Hermann Kuhn (Politiker)

Hermann Kuhn (* 14. März 1945 in Taucha) ist ein bremischer Politiker (Bündnis 90/Die Grünen) und war Abgeordneter der Bremischen Bürgerschaft.

Hermann Kuhn (2014)

Biografie

Ausbildung und Beruf

Nach dem Abitur an der Kieler Gelehrtenschule und einem Studium legte Kuhn das Staatsexamen für Lehramt an Grund- und Hauptschulen ab. Das Referendariat absolvierte er in Bremen, wurde aber dort nicht in den Schuldienst eingestellt.[1] Danach war er von 1974 bis 1977 Lehrer an der Hauptschule in Brinkum. Wegen seiner Funktionärstätigkeit für den Kommunistischen Bund Westdeutschland (KBW) und einer Kandidatur auf dessen Liste zu den Wahlen zur Bremischen Bürgerschaft 1975[2] erhielt er Berufsverbot.[3] Für die Kommunistische Volkszeitung (KVZ) verfasste er viele Artikel, hauptsächlich über Osteuropa. Von 1978 bis 1981 war er Redakteur der KVZ in Berlin mit einem Schwerpunkt auf Themen zu Osteuropa. Ab 1980 arbeitete er als Korrektor und Schriftsetzer bei der Bremer Tageszeitungen AG. Seit 1984 war er dort Mitglied des Betriebsrates. 1989 promovierte er an der Universität Bremen mit der Arbeit Der Bruch. Autobiographische Schriften von Exkommunisten im geteilten Deutschland. Seit dem Eintritt ins Rentenalter widmet er sich wieder stärker der politischen Arbeit.

Politik

Kuhn war von 1973 bis 1981 Mitglied des Kommunistischen Bundes Westdeutschland. Anfang der 1980er Jahre unterstützte er – auch persönlich – aktiv die Arbeiterbewegung Solidarność in Polen. Seit dem 19. Oktober 1991 bis 2003 war er für Bündnis 90/Die Grünen Mitglied der Bremischen Bürgerschaft. Ab 1995 war er einer der Vizepräsidenten des Parlaments. Nach einer Auszeit in der 16. Legislaturperiode war er erneut von 2007 bis 2015 Abgeordneter der Bremischen Bürgerschaft. Er war vertreten im Ausschuss für Integration, Bundes- und Europaangelegenheiten, internationale Kontakte und Entwicklungszusammenarbeit, Betriebsausschuss „Performa Nord“, Haushalts- und Finanzausschuss (Land und Stadt), Rechnungsprüfungsausschuss (Land und Stadt), Rechtsausschuss, Wahlprüfungsgericht und den nichtständigen Ausschüssen „Ausweitung des Wahlrechts“ und zur Änderung der Landesverfassung.

Am 12. November 2011 wurden er und die Politikwissenschaftlerin Henrike Müller als Nachfolger von Susan Ella-Mittrenga in das Amt der beiden Vorstandssprecher des Landesverbandes von Bündnis 90/Die Grünen in Bremen gewählt. Auf der Landesmitgliederversammlung erhielt er 119 von 147 gültigen Stimmen. 2013 verzichtete Kuhn auf eine erneute Kandidatur. Nach dem Rücktritt Ralph Saxes wurde er im September 2018 erneut zum Landesvorstandssprecher gewählt. 2019 wurde sein Nachfolger Florian Pfeffer.

Kuhn ist außerdem Vorsitzender des Landesverbandes Bremen der Europa-Union Deutschland und Schatzmeister der Deutsch-Israelischen Gesellschaft.

Veröffentlichungen

  • mit Gerd Koenen & Krisztina Koenen: „Freiheit, Unabhängigkeit und Brot“. Zur Geschichte und den Kampfzielen der Arbeiterbewegung in Polen. Sendler, Frankfurt 1981
  • Bruch mit dem Kommunismus. Über autobiographische Schriften von Ex-Kommunisten im geteilten Deutschland. Westfälisches Dampfboot, Münster 1990, ISBN 3-924550-45-X (zugl. Diss. phil.)
  • mit Klaus Wedemeier, Miryam Shomrat, Raul Hilberg, Arnold Mostowicz & Elvira Noa: Gedenken an den Warschauer Ghetto-Aufstand 1943–1993. Temmen, Bremen 1993, ISBN 3-86108-218-7
  • (Hrsg.): Stutthof. Ein Konzentrationslager vor den Toren Danzigs. Temmen, Bremen 1995, ISBN 3-86108-267-5

Literatur

  • Wolfgang Tersteegen: In den Händen des Staates wird die Schule immer verrotten. Lehrer im Dienst des KBW. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). Nr. 168 vom 23. Juli 1977, S. 3.
  • dpa: Zwei Lehrkräfte nach KBW-Aktivitäten entlassen. In: FAZ. 6. August 1977.
  • Handbuch der Bremischen Bürgerschaft: 13. Wahlperiode 1991/95,1. Lieferung, S. 43; 14. WP 1995/99, 2.Lfg., S. 42a; 15. WP 1999/2003, 1.Lfg., S. 45.
Commons: Hermann Kuhn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. M.K., Bremen (Karin Maier): Wer CDU wählt, rückt noch lange nicht nach rechts. In: Kommunistische Volkszeitung. Nr. 23 vom 7. November 1974, S. 8.
  2. Hermann Kuhn kandidierte auf Platz 4 der KBW-Liste (Amtsblatt der Freien Hansestadt Bremen. Nr. 69 vom 16. September 1975, S. 648).
  3. taz: Parlament lehnt Wiederbelebung des Radikalenerlasses ab (Bremen Lokal). 19. Februar 1993, S. 22: „Kuhn erzählte, wie er selbst zweimal Opfer des Erlasses geworden ist. 1974 sei ihm die Einstellung als Lehrer verweigert worden: Kuhn hatte gegen den Radikalenerlass demonstriert und eine Sitzung der Bildungsdeputation gestört, bei einer KBW-Demo eine rote Fahne getragen und die Kommunistische Volkszeitung verkauft. Auch in Niedersachsen sei er deshalb später aus dem Schuldienst geflogen.“
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