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 17. Januar 2024, DNB 1047268213, S. 15.
  3. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 16. Berlin 1859, S. 393 (Digitalisat).
  5. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 407 (uni-potsdam.de (Memento vom 26. April 2019 im Internet Archive)).
  6. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 367 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D389~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  7. Diesdorf, Schinkenmühle. In: milldatabase.org. milldatabase International, abgerufen am 24. Februar 2018.
  8. Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1959–1960, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  9. Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. April 2013 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2013). Halle (Saale) Mai 2013, S. 28 (destatis.de [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 24. August 2019]).
  10. Altmark Zeitung, Online. Dem Wolf auf der Fährte. 9. Januar 2016, abgerufen am 24. Februar 2018.
  11. Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band 43. Hendel, Halle a.S. 1909, S. 339–340 (uni-jena.de).
  12. Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 6, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  13. Hartmut Bock: 40 Jahre Ausgrabungen der Jungen Archäologen der Altmark (= Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Kleine Hefte zur Archäologie in Sachsen-Anhalt. Heft 9). 2012, DNB 1020717920, S. 23–26, Hohenbödderstedt, ehemaliger Kreis Salzwedel.
  14. Lothar Mittag: Hünengräber – Siedlungen – Gräberfelder. Archäologie in der Altmark. Band 1. Von der Altsteinzeit bis zum Frühmittelalter. Verbrannt und vergraben. Eisenzeitliche Gräberfelder in der Altmark. Hrsg.: Hartmut Bock. Band 7. dr. ziehten verlag, Oschersleben 2002, ISBN 978-3-935358-35-4, S. 134–135.
  15. Heinrich Sültmann: Die Ortsnamen im Kreise Salzwedel (= Wochenblatt-Schriften. Folge IX.). 1931, DNB 362852693, S. 9.
  16. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 279 (PDF).
  17. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 358, 361.
  18. Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 140–141 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  19. Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf: Einwohner der Ortsteile am 31. Dezember für die Jahre 2015 und 2018. 6. Juni 2019.
  20. Anke Pelczarski: Nur Wallstawe und Jübar legen zu. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 15. Januar 2022, DNB 1047268213, S. 17.
  21. Anke Pelczarski: Wenn die Männer das Sagen haben. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 14. Januar 2023, DNB 1047268213, S. 17.
  22. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 97 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  23. Pfarrbereich Diesdorf. In: ekmd.de. Abgerufen am 23. April 2023.
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