Hermann von Wätjen

Hermann Nikolaus von Wätjen, bis 1888 Hermann Nikolaus (Nicolaus) Wätjen (* 1. Januar 1851 in Bremen; † 3. September 1911 in Altenrode bei Gielde, Landkreis Goslar, Provinz Hannover), war ein deutscher Verwaltungsbeamter, Politiker und Rittergutsbesitzer.

Hermann von Wätjen, um 1904

Leben

Gruppenfoto der Familie Wätjen mit Vater Christian Heinrich Wätjen (sitzend mit weißem Hut auf dem Schoß in der Bildmitte), Hermann Wätjen (Erster von rechts stehend), davor seine Frau Clara Antonia, geborene Vautier (sitzend), 1885

Hermann Wätjen wuchs unter neun Geschwistern als fünfter Sohn des Bremer Reeders Christian Heinrich Wätjen und dessen Ehefrau Dorothee Catherine Louise, geborene Delius (1818–1859), in Bremen auf. Er wurde evangelisch getauft. Sein Vater übernahm 1858 von dessen Vater, dem Bremer Senator Diedrich Heinrich Wätjen, die Reederei D. H. Wätjen und Co. und begann damit, den Familiensitz in Blumenthal, das Landhaus Wätjen, schlossartig auszubauen. 1871 kaufte sein Vater das 205 Hektar große Rittergut Altenrode, das er ebenfalls im Stile der Zeit herrschaftlich ausbauen ließ. Zu Hermanns frühem Freundeskreis zählte der Dichter Heinrich Bulthaupt.[1]

Hermann Wätjen beschritt nach Schulausbildung und Studium eine staatliche Beamtenlaufbahn. Im Jahr 1880 trat er unter Beförderung zum Regierungs-Assessor in das Kollegium der Königlichen Regierung in Düsseldorf ein.[2] 1886 stieg er dort zum Regierungsrat auf.[3]

Ehefrau Clara Antonia von Wätjen, geborene Vautier, gemalt von Friedrich August von Kaulbach, 1880er Jahre
Wätjens Stadthaus Goltsteinstraße 15/16

Am 11./[4] 12. August 1880 heiratete er in Düsseldorf Clara Antonia (1862–1944), die einzige Tochter des Düsseldorfer Genremalers Benjamin Vautier. Über seine Ehefrau wurde er Schwager der Maler Karl und Otto Vautier sowie des Kaufmanns Paul Louis Vautier. Das Paar, das sich 1899 von dem Architekten Max Wöhler in der Düsseldorfer Goltsteinstraße 15/16 ein großbürgerliches Stadthaus erbauen ließ, bekam zwei Töchter und zwei Söhne. Der 1881 geborene Sohn Otto wurde Maler und war als solcher in Paris und Düsseldorf tätig. 1914 heiratete er die Malerin Marie Laurencin. Die 1884 geborene Tochter Elisabeth Luise (Lilli) heiratete 1905 den Kunsthistoriker Paul Clemen. Gerda Agnes, die 1886 das Licht der Welt erblickte, wurde Sängerin. Sie war ab 1909 in erster Ehe mit dem Schweizer Bildhauer Hermann Haller vermählt. 1916 heiratete sie in New York den Komponisten Carl Friedberg. Der 1905 geborene jüngste Sohn Hans Hermann verstarb 1922.

1892 beendete Wätjen seine aktive Beamtenlaufbahn, um sich als Stadtverordneter und Mitglied der liberalen Fraktion verstärkt um kommunalpolitische Angelegenheiten kümmern zu können. Ferner ließ er sich 1894, 1900 und 1906 als Düsseldorfer Vertreter in den Provinziallandtag der Rheinprovinz wählen.[5][6][7][8][9] Außerdem engagierte er sich als Vorsitzender des Verwaltungsrats des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen, als Mitglied des künstlerischen Beirats der Zeitschrift Die Rheinlande,[10] in einem Gremium zur Vorbereitung der Industrie- und Gewerbeausstellung Düsseldorf 1902[11] und im Vorstand der Internationalen Kunstausstellung Düsseldorf 1904.[12]

Ferner fungierte er als Vorsitzender des „Vereins für Arbeitsnachweis, sowie Beschäftigung und Verpflegung von Arbeitssuchenden in Düsseldorf“, dessen Anliegen es war, Wanderarbeitern eine Wanderarbeitsstätte mit Herberge und Arbeitsnachweis anzubieten. Peter Klausener, Landesrat in der Verwaltung der Rheinprovinz, war in diesem Verein sein Stellvertreter.[13] Als Vorsitzender des Kuratoriums der Arbeiterkolonie Lühlerheim, eines Sozialprojekts des „Rheinischen Vereins wider die Vagabundennoth“, führte Wätjen Kollekten unter evangelischen Einwohnern der Rheinprovinz durch.[14] Diese Sozialeinrichtung wurde auch durch eine Stiftung mit seinem Namen gefördert. Der Städtischen Gemäldesammlung schenkte er 1887 ein Bild des Düsseldorfer Malers Andreas Achenbach, das den Titel „Todtenfeier des sel. Kaplan Hardung in der Lambertuskirche zu Düsseldorf“ trug.[15]

Mit Datum vom 5. Mai 1888 wurden Hermann Wätjen und sein jüngster Bruder Johannes Karl (1859–1928) anlässlich der Thronbesteigung Friedrichs III. in den preußischen Adelsstand erhoben.[16] 1892 verlieh ihm Wilhelm II. den Roten Adlerorden 4. Klasse,[17] 1903 den Königlichen Kronen-Orden 3. Klasse[18] und 1905 den Charakter eines Geheimen Regierungsrats.[19]

Hermann von Wätjen starb im Alter von 60 Jahren an einem Schlaganfall auf seinem Rittergut Altenrode.[20]

Literatur

  • Willy Wätjen: Stammtafel und Geschichte der Familie Wätjen. Bremen 1932, S. 25a, 38.

Einzelnachweise

  1. Bulthaupt, Heinrich. In: Bernd-Ulrich Hergemöller, Nicolai Clarus (Hrsg.): Mann für Mann. Biographisches Lexikon zur Geschichte von Freundesliebe und mannmännlicher Sexualität im deutschen Sprachraum. LIT Verlag, Münster 2010, ISBN 978-3-643-10693-3, Teil 1, S. 222 (Google Books)
  2. Personal-Chronik. In: Amtsblatt für den Regierungsbezirk Düsseldorf. Jahrgang 1880, S. 37 f. (Digitalisat)
  3. Personal-Chronik. In: Amtsblatt für den Regierungsbezirk Düsseldorf. Jahrgang 1886, S. 350 (Digitalisat)
  4. „Civilstand der Öberbürgermeisterei Düsseldorf. … Heiraten … Den 11. … Regierungs-Assessor Herm. Wätjen u. Klara Vautier, b. v. h.“ In: Düsseldorfer Volksblatt, Ausgabe Nr. 218 vom 16. August 1880 (Digitalisat)
  5. Amtsblatt der Preußischen Regierung zu Coblenz für das Jahr 1894. Beiblatt zur Ausgabe vom 17. Mai 1894, S. III (Google Books)
  6. Amtsblatt für den Regierungsbezirk Düsseldorf. Jahrgang 1900, S. 273 (Digitalisat)
  7. Sitzung der Stadtverordneten-Versammlung vom 10. April 1900. In: Düsseldorfer Volksblatt, Ausgabe Nr. 100 vom 11. April 1900 (Digitalisat)
  8. Adreßbuch 1906 für die Stadtgemeinde Düsseldorf und die Landbürgermeistereien Benrath, Eller, Gerresheim, Heerdt, Kaiserswerth, Ludenberg und Rath. Düsseldorfer Verlags-Anstalt, Düsseldorf 1906, S. XXII (Digitalisat)
  9. Amtsblatt für den Regierungsbezirk Düsseldorf. Jahrgang 1906, S. 364 (Digitalisat)
  10. Sabine Brenner: Zum Profil der Kulturzeitschrift Die Rheinlande 1900–1922. In: Bernd Kortländer, Gunter E. Grimm, Joseph A. Kruse (Hrsg.): „Rheinisch“. Zum Selbstverständnis einer Region (= Heinrich-Heine-Institut Düsseldorf, Archiv – Bibliothek – Museum, Band 9). Verlag J. B. Metzler, Stuttgart und Weimar 2001, ISBN 978-3-476-01843-4, S. 186 (Google Books)
  11. Bürger-Zeitung für Düsseldorf und Umgebung, Ausgabe Nr. 30 vom 30. Januar 1901 (Digitalisat)
  12. Internationale Kunstausstellung, Kunsthistorische Ausstellung, Große Gartenbau-Ausstellung Düsseldorf 1904. Katalog, Bagel, Düsseldorf 1905, S. 52
  13. Beate Althammer: ‚Wider die Vagabundennoth‘: Protestanten, Katholiken und der Aufbau der deutschen Wandererfürsorge im späten 19. Jahrhundert. In: Michaela Mauer, Bernhard Schneider (Hrsg.): Konfessionen in den west- und mitteleuropäischen Sozialsystemen im langen 19. Jahrhundert. Ein „edler Wettkampf der Barmherzigkeit?“ (= Religion – Kultur – Gesellschaft. Studien zur Kultur- und Sozialgeschichte des Christentums in Neuzeit und Moderne, Band 1). LIT Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-643-12003-8, S. 180 (Google Books)
  14. Amtsblatt für den Regierungsbezirk Düsseldorf. Jahrgang 1907, S. 231 (Digitalisat)
  15. Bericht über den Stand und die Verwaltung der Gemeinde-Angelegenheiten für den Zeitraum 1. April 1887 bis 31. März 1888. Düsseldorf 1888, S. 79 (Digitalisat)
  16. Handbuch des Preußischen Adels. Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1892, Band 1, S. 596 (Google Books)
  17. Personal-Chronik. In: Amtsblatt für den Regierungsbezirk Düsseldorf. Jahrgang 1892, S. 377 (Digitalisat)
  18. Personal-Nachrichten. In: Amtsblatt für den Regierungsbezirk Düsseldorf. Jahrgang 1903, S. 12 (Digitalisat)
  19. Amtsblatt für den Regierungsbezirk Düsseldorf. Jahrgang 1905, S. 441 (Digitalisat)
  20. Geh. Regierungsrat v. Wätgen †. Nekrolog in: Rhein und Düssel. Ausgabe Nr. 37 vom 9. September 1911 (Digitalisat)
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