Wechselburg

Wechselburg ist eine Gemeinde im sächsischen Landkreis Mittelsachsen.

Wappen Deutschlandkarte
Wechselburg
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Wechselburg hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 0′ N, 12° 47′ O
Bundesland:Sachsen
Landkreis: Mittelsachsen
Höhe: 185 m ü. NHN
Fläche: 25,65 km2
Einwohner: 1753 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 68 Einwohner je km2
Postleitzahl: 09306
Vorwahlen: 037384, 037346
Kfz-Kennzeichen: FG, BED, DL, FLÖ, HC, MW, RL
Gemeindeschlüssel: 14 5 22 580
Gemeindegliederung: 13 Ortschaften
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Bahnhofstraße 16
09306 Wechselburg
Website: www.wechselburg.de
Bürgermeister: Daniel Bergert (CDU)
Lage der Gemeinde Wechselburg im Landkreis Mittelsachsen
Karte
Karte

Geographie

Wechselburg: 51. Breitengrad

Wechselburg liegt ca. 12 km westlich der Stadt Mittweida und ca. 25 km nördlich von Chemnitz. Die Gemeinde liegt im Tal der Zwickauer Mulde am Fuße des 353 m hohen Rochlitzer Berges. Unweit des stillgelegten Bahnhofs verläuft der 51. Breitengrad. Im eigentlichen Ort ohne Ortsteile lebten Stand 2009 insgesamt 738 Einwohner. Durch Wechselburg führt die Via Porphyria[2] und der Lutherweg Sachsen.[3]

Ortsteile

Zur Gemeinde gehören die Ortsteile:

Nachbargemeinden

Angrenzende Gemeinden sind Königshain-Wiederau und Seelitz sowie die Städte Lunzenau, Penig und Rochlitz. Im Westen grenzt die zum Landkreis Leipzig gehörende Stadt Geithain an.

Geschichte

Die romanische Basilika Hl. Kreuz (Kloster- und Pfarrkirche)
Porphyrbrücke über die Zwickauer Mulde bei Wechselburg

Aus slawischer Zeit stammt der nahe gelegene Burgstall Wechselburg.

Der Ort, als Zschillen (‚Bienenort‘) gegründet, ist eng mit der Gründung des Klosters Zschillen im Jahr 1168 durch Graf Dedo von Rochlitz-Groitzsch für die Augustiner-Chorherren verbunden. Die dazu errichtete Kirche diente auch als Begräbnisstätte der gräflichen Familie. Im Jahr 1278 wurde es dem Deutschen Orden übereignet. Nach der Reformation kam das Kloster 1543 in den Besitz des sächsischen Herzogs Moritz, der es umgehend säkularisierte und die Klostergüter (zusammen mit der Herrschaft Penig) an die Herren von Schönburg gegen die Orte Hohnstein, Wehlen und Lohmen in der Sächsischen Schweiz eintauschte. Daher kam für den Ort Zschillen und die Klosteranlage der Name Wechselburg auf, während Altzschillen seinen ursprünglichen Namen bis heute behalten hat.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Gemeinde mehrfach verwüstet. Nach dem Krieg wurde auf dem Gelände des ehemaligen, verfallenen Klosters das jetzige Schloss Wechselburg errichtet. Im Jahr 1843 gründete die Gräfin Emilie von Schönburg in Wechselburg das erste Diakonissenkrankenhaus in Sachsen. Die Schlossanlage befand sich bis zur Enteignung im Rahmen der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone 1945 im Besitz der Grafen und Herren von Schönburg-Glauchau.

In den 50er und 60er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts war im Schloss eine TBC-Heilstätte für Kinder, später ein Kinderkrankenhaus und bis 2005 das Fachkrankenhaus für Kinder- und Jugendpsychiatrie untergebracht.

Die Geschichte der erneuten Nutzung der seit der Reformation evangelischen Klosterkirche als römisch-katholische Kirche, sowie die wiedererlangte Bedeutung Wechselburgs als Wallfahrtsort, geht auf die Gestattung katholischer Privatandachten in dieser Kirche ab 1843 sowie auf die Konversion des Grafen von Schönburg-Glauchau zum Katholizismus im Jahr 1869 zurück. Darauf folgte zunächst ein jahrzehntelanger Streit: die evangelische Landeskirche verfolgte diese „Rekatholisierung“ argwöhnisch. Die Ereignisse gipfelten im „Wechselburger Kulturkampf“ im Jahr 1900: mittels Polizeieinsatz und Strafandrohungen wurde der Besuch der Fronleichnamsprozession im Schlosspark, damals vermutlich die einzige derartige Veranstaltung im evangelischen Sachsen, durch nicht zum Hausstand des Grafen gehörende Personen unterbunden[4]. Eventuell einigten sich die Schönburger und das zuständige Ministerium; öffentliche katholische Messen durften nun stattfinden. Zur römisch-katholischen Pfarrkirche wurde die (aufgrund der Enteignung nun nicht mehr in Familienbesitz befindliche) Basilika jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie ist seitdem zudem eine von zwei Wallfahrtskirchen auf dem Gebiet des Bundeslandes Sachsens sowie des Bistums Dresden-Meißen[5]. Seit 1992 beherbergt das Schloss wieder ein Kloster. Benediktiner aus dem Kloster Ettal haben im sogenannten kleinen Schloss ein Kloster sowie eine Familien- und Begegnungsstätte eingerichtet, die sich großen Zuspruchs erfreut. Die Kirche wurde 2018 in den päpstlichen Rang einer Basilica minor erhoben.[6]

Eingemeindungen

Ehemalige Gemeinde Datum Anmerkung
Altzschillen[7]1. Mai 1967
Carsdorf[7]20. Juni 1957Eingemeindung nach Mutzscheroda
Corba[7]1. April 1974Eingemeindung nach Göhren
Göhren[8]1. Januar 1994
Göppersdorf[7][9]1. Juli 1950Eingemeindung nach Nöbeln
Hartha[7]1. Januar 1969Eingemeindung nach Nöbeln
Meusen[7][9]1. Juli 1950Eingemeindung nach Nöbeln
Mutzscheroda[8]1. Januar 1994
Nöbeln[8]1. Januar 1994
Seitenhain[7]6. April 1972Eingemeindung nach Nöbeln
Zschoppelshain[8]1. Januar 1994Eingemeindung ohne den Ortsteil Winkeln (Eingliederung nach Seelitz)

Einwohnerentwicklung

Grundschule Wechselburg

Entwicklung der Einwohnerzahl (31. Dezember):

Jahr Einwohner
18341.122
18711.427
18901.340
19101.363
19251.323
Jahr Einwohner
19391.186
19461.620
19501.437
19641.332
19901.222
Jahr Einwohner
20002.290
20072.142
20102.045
20121.938
20131.929

Politik

Rathaus Wechselburg

Gemeinderat

Die Gemeinderatswahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis für die Zusammensetzung des Gemeinderats:

Partei / ListeStimmenanteil+/−1Sitze
CDU36,0 %− 15,4 %p5
BFW226,4 %+-? %p4
WWG326,1 %+-? %p4
AfD11,5+ 11,5 %p1
SPD- 8,9 %p
Grüne- 3,5 %p

1 Gewinn/Verlust im Vergleich zur vorigen Wahl
2 Bürgerforum für Wechselburg
3 Wechselburger Wählergemeinschaft

Bürgermeister

Am 12. Juni 2022 wurde Daniel Bergert (CDU) mit 94,2 % zum Bürgermeister gewählt.[10] Seine Vorgängerin war von 1994 bis 2022 Renate Naumann (CDU).[11]

letzte Bürgermeisterwahlen
Wahl Bürgermeister Vorschlag Wahlergebnis (in %)
2022 Daniel Bergert Bergert 94,2
2015 Renate Naumann CDU 49,5
2008 63,5
2001 73,7

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • siehe auch: Liste der Kulturdenkmale in Wechselburg
  • Kloster Wechselburg mit Basilika (katholische Stiftskirche aus dem 12. Jahrhundert) und Benediktiner-Klosteranlage
  • Barockschloss (1753–1756, Baumeister Johann Gottlieb Ohndorff) – zurzeit leerstehend und baufällig
  • 18 Hektar großer Schlosspark mit 180 Jahre altem seltenem Baumbestand
  • Erstes Diakonissenhaus Sachsens
  • Bäuerliches Museum im sogenannten Taubenhaus an der St.-Otto-Kirche
  • Crodo-Tisch (alter Opfertisch an der Eulenkluft – Nachbildung des Originals)
  • Historischer Marktplatz
  • Ortskern mit kleinen, verwinkelten Gassen
  • Paul-Fleming-Wohnhaus
  • Porphyr-Ratsherren (Denkmal an der Muldenbrücke)
  • Porphyrbrücke über die Zwickauer Mulde bei Wechselburg
  • Rathaus von 1924
  • St.-Otto-Kirche auf dem Marktplatz mit Schramm-Orgel (J. J. Schramm war ein Schüler von Gottfried Silbermann)
  • Zusammenfluss der Zwickauer Mulde und der Chemnitz
  • Göhrener Viadukt, einer der imposantesten deutschen Brückenbauten aus der Frühzeit des Eisenbahnbaues, überquert die Zwickauer Mulde
  • Königlich-sächsischer Meilenstein als Abzweigstein und Straßenbauverwaltungsstein im Ortsteil Carsdorf – Grüne Tanne
  • Draisinenfahrt auf der Muldentalbahn mit Halt am Stellwerk des Bahnhofs Wechselburg[12]

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Historisches Marktfest

Verkehrsanbindung

Die B 107 führt zwischen den Ortsteilen Göppersdorf und Zschoppelshain durch den Osten des Gemeindegebietes. Der Bahnhof Wechselburg liegt an der Muldentalbahn von Glauchau nach Großbothen, außerdem zweigte hier die Chemnitztalbahn nach Chemnitz ab. Der Betrieb auf diesen Bahnlinien wurde 2002 bzw. 1998 eingestellt.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

Personen in Verbindung mit der Gemeinde

  • Graf Alban von Schönburg-Forderglauchau (1804–1864), Besitzer der Herrschaft und des Schlosses Wechselburg[13]
  • Gräfin Emilie von Schönburg-Forderglauchau (1806–1880), geborene Gräfin Jenison-Walworth, errichtete in Wechselburg 1843 das erste Diakonissenhaus in Sachsen und eine Kleinkinderbewahranstalt
  • Karl Gustav Hesse (1795–1851), Mediziner und Schriftsteller
  • Joachim Graf von Schönburg-Glauchau (1929–1998), Jagdautor, Bundestagsabgeordneter der CDU 1990–1994
  • Martin Keller (* 1986), Leichtathletik-Sprinter und Olympiateilnehmer 2008 und 2012

Literatur

Commons: Wechselburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Wechselburg im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2022 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 21. Juni 2023. (Hilfe dazu).
  2. Webseite der Via Porphyria
  3. Webseite des Lutherwegs Sachsen
  4. Als der Graf katholisch wurde. In: die-tagespost.de. Abgerufen am 26. Juni 2020.
  5. Bistum Dresden-MeißenWallfahrtsorte. In: bistum-dresden-meissen.de. Abgerufen am 14. Juni 2020.
  6. Steffen Zimmermann: Papst verleiht Wallfahrtskirche in Wechselburg Ehrentitel: Ostdeutschland hat seine erste „Basilica minor“. In: katholisch.de. 13. November 2018, abgerufen am 13. November 2018.
  7. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
  8. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Gebietsänderungen
  9. Verzeichnisse der seit Mai 1945 eingemeindeten Gemeinden und Nachweis über die Aufgliederung der selbständigen Gutsbezirke und Staatsforstreviere, 1952, Herausgeber: Ministerium des Innern des Landes Sachsen
  10. statistik.sachsen.de
  11. statistik.sachsen.de
  12. Website des Schienentrabis des Vereins Sächsischer Eisenbahnfreunde e.V.
  13. Robby Joachim Götze: Graf Alban von Schönburg (1804–1864) in Bildnissen seiner Zeit. In: Schriftenreihe Heft 10, Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau, Glauchau 1994, S. 43.
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