Hieronymus Harder

Hieronymus Harder (* 1523 vermutlich in Meersburg; begraben am 27. April 1607 in Ulm) war ein deutscher Lateinschulmeister und Botaniker.

Index eines von Harder veröffentlichten Herbariums
Eine Seite eines von Harder veröffentlichten Herbariums

Hieronymus Harder stammte aus dem Bodenseeraum und wurde wahrscheinlich in Meersburg geboren. Teile seiner Jugendzeit verbrachte er in Bregenz, wo sein Vater ab 1535 als Lehrer tätig war. 1560 legte Harder in Ulm sein Examen für das lateinische Schulamt ab und war seit 1561 als Lateinschulmeister in Geislingen angestellt, ab 1571 oder 1572 in Überkingen. Von 1578 bis kurz vor seinem Tod wirkte er als Präzeptor der ersten Klasse der Lateinschule in Ulm.

Neben seiner Lehrertätigkeit befasste sich Harder mit Botanik und sammelte Pflanzen im Gebiet der Schwäbischen Alb und des Bodensees. Er legte ab 1562 in den folgenden Jahrzehnten – soweit bekannt – zwölf Herbarien in Form gebundener Folianten an, die zu den frühesten Pflanzensammlungen dieser Art zählen. Er gab sie an hochgestellte Persönlichkeiten, zum Beispiel Herzog Albrecht von Bayern, auf deren finanzielle Unterstützung er neben seinem Schulmeistergehalt angewiesen war, weiter. Die bis heute erhaltenen zwölf Herbar-Exemplare befinden sich in Sammlungen in Heidelberg, München (zwei, eins davon im Archiv des Deutschen Museums), im Vatikan, in Salzburg[1], Ulm, Wien (2), Linz[2], Überlingen, Zürich und Lindau. Teilweise ergänzte Harder fehlende Pflanzenteile durch kolorierte Zeichnungen. Namen wurden in Lateinisch und Deutsch angegeben, genaue Fundangaben fehlen jedoch meistens. Die Herbarien enthalten jeweils mehrere hundert, maximal 849, Pflanzen. Neben wild wachsenden Blütenpflanzen wurden auch Moose, Farne und Schachtelhalme sowie Kulturpflanzen, darunter Tomate und Tabak, die erst wenige Jahrzehnte zuvor aus Amerika nach Deutschland eingeführt worden waren, aufgenommen.

Literatur

  • Werner Dobras: Hieronymus Harder und seine Herbarien, in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 88. Jg. 1970, S. 209–222 (Digitalisat).
  • Werner Dobras: Der Amateurbotaniker und Schulmeister Hieronymus Harder. Sein Leben, seine Pflanzensammlungen, in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 114. Jg. 1996, S. 49–60 (Digitalisat).
  • Werner Dobras: Hieronymus Harder und seine zwölf Pflanzensammlungen. In: Ulm und Oberschwaben, Zeitschrift für Geschichte, Kunst und Kultur, Bd. 56, 2009, ISBN 978-3-7995-8045-8, S. 46–82.
  • Stadt Ulm, Stadtarchiv: Gepresste Natur – Das Ulmer Herbarium des Hieronymus Harder. Flyer zur Ausstellung vom 12. April bis 16. Juni 2008, Haus der Stadtgeschichte Ulm.
  • Walther Zimmermann: Das Anfangsherbarium des Hieronymus Harder. Süddeutsche Apotheker-Zeitung 76(64), 1936, S. 693–695; 77(86), 1937, S. 834–836; 77(87), 1937, S. 845–846; 77(88), Stuttgart 1937, S. 852–855.

Einzelnachweise

  1. Paul Eduard Tratz: Wissenschaftliche Auswertung. Unser Hieronymus-Harder-Herbar. In: Mitteilungen aus dem Haus der Natur Salzburg. Band 3A, 1972, S. 21–22 (Angaben zum Harder-Herbar in Salzburg, zobodat.at [PDF; 351 kB]).
  2. Franz Speta, Franz Grims: Hieronymus Harder und sein „Linzer“ Herbarium aus dem Jahre 1599. In: Linzer biologische Beiträge. Band 12/1, 1980, S. 307–330 (Angaben zum Harder-Herbar in Linz, zobodat.at [PDF; 1,1 MB]).
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