Fürstenhaus Herrenhausen-Museum
Das Fürstenhaus Herrenhausen-Museum in Hannover-Herrenhausen ist ein Palais im Besitz der Welfenfamilie,[1] das von 1955 bis 2011 als Museum genutzt wurde. Das denkmalgeschützte Palais,[2] das lange Zeit auch für Veranstaltungen gebucht werden konnte, zeigte im Erdgeschoss Möbel, Gemälde, Porzellan und Skulpturen. Seit 2011 ist es für die Öffentlichkeit geschlossen.[3]
Ausstattung (Auswahl)
- In dem Gebäude hat sich die ursprüngliche Dekoration teilweise erhalten. Am Vestibül vor dem Mittelrisalit[2] findet sich die Deckenmalerei von 1721 mit der Darstellung der Juno auf Wolken mit Pfau und Putto.[4]
- Das Fürstenhaus Herrenhausen-Museum ist mit kostbaren Möbeln, kleineren Preziosen, Skulpturen, Graphiken[5] und Porzellan ausgestattet.[4]
- In den zehn herrschaftlich eingerichteten Wohnräumen finden sich unter anderem ein Spielzimmer mit beschnitzten Möbeln aus dem 17. Jahrhundert,[5]
- sowie eine Sitzgruppe von Königin Marie.[5]
- Die Ölgemälde zeigen vor allem Porträts aus dem 17. und 18. Jahrhundert von Angehörigen des Hauses Braunschweig-Lüneburg sowie Landschaftsmalereien aus der Zeit um 1750. Sie stammen zumeist aus den Schlössern in Herrenhausen, Schloss Blankenburg im Harz, dem Welfenschloss Herzberg und dem Schloss Marienburg bei Pattensen.[5]
- Kulturgeschichtlich bedeutsam ist insbesondere die Herzberger Jagdtapete, eine Gruppe großformatiger Ölgemälde mit den vier Herzberger Brüdern: Sie kam 1708 nach Hannover und hing zunächst im Falkenzimmer von Schloss Herrenhausen.[5]
Geschichte
Das Fachwerkgebäude wurde 1721 erbaut[2] im Auftrag von König Georg I. von Großbritannien, zugleich Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg.[5] Der König ließ das Palais für seine Tochter Louise von Delitz errichten, eine von drei Töchtern, die aus der Beziehung Georgs I. mit seiner Mätresse Melusine Gräfin von der Schulenburg hervorgingen. Das Delitzsche Palais wechselte in den folgenden Jahrzehnten mehrfach den Besitzer,[1] und wurde durch verschiedene Adelsfamilien genutzt.[5]
„Wohl 1770 wurde das ursprünglich neunachsige, zweigeschossige Lusthaus erweitert und mit Mittelrisaliten und niedrigeren Seitenflügeln versehen“. Aus dieser Zeit stammt „vermutlich auch die gärtnerische Gestaltung des Hofes der U-förmigen Anlage“[2] als kleine Barockanlage, möglicherweise durch Ernst August Charbonnier für den Kammerherrn von Wallmoden.[4] 1836 gelangte das Gebäude wieder in den Besitz der Krone, um als fürstliches Gästehaus hergerichtet zu werden.[5] 1864/65 – kurz vor dem Ende des Königreichs Hannover – wurde die Fassade umgestaltet durch den Architekten Georg Heinrich Schuster, der sich dabei an der durch Georg Ludwig Friedrich Laves konzipierten Umgestaltung von Schloss Herrenhausen orientierte:[5] Schuster verkleidete das Fachwerkgebäude mit einem gelben Rustika-Verputz und versah es mit hölzernen Fenster- und Türrahmungen.[2]
Im Jahr 1866 (Annexion des Königreichs Hannover durch Preußen) wurde im Fürstenhaus zunächst die Porträt-Sammlung des Hauses Hannover untergebracht.[5]
1936 wurde der ehemals barock hergerichtete Garten, der schon 1852 in einen Nutzgarten umgestaltet worden war, durch die Anlage der neuen Herrenhäuser Straße abgetrennt. Seit 1984 befindet sich auf dem Gebiet des ehemaligen Gartens jenseits der Herrenhäuser Straße der Sitz der Evangelischen Kirche in Deutschland.[4]
Das Fürstenhaus hat – anders als das Schloss Herrenhausen – die Luftangriffe auf Hannover im Zweiten Weltkrieg überstanden. Es wurde am 13. August 1955 als Herrenhausen-Museum eröffnet und erhielt nach einer umfangreichen Renovierung zur Wiedereröffnung am 10. Juli 1985 seinen heutigen Namen.[5]
Ende als Museum
2011 wurde das Museum vorerst geschlossen. Seither bewohnte der Welfenprinz Ernst August, ältester Sohn des derzeitigen Welfenchefs, das Fürstenhaus zunächst bei seinen regelmäßigen Besuchen aus London[3], nach seiner Heirat 2017 als Hauptwohnsitz mit seiner Familie. Wegen einer älteren Renovierung mit giftigen Holzschutzmitteln muss es derzeit (2020) erneut saniert werden.
Literatur
- Gerd Weiß: Fürstenhaus (Alte Herrenhäuser Straße 14). In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover, Teil 1, [Bd.] 10.1, ISBN 3-528-06203-7, S. 206f., sowie Herrenhausen, in der Anlage Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand 1. Juli 1985, Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Institut für Denkmalpflege, S. 15, in: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland ...
- Fürstenhaus Herrenhausen-Museum, o. J. [1985], Museumsführer
- Hugo Thielen, Helmut Knocke: Alte Herrenhäuser Straße. In: Hannover Kunst- und Kultur-Lexikon, S. 144f.
- Thomas Schwark, Waldemar R. Röhrbein: Fürstenhaus Herrenhausen-Museum. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 197.
Weblinks
- Heinrich Prinz von Hannover: Fürstenhaus Herrenhausen-Museum, mit Telefonnummern zum Anmelden
- Fürstenhaus im Denkmalatlas Niedersachsen
- Fürstenhaus, westliches Nebengebäude im Denkmalatlas Niedersachsen
- Hannover-Herrenhausen, „Fürstenhaus“ mit Beschreibung und Deckenmalerei im Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland
- Fürstenhaus Herrenhausen: Kostbare Möbel, Gemälde, Porzellan und Skulpturen aus dem Besitz der Herzöge und Könige von Hannover (Memento vom 21. April 2011 im Internet Archive) auf der Seite von hannover.de
Einzelnachweise
- Heinrich Prinz von Hannover: Fürstenhaus Herrenhausen-Museum (siehe Weblinks)
- Gerd Weiß: Fürstenhaus (Alte Herrenhäuser Straße 14). In: Denkmaltopographie ... (s. Literatur)
- Stefanie Kaune: Erbprinz Ernst August von Hannover zieht ins Fürstenhaus. Hannoversche Allgemeine vom 7. April 2011. Online auf www.haz.de.
- Hugo Thielen, Helmut Knocke: Alte Herrenhäuser Straße ... (s. Literatur)
- Thomas Schwark, Waldemar R. Röhrbein: Fürstenhaus Herrenhausen-Museum. In: Stadtlexikon Hannover, S. 197