Hermogenes (Architekt)

Hermogenes (altgriechisch Ἑρμογένης) war ein griechischer Architekt des Hellenismus, der namentlich durch Vitruv überliefert ist. Als Herkunftsort wird einerseits das karische Alabanda, in Berufung auf eine allerdings missverständliche Textstelle bei Vitruv (III 2, 6)[1], andererseits Priene angenommen, da eine dort gefundenen Votivinschrift[2] einen Architekten dieses Namens nennt. Der derzeit gängigen Forschungsmeinung folgend wirkte Hermogenes um die Wende zum 2. Jahrhundert v. Chr. (etwa 220 – 190 v. Chr.), allerdings wurde bis vor wenigen Jahrzehnten seine Tätigkeit oft in die zweite Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr. datiert.[3]

Hermogenes erfand laut Vitruv (Zehn Bücher über Architektur III 2, 6) den Pseudodipteros, den er als Architekt mit dem Artemistempel von Magnesia am Mäander verwirklichte. Vitruv (III 3, 8) zufolge entwickelte er außerdem Symmetrien und Proportionen des Eustylos, die er am Dionysostempels von Teos umsetzte. Über beide Bauwerke hatte Hermogenes theoretische Abhandlungen hinterlassen, deren Reflex bei Vitruv zu fassen ist (Vitruv VII praef. 12). Darüber hinaus wird seine Urheberschaft unter anderem für folgende Bauten vermutet: den Altar im Artemision von Magnesia, den Zeustempel auf der dortigen Agora sowie den Tempel des Apollon Smintheus in Chryse. An architektonischen Neuerungen innerhalb der kleinasiatischen Baukunst werden ihm die Einführung der attisch-ionischen Basis und des attisch-ionischen Frieses zugesprochen.

Literatur

  • Orhan Bingöl: Zu Säule und Gebälk bei Hermogenes. In: Ernst-Ludwig Schwandner (Hrsg.): Säule und Gebälk. Zu Struktur und Wandlungsprozeß griechisch-römischer Architektur. Bauforschungskolloquium in Berlin vom 16.–18. Juni 1994. Diskussionen zur Archäologischen Bauforschung. Bd. 6, 1996, S. 148–152. ISBN 978-3-8053-1770-2.
  • Wolfram Hoepfner, Ernst-Ludwig Schwandner (Hrsg.): Hermogenes und die hochhellenistische Architektur. Internationales Kolloquium in Berlin vom 28. bis 29. Juli 1988 im Rahmen des XIII. Internationalen Kongresses für Klassische Archäologie. Mainz 1990, ISBN 3-8053-1122-2.
  • Ernst Fabricius: Hermogenes 29. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band VIII,1, Stuttgart 1912, Sp. 879–881.
  • Pierre Gros: Le dossier Vitruvien d´Hermogènes. In: Mélanges de l'École française de Rome. Bd. 90, Paris 1978, S. 687–697.

Einzelnachweise

  1. Martin Kreeb: Hermogenes – Quellen- und Datierungsprobleme. In: Wolfram HoepfnerErnst-Ludwig Schwandner (Hrsg.): Hermogenes und die hochhellenistische Architektur. Internationales Kolloquium in Berlin vom 28. bis 29. Juli 1988 im Rahmen des XIII. Internationalen Kongresses für Klassische Archäologie. Mainz 1990, ISBN 3-8053-1122-2
  2. IvPriene 207. F. Frhr. Hiller von Gaertringen: Inschriften von Priene. Berlin 1906, S. 143 f.
  3. Zusammenfassung der Diskussion bei Frank Rumscheid: Untersuchungen zur kleinasiatischen Bauornamentik Bd. 1. 1994, S. 25 ff.
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