Felsenbohrer

Die Felsenbohrer (Hiatellidae) sind eine Familie der Muscheln. Es ist die einzige Familie der Überfamilie Hiatelloidea. Die (Über-)Familie ist seit dem Hettangium (Jura) sicher nachgewiesen. Noch ältere der Familie zugewiesene Funde aus dem Perm sind allerdings zweifelhaft.[1]

Gemeiner Felsenbohrer (Hiatella rugosa)
Felsenbohrer

Nördlicher Felsenbohrer (Hiatella arctica)

Systematik
Unterklasse: Heterodonta
Euheterodonta
Überordnung: Imparidentia
Ordnung: Adapedonta
Überfamilie: Hiatelloidea
Familie: Felsenbohrer
Wissenschaftlicher Name
Hiatellidae
Gray, 1824

Merkmale

Die gleichklappigen oder auch ungleichklappigen Gehäuse sind klein bis groß. Sie sind im Umriss länglich-eiförmig, gerundet-rechteckig oder gerundet-trapezoidal, oder auch etwas unregelmäßig (Form durch bohrende Lebensweise bedingt). Das Hinterende, und evtl. auch das Vorderende klaffen. Die Wirbel sitzen nahe dem Vorderrand. Das externe Ligament befindet sich eingesenkt hinter den Wirbeln. Die Schlossplatte ist schmal mit je einem Kardinalzahn in beiden Klappen, die Zähne können aber stark reduziert sein. Lateralzähne fehlen.

Die Schale ist festwandig und aragonitisch. Die äußere Schalenlage ist einfach-prismatisch, die mittlere Lage homogen, die innere Lage homogen oder komplex-kreuzlamellar. Die Ornamentierung besteht aus randparallelen, oft etwas unregelmäßigen mehr oder weniger groben Linien und Gruben, und/oder aus wenigen, sehr kräftigen, radialen Rippen, die gekörnelt oder bestachelt sein können. Das Periostracum ist dick.

Die Mantelbucht ist meist breit und tief. Die Mantellinie ist unregelmäßig und unterbrochen. Die zwei Schließmuskel sind ungleich groß. Die meist langen Siphonen sind verwachsen und mit einer Kutikula umgeben. Die Enden der Siphonen sind aber frei. Ein Byssus kann noch vorhanden sein.

Geographische Verbreitung und Lebensraum

Die Familie ist weltweit verbreitet, aber der Schwerpunkt der Diversität liegt in den zirkumborealen Gewässern.

Sie leben mit Byssus angeheftet, in Spalten, kleinen Höhlen, in Leergehäusen oder als Epibionten auf Algen und Weichtiergehäusen, oder auch bohrend in weichem Gestein oder verfestigten Sediment. Das Bohren erfolgt rein mechanisch.

Taxonomie

Das Taxon wurde von John Edward Gray 1824 als Hyatelladae aufgestellt, basierend auf der Falschschreibung Hyatella Férussac, 1821.[2] MolluscaBase akzeptiert das Taxon in der korrigierten Form als gültige Familie (und Überfamilie).[3]

    • Capristocardia Tate, 1887[4]
    • Cyrtodaria Reuss, 1801
      • Cyrtodaria kurriana Dunker, 1861
      • Cyrtodaria siliqua (Spengler, 1793)
    • Hiatella Bosc, 1801
      • Nördlicher Felsenbohrer (Hiatella arctica (Linnaeus, 1767))
      • Gemeiner Felsenbohrer (Hiatella rugosa Linnaeus, 1767)
    • Panomya Gray, 1857
      • Panomya ampla Dall, 1898
      • Panomya aquaticavis Tiba, 1988
      • Panomya nipponica Nomura & Hatai, 1935
      • Panomya norvegica (Spengler, 1793)
      • Panomya priapus (Tilesius, 1822)
    • Panopea Ménard de la Groye, 1807
      • Panopea abbreviata Valenciennes, 1839
      • Panopea abrupta (Conrad, 1849) †
      • Panopea australis (G. B. Sowerby I, 1833)
      • Panopea bitruncata (Conrad, 1872)
      • Elefantenrüsselmuschel (Panopea generosa Gould, 1850)
      • Panopea globosa Dall, 1898
      • Panopea glycimeris (Born, 1778)
      • Panopea japonica A. Adams, 1850
      • Panopea smithae Powell, 1950
      • Panopea worthingtoni Hutton, 1873 †
      • Panopea zelandica (Quoy & Gaimard, 1835)
    • Roxoa Mendes, 1952

Belege

Literatur

  • S. Peter Dance, Rudo von Cosel (Bearb. der deutschen Ausgabe): Das große Buch der Meeresmuscheln. 304 S., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 1977 ISBN 3-8001-7000-0 (S. 272)
  • Rudolf Kilias: Lexikon Marine Muscheln und Schnecken. 2. Aufl., 340 S., Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1997 ISBN 3-8001-7332-8 (S. 139)
  • Raymond Cecil Moore (Hrsg.): Treatise on invertebrate paleontology. Mollusca, 6, Part N, Bivalvia 2. XXXVIII S., S.N491-951, New York, 1969 (S.N700-02).
  • Fritz Nordsieck: Die europäischen Meeresmuscheln (Bivalvia). Vom Eismeer bis Kapverden, Mittelmeer und Schwarzes Meer. 256 S., Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1969 (S. 146)
  • Guido Poppe und Yoshihiro Goto: European Seashells Volume 2 (Scaphopoda, Bivalvia, Cephalopoda). 221 S., Verlag Christa Hemmen, Wiesbaden 1993 (2000 unv. Nachdruck), ISBN 3925919104 (S. 130)

Einzelnachweise

  1. Simon Schneider, Andrzej Kaim: Early Ontogeny of Middle Jurassic Hiatellids from a wood-fall association: implications für phylogeny and palaeoecology of Hiatellidae. Journal of Molluscan Studies, 78: 119–127, 2012. doi:10.1093/mollus/eyr048
  2. John Edward Gray: A supplement to the appendix of Captain Perry’s voyage for the discovery of a northwest passage in the years 1819–1820, containing an account of the subjects of natural history. Appendix X. Natural history, shells. S.CCXL–CCXLVI, J. Murray, London, 1824 Online bei www.biodiversitylibrary.org (S. CCXLI)
  3. MolluscaBase: Hiatellidae Gray, 1824
  4. Online bei www.biodiversitylibrary.org (S. 179)
Commons: Felsenbohrer (Hiatellidae) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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