Hermann Kopp (Chemiker)

Hermann Franz Moritz Kopp (* 30. Oktober 1817 in Hanau; † 20. Februar 1892 in Heidelberg) war deutscher Chemiker und gilt als einer der ersten Historiker der Chemie.

Hermann Kopp, vor 1889

Leben

Hermann Kopp wurde als Sohn des Leibarztes des hessischen Großherzogs, Johann Heinrich Kopp geboren. Ein Onkel von ihm war der spätere hessische Minister Karl Wilhelm von Kopp.

Kopp besuchte das Gymnasium seiner Geburtsstadt und hatte durch seinen Vater, der sich gelegentlich mit experimenteller Chemie und Mineralogie beschäftigte, wohl schon früh Berührungen mit Naturwissenschaften.[1] Mit 18 Jahren ging er nach Heidelberg, wo er unter Gmelin Chemie und unter Munke Physik studierte. Danach wechselte er nach Marburg und wurde dort 1838 mit einer Dissertation über De oxydorum densitatis calculo reperiendae modo promoviert. 1839 trat er in Liebigs Laboratorium in Gießen ein und habilitierte sich dort 1841. Nach zweijähriger Tätigkeit als Privatdozent wurde er dort 1843 zum Professor für Physik und Chemie ernannt. 1864 folgte er einem Ruf an die Universität Heidelberg, wo er sich besonders in der Erforschung der Beziehungen zwischen den physikalischen Eigenschaften und der Zusammensetzung chemischer Verbindungen sowie in der Geschichte der Chemie auszeichnete. Er blieb trotz mehrerer Rufe aus Berlin und Leipzig bis zu seinem Tod 1892 in Heidelberg. Am 10. Dezember 1861 (Matrikel-Nr. 1962) wurde er mit dem Beinamen Doebereiner zum Mitglied der Leopoldina gewählt.[2] Ab 1855 war er Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften,[3] ab 1867 Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften und ab 1888 auswärtiges Mitglied der Royal Society.[4]

Schaffen

Unter Liebigs Leitung studierte er in Gießen die Zersetzung von Thiolen durch Salpetersäure, was seine einzige rein chemische Publikation bleiben sollte.[5]

Die Entwickelung der Chemie in der neueren Zeit, München 1871–1873

Als sein Hauptwerk gilt die Geschichte der Chemie, zu der er später als Nachtrag die Beiträge zur Geschichte der Chemie veröffentlichte. Die Geschichte der Chemie erschien in vier Bänden in den Jahren 1843–1847. Kopp publizierte den ersten Band bereits zwei Jahre nach seiner Habilitation im Alter von 26 Jahren. Der immense Arbeitsaufwand, welcher zur Sichtung und Zusammenstellung der Quellen notwendig war, lässt darauf schließen, dass Kopp seine Arbeit bereits zu seiner Studentenzeit aufgenommen hatte.[6] Mit Liebig gab er ab 1847 und mit Heinrich Will 1857 bis 1862 den Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie, Physik, Mineralogie und Geologie heraus und edierte mit Liebig und Friedrich Wöhler die Annalen der Chemie und Pharmacie 1851 (Band 77) bis zu seinem Tod 1892.

1880 wurde er für ein Jahr zum Vorstand der Deutschen Chemischen Gesellschaft zu Berlin gewählt.

Außerdem veröffentlichte er zahlreiche Arbeiten über theoretische Chemie und leistete in vielen Bereichen der damals noch jungen physikalischen Chemie Grundlagenforschung. Viele seiner Arbeiten beschäftigten sich mit dem spezifischen Volumen, einem Thema, zu welchem Kopp bereits im Alter von 22 Jahren publizierte. Ein weiteres Forschungsgebiet war der Zusammenhang zwischen Siedepunkten und der Zusammensetzung (meist organischer) Verbindungen; so besagt z. B. die nach ihm benannte Kopp-Siedepunktsregel, dass der Siedepunkt von unverzweigten Alkanen mit jeder eingebauten Methylengruppe um ca. 18 °C steigt.

Darüber hinaus beschäftigte er sich mit Zusammenhängen zwischen Molekülmassen, relativen Dichten und spezifischen Wärmekapazitäten sowie der Relation zwischen kristalliner Form und chemischer Beschaffenheit zum spezifischen Volumen chemischer Verbindungen. Kopp publizierte auch auf diesem Gebiet, so z. B. mit Heinrich Buff das Lehrbuch der physikalischen und theoretischen Chemie im Jahr 1857.

Schriften

Literatur

  • Georg Bredig: Kopp, Hermann. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 55, Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 820–826.
  • August Wilhelm von Hofmann: Sitzung vom 22. Februar 1892, in: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 25 (1892), 1, S. 505–523.
  • Dietrich Georg von Kieser (Hrsg.): Leopoldina. Amtliches Organ der Kaiserlichen Leopoldino-Carolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher. 3. Heft. Friedrich Frommann, Jena 1861, S. 2 (biodiversitylibrary.org).
  • Karl Siebert: Hanauer Biographien aus drei Jahrhunderten. Hanauer Geschichtsverein 1844 e.V., Hanau 1919 (= Hanauer Geschichtsblätter NF 3/4), S. 109–111.
  • Max Speter: „Vater Kopp“. Bio-, Biblio- und Psychographisches von und uber Hermann Kopp (1817–1892). In: Osiris 5 (1938), S. 392–460.
  • Willi Ule: Geschichte der Kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher während der Jahre 1852–1887. Mit einem Rückblick auf die frühere Zeit ihres Bestehens. In Commission bei Wilh. Engelmann in Leipzig, Halle 1889, Nachträge und Ergänzungen zur Geschichte Neigebaur’s, S. 194 (archive.org).
  • Heinz Walter: Kopp, Hermann. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, ISBN 3-428-00193-1, S. 567 f. (Digitalisat).
  • Jost Weyer: Neue Konzeptionen der Chemiegeschichtsschreibung im 19. Jahrhundert: Trommsdorff, Hoefer und Kopp. In: Rete, Band 1, Heft 1, 1971, S. 33–50 und 44–50.
Commons: Hermann Kopp – Sammlung von Bildern
Wikisource: Hermann Kopp – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Veröffentlichte Artikel Johann Kopps in Karl Cäsar von Leonhards Taschenbuch für die gesammte Mineralogie, 1807–1829.
  2. Mitgliedseintrag von Hermann Franz Moritz Kopp bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 25. November 2015.
  3. Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 137.
  4. Eintrag zu Kopp, Hermann (1817–1892) im Archiv der Royal Society, London
  5. Kopp Memorial Lecture von T. E. Thrope in Journal of the Chemical Society, Transactions, 63 775–815, 1893.
  6. Hermann Kopp, Historiker der Chemie von Ruska in Journal of Chemical Education, S. 4, 14(1) 3, 1937 übersetzt durch Ralph E. Oesper.
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