Herzindex

Der Herzindex (HI), „kardialer Index“,[1] auch englisch cardiac index (CI), alte Bezeichnung Herzarbeitsindex,[2] ist ein Parameter zur Beurteilung der Herzleistung[3] und berechnet sich als Quotient aus dem Herzzeitvolumen (gemessen in Litern pro Minute) und der Körperoberfläche (gemessen in Quadratmetern).[4][5] Der Herzindex ist das „Herzminutenvolumen pro Quadratmeter Körperoberfläche“,[6] also „das auf einen Quadratmeter Körperoberfläche berechnete Herzminutenvolumen“[7] oder „der auf die Körperoberfläche normalisierte Wert“ des Herzzeitvolumens.[8]

Die übliche Einheit ist l/min/m2 [wegen fehlender Klammern: korrekt (l/min)/m2 = l/(m2min) = mm/min oder ebenfalls korrekt l×min−1×m−2=mm/min].

Eine wichtige Rolle spielt der Herzindex zum Monitoring der Hämodynamik und der Kreislaufdaten von Patienten auf Intensivstationen und auch in der Sportmedizin. Der Herzindex kann z. B. mit Hilfe eines PiCCO gemessen werden.

Berechnung

mit

HI = Herzindex = HZV/KOF = CO/BSA = (englisch) Cardiac Index = CI
HMV = Herzminutenvolumen = HZV = Herzzeitvolumen = (englisch) Cardiac output = CO = Schlagvolumen × Herzfrequenz = Herzleistung : Blutdruck = Blutdruck : peripherer Widerstand
KÖ = Körperoberfläche = KOF = (englisch) Body Surface Area = BSA
SV = Schlagvolumen = Herzarbeit : Blutdruck = enddiastolisches Höhlenvolumen × Netto-Ejektionsfraktion
HF = Herzfrequenz = Herzleistung : Herzarbeit = 1 : Herzschlagdauer = Herzzeitvolumen : Schlagvolumen

Normalwerte

Als Normalwerte für den Herzindex werden in der Literatur 2,5 bis 4 (l/min)/m2 [9] oder alternativ 3,0 bis 3,3 mm/min[10] angegeben. Die Grenzwerte des Herzindex liegen bei Erwachsenen zwischen 1,2 und 5,5 mm/min.[11] Beim kardiogenen Schock ist der Herzindex kleiner als 2 mm/min.[12]

Geschichte

Die „Reduzierung des Herzminutenvolumens auf die Körperoberfläche“ und die Bezeichnung kardialer Index gehen auf eine Arbeit von Taylor und Tiede aus dem Jahre 1952 zurück.[13]

Schlagvolumenindex

Der Schlagvolumenindex schwankt bei Frauen zwischen 22 und 48 ml/m2 und bei Männern zwischen 28 und 52 ml/m2.[14] Dieser Schlagvolumenindex SVI ist der Quotient aus Schlagvolumen und Körperoberfläche.[15] Das Schlagvolumen wird auf die Körperoberfläche bezogen.[16]

F. Burkart und Barbara Heierli gaben in einer Tabelle über „Vergleichende Literaturangaben der Normalwerte kardialer Volumina“ unterschiedliche Werte für den Schlagvolumenindex mit Schwankungen zwischen 30 und 65 ml/m² an.[17]

Die Dimension des Schlagvolumenindex ist L³/L² = L. Die Maßeinheit ml/m² kann man ebenfalls kürzen, mit dem Ergebnis µm.

Bewertung

Eine Erhöhung des Herzindex tritt bei Tachykardien, bei einer beginnenden Sepsis, bei Fieber, bei Anämien oder im Rahmen einer Hyperthyreose auf.

Zu einer Erniedrigung des Herzindex kommt es bei einer Hypovolämie,[18] im kardiogenen Schock, bei einer Hypothyreose und bei einer Herzinsuffizienz.[9] Bei manifester Linksherzinsuffizienz ist der Herzindex kleiner als 2,2 mm/min.[19]

Walter Bleifeld beobachtete noch 1974 eine Letalität seiner Herzinfarkt-Patienten von über 70 %, wenn der Herzindex kleiner als 1,8 mm/min war.[20]

Bei gleicher Herzleistung und zunehmender Herzinsuffizienz mit Ödemen verkleinern sich der Herzindex und der Schlagvolumenindex allein durch die Zunahme der Körperoberfläche, weil diese im Nenner steht.

Einzelnachweise

  1. Claude Perret: Die respiratorische Insuffizienz – Pathophysiologie, Klinik und Therapie. Documenta Geigy Acta clinica, Nummer 6, J. R. Geigy AG, Basel 1966, S. 41.
  2. Heinz Walter, Günter Thiele (Hrsg.): Reallexikon der Medizin und ihrer Grenzgebiete, Loseblattsammlung, Band 3 (F–Hyperlysinämie), Verlag Urban & Schwarzenberg, München / Berlin / Wien 1969, ISBN 3-541-84000-5, S. H 169.
  3. Roche Lexikon Medizin. 5. Auflage. Urban & Fischer, München / Jena 2003, ISBN 3-437-15156-8, S. 815.
  4. The Merck Manual. 20. Auflage. Kenilworth 2018, ISBN 978-0-911910-42-1, S. 608.
  5. Cardiac Catheterization: Cardiovascular Tests and Procedures: Merck Manual Professional. Abgerufen am 6. März 2009.
  6. Peter Reuter: Springer Klinisches Wörterbuch 2007 | 2008; Springer-Verlag, 1. Auflage, Heidelberg 2007, ISBN 978-3-540-34601-2, S. 772.
  7. Myron G. Sulyma: Wörterbuch der Kardiologie. Medikon Verlag, München 1983, Band II (E–K), ISBN 3-923866-05-4, S. 308 f.
  8. Wilhelm Jakob Rutishauser, in: Otto Martin Hess, Rüdiger R. W. Simon (Hrsg.): Herzkatheter – Einsatz in Diagnostik und Therapie. Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg 2000, ISBN 3-642-62957-1, S. 15.
  9. Martin Leuwer, H. Trappe, T. Schürmeyer, O. Zuzan: Checkliste Interdisziplinäre Intensivmedizin; 2. Auflage, Stuttgart, New York 2004, Georg Thieme Verlag, ISBN 3-13-116912-5.
  10. Myron G. Sulyma: Wörterbuch der Kardiologie. Medikon Verlag, München 1983, Band II (E–K), ISBN 3-923866-05-4, S. 308 f.
  11. Georg Sabin: Der kardiogene Schock, Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1984, ISBN 3-17-008618-9, S. 17.
  12. Walter Bleifeld, W. Kupper: Nosologie, Klinik und Therapie des kardiogenen Schocks. In: Gerhard Riecker (Hrsg.): Handbuch der inneren Medizin, Springer-Verlag, 5. Auflage, 9. Band, 2. Teil (Schock), Berlin / Heidelberg / New York / Tokyo 1984, ISBN 3-540-12543-4, S. 15–94, Zitat S. 17.
  13. H. L. Taylor, K. Tiede: A Comparison of the Estimation of the Basal Cardiac Output from a Linear Formula and the "Cardiac Index". In: Journal of Clinical Investigation, 31. Jahrgang, 1952, S. 209.
  14. Ekkehard Köhler: Ein- und zweidimensionale Echokardiographie mit Dopplertechnik, Ferdinand Enke Verlag, 4. Auflage, Stuttgart 1990, ISBN 3-432-91514-4, S. 68.
  15. Maxim Zetkin, Herbert Schaldach: Lexikon der Medizin, 16. Auflage, Ullstein Medical, Wiesbaden 1999, ISBN 978-3-86126-126-1, S. 843.
  16. Herbert Löllgen: Kardiopulmonale Funktionsdiagnostik. 4. Auflage, Novartis Pharma, Nürnberg 2005, ISBN 3-933185-67-X, S. 117 f.
  17. F. Burkart, Barbara Heierli: Hämodynamik, Koronardurchblutung und Sauerstoffbedarf des Herzens. In: Gerhard Riecker (Hrsg.): Handbuch der inneren Medizin, Springer-Verlag, 5. Auflage, 9. Band, 4. Teil, Berlin / Heidelberg / New York / Tokyo 1984, ISBN 978-3-642-82184-4, S. 135.
  18. Georg Sabin: Der kardiogene Schock, Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1984, ISBN 3-17-008618-9, S. 18–21.
  19. Peter Reuter: Springer Klinisches Wörterbuch 2007 | 2008; Springer-Verlag, 1. Auflage, Heidelberg 2007, ISBN 978-3-540-34601-2, S. 772.
  20. Walter Bleifeld, P. Hanrath, D. Mathey, W. Merx: Acute myocardial infarction – Left and right ventricular haemodynamics in cardiogenic shock. In: British Heart Journal, 39. Jahrgang, 1974, S. 822–834.

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