Hieronymus Froben
Hieronymus Froben (* 6. August 1501 in Basel; † 13. März 1563 ebenda; auch Hieronymus Frobenius, Jeronimus Frobenius) war ein Schweizer Buchdrucker und Verleger.
Leben
Hieronymus Froben war das älteste Kind des Buchdruckers Johann Froben, welcher die schweizerische Verleger- und Beamtenfamilie Frobenius begründet hat. Kurz vor seiner Geburt war Basel der schweizerischen Eidgenossenschaft beigetreten, deshalb berichtet seine Grabinschrift, er sei "inter initia foederis Helvetiae" (zu Anfang des eidgenössischen Bundes) zur Welt gekommen[1], ja es hiess von ihm, er sei "der erst Eidgenoss, so zum heylig thauff ist dragen worden, wie die statt Basel in bundt mit der Eydtgnossschafft ist komen anno 1501".[2] Schon früh trat Hieronymus in die väterliche Offizin ein. 1515 immatrikulierte er sich an der Basler Universität, gegen Ende 1518 hielt er sich gleichzeitig wie Erasmus in Löwen auf. Im Jahre 1520 wurde er Magister artium und konnte, anders als sein Vater, als ein gelehrter Mann gelten. 1521 trat er in die Safranzunft ein. 1525 heiratete er Anna Lachner, Tochter des Buchhändlers und Verlegers Wolfgang Lachner. Im Sommer 1526 reiste er in Oberitalien und erwarb dort Chrysostomus-Handschriften, welche Erasmus für seine lateinische Gesamtausgabe dieses Kirchenvaters[3] benutzen wollte.
Nach dem Tod des Vaters 1527 führte Hieronymus Froben die Offizin gemeinsam mit seinem Stiefvater Johannes Herwagen dem Älteren[4] weiter. Als seine Schwester Justina 1529 oder 1530 den Drucker Nicolaus Episcopius (eigentlich Niklaus Bischoff, bekannt ist er aber unter dem latinisierten Namen) geheiratet hatte, trat auch dieser in die Firma ein. Nachdem Herwagen 1531 ausgeschieden war, führten Froben und sein Schwager Episcopius das Geschäft zusammen. In den ersten Jahren produzierten sie meist weiterhin als "Officina Frobeniana", später mehrheitlich unter ihren beiden Namen. Während die Druckerei im Haus zum Sessel, wo schon Johann Froben gearbeitet hatte, offenbar von Episcopius geleitet wurde, betrieb Hieronymus Froben im 1531 gekauften Haus zum Lufft an der Bäumleingasse eine zweite Offizin. Als seine erste Frau gestorben war, heiratete er um 1544 Barbara Brand, Tochter des Bürgermeisters Theodor Brand und Schwester des Rechtsprofessors und Ratsherrn Bernhard Brand. Im November desselben Jahres wurde er in die vornehme Schlüsselzunft aufgenommen. Die Söhne Ambrosius und Aurelius Froben traten in seinen Betrieb ein.
Nach Hieronymus Frobens Tod 1563 erbten das Haus zum Lufft seine Söhne Ambrosius und Aurelius , während der "Sessel" in den Besitz der Familie Episcopius überging. Die Witwe Barbara heiratete den Drucker Heinrich Petri.
Schaffen
Hieronymus Froben war wie sein Vater freundschaftlich verbunden mit Erasmus von Rotterdam, der ihn auch als gebildeten Mann schätzte. Erasmus starb 1536 bei einem Aufenthalt in Basel in Hieronymus’ Haus zum Lufft. Dieser und sein Partner Nicolaus Episcopius waren seine Testamentsvollstrecker und sorgten dafür, dass die Werke des Erasmus weiter greifbar blieben, nicht zuletzt durch eine grosse Gesamtausgabe.[5] Weiter verlegten sie zahlreiche Kirchenväter und andere griechische[6] und lateinische Autoren, so 1530 Plinius des Älteren naturwissenschaftliche Enzyklopädie Naturalis historia in zwei Bänden[7], in Anknüpfung an den Erfolg der Plinius-Ausgabe des Erasmus von Rotterdam, die fünf Jahre zuvor der Vater Froben gedruckt hatte. 1535 verlegte Froben gemeinsam mit Herwagen und Episcopius eine weitere Plinius-Ausgabe, besorgt von dem aus Prag stammenden Philologen Sigismund Gelenius.[8] Zu den wichtigsten Autoren der Offizin zählte der sächsische Gelehrte Georg Agricola: Von ihm erschien unter anderem 1530 Bermannus sive de re metallica[9] (2. Auflage 1546), 1546 De ortu et causis subterraneorum[10] (2. Auflage 1558[11]), vor allem aber 1556 De re metallica[12] (2. Auflage 1561[13], deutsch Vom Bergkwerck 1557[14] und italienisch Opera de l’arte de metalli 1563[15]).
Wie sein Vater beschäftigte Hieronymus Froben Hans Holbein den Jüngeren für die künstlerische Ausgestaltung seiner Bücher. So erscheint in der Adagia-Ausgabe des Erasmus vom März 1533 zum ersten Mal Holbeins Rundportrait des Gelehrten als Holzschnitt[16] – aus Hieronymus Frobens Besitz stammt auch das sehr ähnliche kleine Erasmus-Porträt Holbeins, das jetzt im Kunstmuseum Basel hängt[17] – und später, um 1538, sein "Erasmus im Gehäuse".[18]
Literatur
- Rudolf Wackernagel (Hrsg.): Rechnungsbuch der Froben und Episcopius, Buchdrucker und Buchhändler zu Basel, 1557-1564. Benno Schwabe, Basel 1881. Digitalisat.
- Carl Roth: Froben. In: Wilhelm Richard Staehelin: Wappenbuch der Stadt Basel. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1917–1929, 1. Teil.
- Arnold Pfister: Froben, Hieronymus. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 637 f. (Digitalisat).
- Peter G. Bietenholz: Hieronymus Froben. In: Peter G. Bietenholz, Thomas B. Deutscher (Hrsg.): Contemporaries of Erasmus. University of Toronto Press, Toronto/Buffalo/London 2003, ISBN 0-8020-8577-6, volume 2, S. 58–60 (die bei weitem ausführlichste Biographie).
- Christoph Reske: Die Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Harrassowitz, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-447-10416-6, S. 76.
Weblinks
Einzelnachweise
- So sein im Kreuzgang des Basler Münsters erhaltenes Epitaph, dessen Text zuerst gedruckt bei Christian Wurstisen: Epitome historiae Basiliensis. Sebastian Henricpetri, Basel 1577, S. 117.
- Meyerische Familienchronik. In: August Bernoulli (Hrsg.): Basler Chroniken. Band 6, S. Hirzel, Leipzig 1902, S. 418.
- Johannes Chrysostomus: Opera, quae hactenus versa sunt omnia. 4 Bände. Hieronymus Froben, Johannes Herwagen, Nicolaus Episcopius, Basel 1530–1531. Frank Hieronymus: Griechischer Geist aus Basler Pressen. Universitätsbibliothek Basel, Basel 1993, ISBN 3-85953-024-0, S. 632 Nr. 399.
- siehe zu diesem Josef Benzing: Herwagen, Johann. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3, S. 719 (Digitalisat).
- Desiderius Erasmus: Omnia opera ... novem tomis distincta. Hieronymus Froben und Nicolaus Episcopius, Basel 1540.
- Die griechischen Autoren sind behandelt bei Frank Hieronymus: Griechischer Geist aus Basler Pressen. Universitätsbibliothek, Basel 1992, ISBN 3-85953-024-0 (siehe dort das Druckerregister S. 833).
- C. Plinii Secundi historia mundi, Officina Frobeniana (im Kolophon : ex officina Hieronymi Frobenii, Io. Hervagii & Nicolai Episcopii), Basel 1530.
- C. Plinii Secundi historia mundi denuo emendata. Hieronymus Froben, Jo. Herwagen und Nicolaus Episcopius, Basel 1535. doi:10.3931/e-rara-16294.
- Agricola Georg: Georgii Agricolae medici Bermannus, sive de re metallica. in aedibus Frobenianis, 1530, doi:10.3931/e-rara-14847.
- Agricola Georg: Georgii Agricolae De ortu & causis subterraneorum libri V. Hieronymus Froben & Nikolaus Episcopius, 1546, doi:10.3931/e-rara-61113.
- Agricola Georg: De ortu et causis, subterraneorum lib. V. [Froben], 1558, doi:10.3931/e-rara-9796.
- Agricola Georg: Georgii Agricolae De re metallica libri XII : Quibus Officia, Instrumenta, Machinae, ac omnia denique ad Metallicam spectantia, non modo luculentissimè describuntur, sed & per effigies, suis locis insertas, adiunctis Latinis, Germanicisque appellationibus ... ob oculos ponuntur ... ; Eiusdem de animantibus subterraneis liber. [apud Hieron. Frobenium et Nicolaum Episcopium], 1556, doi:10.3931/e-rara-52830.
- Agricola Georg: Georgii Agricolae De re metallica libri XII : qvibvs officia, instrvmenta, machinae, ac omnia denique ad Metallicam spectantia, non modò luculentißimè describuntur, sed et per effigies, ... Froben, 1561, doi:10.3931/e-rara-61120.
- Digitalisat.
- Agricola Georg: Opera di Giorgio Agricola De l'arte de metalli partita in XII. libri : ne qvali si descrivano tvtte le sorti, e qualità degli uffizij, degli strumenti, delle macchine, e di tutte l'altre cose attenenti a cotal arte ... Per Hieronimo Frobenio et Nicolao Episcopio, 1563, doi:10.3931/e-rara-61273.
- Frank Hieronymus: Oberrheinische Buchillustration 2. Basler Buchillustration 1500-1545. Universitätsbibliothek Basel, Basel 1984, ISBN 3-85953-012-7, S. 525f. Nr. 455.
- Hans Holbein d. J.: Bildnis des Erasmus von Rotterdam "im Rund", um 1532.
- Dazu Frank Hieronymus: Oberrheinische Buchillustration 2. Basler Buchillustration 1500-1545. Universitätsbibliothek Basel, Basel 1984, ISBN 3-85953-012-7, S. 526–528 Nr. 456.