Hirschberg (Saale)
Hirschberg ist eine Landstadt im Süden des thüringischen Saale-Orla-Kreises, am Oberlauf der Sächsischen Saale. Sie grenzt unmittelbar an den Freistaat Bayern und liegt im thüringischen Teil des Vogtlandes.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 24′ N, 11° 49′ O | |
Bundesland: | Thüringen | |
Landkreis: | Saale-Orla-Kreis | |
Höhe: | 454 m ü. NHN | |
Fläche: | 24,13 km2 | |
Einwohner: | 2168 (31. Dez. 2022)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 90 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 07927 | |
Vorwahl: | 036644 | |
Kfz-Kennzeichen: | SOK, LBS, PN, SCZ | |
Gemeindeschlüssel: | 16 0 75 046 | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Marktstraße 2 07927 Hirschberg | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Rüdiger Wohl | |
Lage der Stadt Hirschberg im Saale-Orla-Kreis | ||
Geographie
Angrenzende Gemeinden sind die Städte Rosenthal am Rennsteig und Gefell im Saale-Orla-Kreis sowie Berg, Köditz und Töpen im bayerischen Landkreis Hof.
Geschichte
Ein Saaleübergang war sicherlich der Anlass zum Bau einer Burg und somit die Voraussetzung für die Entwicklung der Stadt Hirschberg. Von der Burg sind nur noch Mauerreste des Turmstumpfes erhalten geblieben.[2] 1154 wurde Hirschberg erstmals urkundlich erwähnt.[3] 1232 nannte man einen „Rudegerus von Hirschberg“. Dann begannen wechselhafte Besitzverhältnisse: 1296 erwarb Rudolf von Habsburg die Burg und verpfändete sie an die Vögte von Plauen. 1357 waren die Wettiner Besitzer. 1359 erwarb die böhmische Krone die Veste. 1480–1664 besaßen die Herren von Beulwitz die Burg. 1664 kaufte Heinrich X. aus der Linie Reuß-Lobenstein-Ebersdorf das Anwesen und begann mit dem Wiederaufbau. 1680–1711 war eine Seitenlinie der Reußen am Ort, das Schloss diente als Residenz. In dieser Zeit baute man ein neues Schloss, das 1825 weiter ausgebaut wurde. Bis 1808 blieb Hirschberg böhmisches Lehen. Ab 1920 diente das Schloss Wohnzwecken und als landwirtschaftliches Verwaltungsgebäude.[4][5]
Die urkundliche Ersterwähnung der Stadt war 1296. 1479 verlieh der böhmische König Vladislav die Stadtrechte. Im März 1848 war die Stadt das bedeutendste Revolutionszentrum im Fürstentum Reuß-Lobenstein-Ebersdorf. Nach der Abdankung des Fürsten Heinrich LXXII. im selben Jahr ging Lobenstein-Ebersdorf in der Schleizer Linie als Reuß jüngere Linie auf, zu der Hirschberg bis 1918 gehörte.
Während des Zweiten Weltkrieges mussten 77 Ostarbeiter in der Lederfabrik Knoch Zwangsarbeit leisten. Im April 1945 wurden KZ-Häftlinge eines Todesmarsches vom KZ Buchenwald zum KZ Flossenbürg durch den Ortsteil Sparnberg und die Saale getrieben, denn die Brücke war bereits gesprengt. Zwei Häftlinge wurden von SS-Männern ermordet und fanden auf dem Friedhof von Sparnberg ihre letzte Ruhe. Zwei Grabdenkmale erinnern an das Geschehen.[6]
Von 1945 bis 1989 war Hirschberg Grenzort an der innerdeutschen Grenze (im Sperrgebiet, neben den üblichen Sperranlagen auch durch eine Mauer von Bayern getrennt) sowie ab 1966 Mit-Namensgeber des Grenzübergangs an der A 9.
500 Jahre lang war die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt von der Lederverarbeitung geprägt. Im 20. Jahrhundert war die Lederfabrik Hirschberg, die 1741 gegründet worden war, zeitweise größter Produzent von Schuh- und Sohlenleder in Deutschland. Auch nach der Enteignung der Familie Knoch 1947 war der VEB Lederfabrik der wirtschaftliche, aber auch soziale und kulturelle Mittelpunkt der Stadt. 1992 ging die Firma in Konkurs, von 1993 bis 1996 wurde die 16 Hektar große Fabrik bis auf das heutige Museum für Gerberei- und Stadtgeschichte abgerissen.
Eingemeindungen
Am 1. Januar 1974 wurde die Gemeinde Venzka (24. Juli 1348) mit dem Ortsteil Juchhöh (1713–1715) in die Stadt eingemeindet.
Am 8. März 1994 wurden Göritz (20. Februar 1282) mit Lehesten, Sparnberg (1202) und Ullersreuth (1327,13.04)[7] eingemeindet.
In Klammern: urkundliche Ersterwähnung[8]
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1994: Stand jeweils 31. Dezember):
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- Datenquelle ab 1994: Thüringer Landesamt für Statistik
Politik
Stadtrat
Die Kommunalwahl vom 25. Mai 2014[9] und vom 16. Mai 2019[10] führten Wahlbeteiligung von 54,3 % bzw. 59,7 % zu folgenden Ergebnissen:
Partei / Liste | Stimmenanteil 2014 | Sitze 2014 | Stimmenanteil 2019 | Sitze 2019 |
WG Hirschberg / SPD | 41,1 % | 6 | — | — |
WG Hirschberg | — | — | 67,7 % | 10 |
CDU | 15,8 % | 2 | 16,9 % | 2 |
Die Linke | 11,4 % | 2 | 15,4 % | 2 |
BI Hirschberg | 31,7 % | 4 | — | — |
Wappen
Partnerschaften
Hirschberg unterhält Partnerschaften zu Berg (Oberfranken), mit deren Ortsteil Rudolphstein es im Namen des Autobahngrenzüberganges verbunden war und zu Pilismarót in Ungarn. Es bestehen außerdem freundschaftliche Beziehungen zu den nahe gelegenen Städten Gefell, Tanna, Schleiz und Bad Lobenstein.[11]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Durch Hirschberg führen der Saale-Orla-Wanderweg, der Karl-Bock-Weg und der Saale-Radweg.
Kirche
Museen
An der Saalebrücke befindet sich ein Museum für Gerberei- und Stadtgeschichte.
Bauwerke
Das Schloss Hirschberg thront über der Stadt. An dieser Stelle wurde bereits Anfang des 13. Jahrhunderts eine Burg erbaut.
Das Kulturhaus der Stadt wurde als eines der ersten in der sowjetisch besetzten Zone 1947 errichtet. Nach der Sanierung enthält es einen großen Saal mit zirka 600 Sitzplätzen und eine Galerie mit 180 Plätzen.
Parks
Der Naturpark Hag ist eine bewaldete Felswand mit Laub- und Nadelwald direkt an der Saale. Von der Stadt aus ist der Hag über einen Hängesteg entlang der Saale und vom Schlossberg aus zu erreichen. Durch den Hag verläuft der Saale-Orla-Wanderweg.
Regelmäßige Veranstaltungen
Das traditionelle Wiesenfest findet seit 1852 mit Unterbrechungen im Zweiten Weltkrieg und wieder seit den 1970er Jahren jährlich am letzten Augustwochenende von Donnerstag bis Sonntag statt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Die Stadt befindet sich zwischen der Bundesstraße 2 und der Bundesautobahn 9.
1892 bekam Hirschberg mit der Bahnstrecke Schönberg–Hirschberg Anschluss an die Bahnstrecke Leipzig–Hof. Die Strecke wurde bis 1994 im Personenverkehr und bis 2000 im Güterverkehr bedient. Die nächstgelegenen Bahnhöfe sind jetzt Grobau am Abschnitt Plauen–Hof der Sachsen-Franken-Magistrale und Köditz an der Bahnstrecke Hof–Bad Steben, beide etwa elf Kilometer entfernt.
Mit den Linien 710, 721 und 163 des Verkehrsunternehmens KomBus besteht eine Busverbindung nach Schleiz und Plauen.
Industrie
Das holzverarbeitende Unternehmen Rettenmeier betreibt hier ein Werk.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Philipp Knoch (1779–1858), deutscher Fabrikant und Politiker
- Heinrich David Müller (1804–1888), deutscher Lederfabrikant und Politiker
- Gottlieb Knoch (1811–1897), Fabrikant, Rittergutsbesitzer und Politiker
- Hermann von Münch (1819–1883), Mitglied der Bayerischen Abgeordnetenkammer und Bürgermeister der Stadt Hof
- Hermann Rönsch (1821–1888), Theologe und Sprachforscher
- Heinrich Gottlieb Knoch (1869–1935), Fabrikant und Politiker
- Martin Mutschmann (1879–1947), Gauleiter der NSDAP und Reichsstatthalter in Sachsen
- Hermann Stemmler (1893–1918), Maler und Grafiker des Stuttgarter „Hölzel-Kreises“, Kriegstod in Rethel
- Albin Schöpf, Mitbegründer und erster Direktor des Dresdner Zoos
- Otto Zinn (1906–1993), Jurist, Politiker (NSDAP), von 1936 bis 1945 Oberbürgermeister von Gera
- Werner Vogel (1925–2018), Chemiker und Hochschullehrer, im Ortsteil in Sparnberg geboren
- Jürgen Böhm (* 1965), Realschullehrer, Vorsitzender des Verbands Deutscher Realschullehrer
In Hirschberg haben gewirkt
- Hermann Fasold (1813–1880), deutscher Pfarrer und Politiker, ab 1849 Bürgermeister von Hirschberg
- Karl Bernhard Jäger (1825–1900), deutscher Politiker, 1860 bis 1894 Bürgermeister von Hirschberg
- Paul Trömel (1881–1949), deutscher Soldat und Politiker (FVP), Bürgermeister von Hirschberg 1906 bis 1908
- Alfred Krämer (1880–1954), deutscher Politiker (FVp, DVP, FDP), Bürgermeister von Hirschberg 1908 bis 1920
- Hirschberg im Sommer
- Längste Holzbank im Vogtland
- Hirschbergs Wahrzeichen auf einer Klippe unterhalb des Schlossberges
- Wenzelshöhle
- Hängesteg
Weblinks
Einzelnachweise
- Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
- Michael Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. Jenzig-Verlag Köhler, Jena 2001, ISBN 3-910141-43-9, S. 140.
- Wolfgang Kahl: Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer bis 1300. Ein Handbuch. 2., verbesserte Auflage. Rockstuhl, Bad Langensalza 2001, ISBN 3-934748-58-9, S. 31.
- Thomas Bienert: Mittelalterliche Burgen in Thüringen. 430 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 2000, ISBN 3-86134-631-1, S. 214.
- Burg Hirschberg
- Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 (Hrsg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945. Band 8: Thüringen. VAS – Verlag für Akademische Schriften, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-88864-343-0, S. 222.
- Kai Müller: Ortschronik Ullersreuth. (Manuskript 2013).
- Wolfgang Kahl: Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer. Ein Handbuch. 5., verbesserte und wesentlich erweiterte Auflage. Rockstuhl, Bad Langensalza 2010, ISBN 978-3-86777-202-0, S. 298, 134, 93, 169, 292.
- Thüringer Landesamt für Statistik (Hrsg.): Gemeinderatswahl 2014 in Thüringen – endgültiges Ergebnis für Hirschberg (Saale). In: thueringen.de. Abgerufen am 28. November 2022.
- Thüringer Landesamt für Statistik (Hrsg.): Gemeinderatswahl 2019 in Thüringen – endgültiges Ergebnis für Hirschberg (Saale). In: thueringen.de. Abgerufen am 28. November 2022.
- http://www.stadt-hirschberg-saale.de/inhalte/stadt_hirschberg/_inhalt/partnergemeinden/partnergemeinden (Stand: 2012)