Hiob Magdeburg
Hiob Magdeburg (auch Jobus und Magdeburger; * 1518 in Annaberg; † 20. Februar 1595 in Freiberg) war ein deutscher Theologe, Pädagoge, Kartograph und Humanist der Reformationszeit.
Leben
Hiob Magdeburg ist Sohn des sächsischen Münzmeisters und Stempelschneiders Hieronymus Magdeburg,[1] sein Großvater Paul Magdeburg war Bürgermeister von Freiberg.[2] Nach dem Schulbesuch in seiner Heimatstadt ist Magdeburg bereits 1537 als Lehrer in Annaberg bezeugt.[3] 1540 war er in Wittenberg an der philosophischen Fakultät eingeschrieben, und ab 1541 war er Lehrer an der Fürstenschule St. Afra in Meißen.[4] Seit 1543 Tertius (Subrektor) an St. Afra, wurde er 1569 wegen seiner Parteinahme für Matthias Flacius als Gnesiolutheraner entlassen.
1570 wurde er Rektor des Katharineums in Lübeck, wo er jedoch nur bis 1574 blieb. Auch hier war er in theologische Auseinandersetzungen verwickelt und wurde des Manichäismus beschuldigt. Er ging als Rektor an die fürstliche Lateinschule (heute: Fridericianum Schwerin) nach Schwerin und wurde 1576 Erzieher der mecklenburgischen Prinzen.
1592 ist er wieder in Sachsen bezeugt, und zwar als Privatlehrer in Annaberg und Freiberg.
Karten
Die älteste Karte der Markgrafschaft Meißen, ein Holzschnitt von 134 Millimetern Breite und 122 Millimetern Höhe, schuf Hiob Magdeburg. Er monogrammierte und datierte seine Arbeit oben rechts auf das Jahr 1560.[5] Das einzig erhaltene Exemplar wurde 1913 zufällig in der Ratsschulbibliothek Zwickau aufgefunden.[6]
Magdeburgs wichtigste Hinterlassenschaft ist nicht theologischer oder pädagogischer Natur, sondern ein kartographisches Werk. 1566, während seiner Zeit an St. Afra in Meißen, fertigte er im Auftrag des Kurfürsten August von Sachsen die Duringische und Meisnische Landtaffel an, ein Kartengemälde, dessen Maßstab ca. 1:215.000 beträgt. Die Karte zeigt die wettinischen Lande und diente als Unikat ausschließlich internen fürstlichen Zwecken. Bereits im ältesten Kunstkammerinventar von 1587 ist sie nachgewiesen. Das eigentliche Kartenbild wird von einem 10 cm breiten Fries mit 46 Fürstenporträts umrahmt. Der abgebildete geographische Raum reicht im Norden bis Magdeburg, Zossen und Teupitz, im Osten bis Sommerfeld (Lubsko) und Zittau, im Süden bis Eger und im Westen bis Salzungen und Goslar. Über 500 Siedlungen lassen sich auf der Karte nachweisen. Sie wurden entsprechend ihrer administrativen Bedeutung und unter Berücksichtigung der Einwohnerzahlen mit unterschiedlich großen Vignetten in die Karte eingetragen.[7] Heute wird die Karte, die 1945 einen schweren Wasserschaden erlitten hat, in der SLUB Dresden aufbewahrt und ist als Digitalisat online zugänglich.[8]
Hiob Magdeburg hat nach Auffassung von Axelle Chassagnette mit seinen Karten von 1560 und 1566 „den ersten wichtigen Anlauf [gemacht], verlässliche Karten des Landes herzustellen“.[4]
Literatur
- Michael Wetzel: Hiob Magdeburg. In: Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (Hrsg.): Sächsische Biografie.
- Johann August Müller: Versuch einer vollständigen Geschichte der Chursächsischen Fürsten- und Landschule zu Meissen aus Urkunden und glaubwürdigen Nachrichten, Zweyter Band, bey Siegfried Lebrecht Crusius, Leipzig 1789, S. 205ff. Digitalisat
- Friedrich August Eckstein: Nomenclator philologorum. Teubner, Leipzig 1871; Nachdruck Olms, Hildesheim 1966 (digitalisiert; PDF 2,8 MB).
- Jakob Franck: Magdeburg, Hiob. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 20, Duncker & Humblot, Leipzig 1884, S. 51–53.
- Rainer Gebhardt (Hrsg.): Hiob Magdeburg und die Anfänge der Kartographie in Sachsen. Annaberg-Buchholz: Adam-Ries-Bund 1995 ISBN 3-930430-03-7
- Karl Olzscha: Hiob Magdeburg (1518–1595), Lebensbild eines Annabergers. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte von Annaberg und Umgegend. Band 6, 1898, S. 45–60 (slub-dresden.de [abgerufen am 19. September 2020]).
- Woldemar Lippert: Das „Sächsische Stammbuch“, eine Sammlung sächsischer Fürstenbildnisse, in: NASG 12, 1891, S. 64–85
Weblinks
Einzelnachweise
- Jakob Franck: Magdeburg, Hiob. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 20, Duncker & Humblot, Leipzig 1884, S. 51–53.
- Johann August Müller: Versuch einer vollständigern Geschichte der Chursächsischen Fürsten- und Landschule zu Meissen aus Urkunden und glaubwürdigen Nachrichten, Zweyter Band, bey Siegfried Lebrecht Crusius, Leipzig 1789, S. 205 Digitalisat
- Johann August Müller: Versuch einer vollständigern Geschichte der Chursächsischen Fürsten- und Landschule zu Meissen aus Urkunden und glaubwürdigen Nachrichten, Zweyter Band, bey Siegfried Lebrecht Crusius, Leipzig 1789, S. 206 Digitalisat
- Axelle Chassagnette: Gedruckte Karten Kursachsens in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts: die Darstellung der Geschichte und des Territoriums im Spiegel der gelehrten Kartographie, in: Johannes Helmrath, Albert Schirrmeister, Stefan Schlelein (Hrsg.): Historiographie des Humanismus - Literarische Verfahren, soziale Praxis, geschichtliche Räume, Verlag de Gruyter, Berlin 2013, S. 260 Digitalisat
- Karte in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Sächsische Heimat, Mitteilungen der Bundeslandsmannschaft Sachsen, Stuttgart, Heft Juni/1978, S. 186
- Beschreibung der Karte im Buchmuseum Dresden (PDF; 61 kB)
- Link zur Karte von 1566 in der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
---|---|---|
Jacob Hesse | Rektor des Katharineums zu Lübeck 1570–1574 | Joachim Hanf |