Hermann Gradl d.Ä.

Hermann Gradl d. Ä. (* 21. Mai 1869 in Dillingen an der Donau; † 17. April 1934 in Landsberg am Lech) war ein deutscher Kunstmaler, Radierer, Bildhauer und Kunstgewerbler des Jugendstils.[1]

Leben und Wirken

Hermann Joseph Gradl wurde am 21. Mai 1869 als eines von neun Kindern in Dillingen geboren.[2] Er ist der Onkel des gleichnamigen Hermann Gradl d. J. Seine Eltern waren Anna geb. Kerle und Josef Gradl, ein Kaufman[3] und Geschworener beim Landgericht Augsburg.[4] Hermann Gradl besuchte das Dillinger Humanistische Gymnasium.[5] 1895 absolvierte er das Studium an der Münchner Kunstgewerbeschule.[6] Zunächst war er als Landschaftsmaler tätig und arbeitete nebenbei als Entwurfszeichner für die Zinngießerei L. Lichtinger in München, die Metallwarenfabrik Gerhardi & Cie. in Lüdenscheid, die Kunstgewerbliche Metallwerkstätte W. Scherf & Co., die Metallwarenfabrik für Kleinkunst in Nürnberg.[6]

Ab 1897 Entwurf von Edelzinnobjekten für die Metallwarenfabrik 'Rheinische Broncegießerei Ferdinand Hubert Schmitz, Cöln-Ehrenfeld',[7] die sich ab 1900 'Orivit AG Metallwarenfabrik' nannte. 1898 und 1899 wurden Gradls Werke im Münchner Glaspalast ausgestellt.[8] Gradl war für die Porzellanmanufaktur Nymphenburg von 1899 bis 1905 tätig. 1899 entwarf er das Porzellan-Fischservice 'Belle Epoque' (Modellnr. 688 mit dem Dekor 624).[9] 1900 wurden das Fischservice für Nymphenburg, einige Steinzeugarbeiten und ein Tafelservice für 'Villeroy & Boch' auf der Pariser Weltausstellung erstmalig präsentiert[8] und als eines der gelungensten Beispiele des floralen Jugendstils mit dem 'Grand Prix' prämiert.[9] In dieser Zeit fertigte er auch erste Entwürfe für Villeroy & Boch Mettlach sowie mehrere Steinzeugarbeiten, wie Wandteller, Kannen, Krüge, Vasen, Streichholzhalter, Punch-Bowlen und Jardinieren und ein Wandbrunnen.[8]

Werk und Wirkung

Nur wenige der Steinzeugarbeiten von Villeroy & Boch wurden von Hermann Gradl signiert. Zu seinen typischen stilisierenden Elementen gehören Blumenmotive, in denen Blumen zu Dolden und Büscheln zusammengefasst sind.[8] Gradls vom französischen Art Nouveau beeinflusste Formauffassung und Verbindung naturalistischer mit graphisch-linearen Stilelemente wird eingeordnet als maßgeblich prägend für die Jugendstilproduktion der mit ihm zusammenarbeitenden Unternehmen.[8][7]

Literatur

  • A. Denhardt, Das Metallwarendesign der Württembergischen Metallwarenfabrik (WMF) zwischen 1900 und 1930: Historismus, Jugendstil, Art Deco, Münster, 1993.
  • R. Niggl, Hermann Gradl der Ältere, Max Joseph Gradl, Hermann Gradl der Jüngere, in: Sonderheft der Antiquitäten-Zeitung, Nr. 16, 1984.
  • R. Niggl, Hermann Gradl d. Ä., in: K. Bloom Hiesinger (Hg.) Meister des Münchner Jugendstils, München 1988, S. 64ff.

Einzelnachweise

  1. Gradl, Hermann d. Ä., Deutsche Biographie, abgerufen am 20. November 2023
  2. Taufen, auf data.matricula-online.eu
  3. Tag- und Anzeigblatt für Stadt und Land: 1874,7/12, auf books.google.de
  4. Neue Augsburger Zeitung: 1873,1/6, auf books.google.de
  5. Jahresbericht: 1882/83, auf books.google.de
  6. Das Metallwarendesign der Württembergischen Metallwarenfabrik (WMF) zwischen 1900 und 1930, auf books.google.de
  7. Hermann Gradl d. Ä. (1869-1934), auf nat.museum-digital.de
  8. Hermann Gradl der Ältere (1869-1934), auf mettlachbuch.de
  9. Hermann Gradl, auf nymphenburg.com
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