Ichneumon
Der (vereinzelt auch das) Ichneumon (Herpestes ichneumon) oder der Melon, deutsch auch Buschteufel, im engeren Sinn ist eine Raubtierart aus der Familie der Mangusten (Herpestidae). Er vertritt den Mungo in Afrika und ist außerdem als einzige Manguste auch auf europäischem Boden heimisch. Der Name leitet sich vom altgriechischen ἰχνεύμων ichneúmōn ab und bedeutet eigentlich „Aufspürer“, bereits in der Antike wurde damit jedoch ein wieselartiges Tier bezeichnet („ägyptische Wieselart“ oder „Wieselart in Ägypten“); eine weitere antike Bezeichnung war ἰχνευτής ichneutēs.[1][2]
Ichneumon | ||||||||||||
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Ichneumon (Herpestes ichneumon) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Herpestes ichneumon | ||||||||||||
(Linnaeus, 1758) |
Im weiteren Sinne werden daneben auch manchmal andere afrikanische Arten der Mangusten als Ichneumons oder Buschteufel bezeichnet.
Merkmale
Ichneumons erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von 50 bis 65 Zentimetern, hinzu kommen 33 bis 45 Zentimeter Schwanz. Das Gewicht beträgt 1,7 bis 4 Kilogramm. Der Körper ist schlank und langgestreckt, die Gliedmaßen relativ kurz und der Schwanz ist buschig. Sie haben ein langhaariges, graues Fell mit braunen Sprenkeln und sind insgesamt eine eher unauffällige Erscheinung. Das Gesicht ist zugespitzt und die Augen sind von nackten Ringen umgeben.
Verbreitung und Lebensraum
Ichneumons sind über weite Teile Afrikas verbreitet und fehlen nur in trockenen Wüsten und sehr dichten Regenwäldern. Ihr bevorzugtes Habitat ist die Savanne. Außerdem gehören Kleinasien und Palästina zu ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet. Als einzige Mangustenart leben sie auch in Südeuropa, in Spanien und Portugal. Ob die dortigen Bestände natürlichen Ursprungs sind oder vom Menschen in der Antike eingeführt wurden, ist umstritten. In jüngerer Vergangenheit wurden sie auch in Italien und auf Madagaskar eingeführt.
Lebensweise
In der ganzen Lebensweise zeigen Ichneumons sehr starke Parallelen zu den Mungos: Sie gehen tagsüber auf Nahrungssuche und fressen Insekten, Nagetiere, Vögel und Reptilien. Wie Mungos können sie Giftschlangen durch blitzschnelles Zupacken überwältigen. Außerdem verzehren sie gerne Eier, die sie mit den Hinterbeinen aufnehmen und gegen einen Felsen schleudern, um die Schale zu knacken.
Über das Sozialverhalten gibt es unterschiedliche Berichte, es wurden sowohl einzelgängerische als auch in Paaren lebende Tiere beobachtet.
Fortpflanzung
Nach 60- bis 84-tägiger Tragzeit bringt das Weibchen zwei bis vier Jungtiere zur Welt. Sie werden vier bis acht Wochen gesäugt und mit sechs bis zwölf Monaten selbständig. Die Lebenserwartung in menschlicher Obhut kann über 20 Jahre betragen.
Ichneumons und Menschen
Im alten Ägypten wurde der Ichneumon als heiliges Tier verehrt (im Französischen heißt er darum rat des pharaons, „Pharaonenratte“) und findet sich in zahlreichen Fresken und Reliefs, vor allem aus der Ptolemäerzeit, aber auch schon aus dem Alten Reich. Die Beliebtheit des Ichneumons hängt wie die des Mungos in Indien mit seinem Ruf als Schlangenbekämpfer zusammen.[3] Aristoteles beschreibt diese Schlangenkämpfe,[4] und Herodot schilderte, dass Ichneumons einbalsamiert und an heiligen Orten begraben würden. Diodor sowie Plinius der Ältere berichten von einem ägyptischen Volksglauben, wonach der Ichneumon schlafenden Krokodilen ins Maul springe, ihnen das Herz herausreiße und sie dadurch töte. Dies trug zur Beliebtheit des Ichneumons bei.
Gefährdungssituation
Der Ichneumon wird von der Weltnaturschutzunion IUCN in der Roten Liste gefährdeter Arten als nicht gefährdet („Least Concern“) bezeichnet.
Literatur
- Hans Bonnet: Ichneumon. In: Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte. Hamburg 2000, ISBN 3-937872-08-6, S. 321.
- Ronald M. Nowak: Walker’s Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1999, ISBN 0-8018-5789-9.
Weblinks
- Ichneumon auf Animal Diversity Web (englisch)
- Antike Ägyptische Skulptur eines Schreitenden Ichneumons in der Digitalen Sammlung des Kunsthistorischen Museums Wien
- Herpestes ichneumon in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2009. Eingestellt von: Cavallini, P. & Palomares, F., 2008. Abgerufen am 26. Januar 2010.
Einzelnachweise
- Wilhelm Gemoll: Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch. G. Freytag Verlag/Hölder-Pichler-Tempsky, München/Wien 1965 (Digitalisat, Gemoll online [abgerufen am 5. März 2024]).
- Wilhelm Pape, Max Sengebusch (Bearb.): ἰχνευτής und ἰχνεύμων. In: Handwörterbuch der griechischen Sprache. 3. Auflage, 6. Abdruck. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1914, S. 1276/1277 (Digitalisate: ἰχνευτής, ἰχνεύμων bei Zeno.org [abgerufen am 5. März 2024]).
- Hans Bonnet: Ichneumon. In: Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte. S. 321.
- Vgl. auch Physiologus. Frühchristliche Tiersymbolik. Übersetzt und herausgegeben von Ursula Treu. Union Verlag, Berlin (Ost) 1981 (DNB 810706830, mit ausführlichem Nachwort). 3. Auflage (Physiologus. Naturkunde in frühchristlicher Deutung): Artia Verlag, Hanau 1998, S. 49–50 (Nr. 26): „Vom Ichneumon […]. Wenn es nun einem wilden Drachen begegnet […], geht es hin und beschmiert sich mit Lehm, und mit dem Schwanze schützt es seine Nase, bis es die Schlange getötet hat.“