Hermann Blohm

Adolph Hermann Blohm (* 23. Juni 1848 in Lübeck; † 12. März 1930 in Hamburg) war ein deutscher Ingenieur und Mitbegründer der Schiffswerft Blohm & Voss.

Werdegang

Hermann Blohm wurde als jüngster Sohn des in der Karibik und in Venezuela zu Reichtum gekommenen Kaufmanns Georg Blohm in Lübeck geboren. Der Lübecker Bürgermeister Georg Blohm war sein Urgroßvater. Schon früh stellte sich bei ihm der Wunsch ein, eiserne Dampfschiffe nach englischem Vorbild zu bauen.

Seine berufliche Laufbahn begann er als Lehrling bei der Firma Kollmann und Scheteling Maschinenfabrik (Lübecker Maschinenbau Gesellschaft). Nach der Ausbildung ging er zur Werft C. Waltjen & Co. in Bremen, um seine technischen und praktischen Kenntnisse zu vertiefen. Ein Studium an der Polytechnischen Schule Hannover, der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich und am Königlich-Preußischen Gewerbeinstitut schloss er 1872 mit dem Examen ab.

Grabplatte Familiengrab auf dem Friedhof Ohlsdorf

Nach dieser Zeit arbeitete Hermann Blohm kurze Zeit (1872 bis 1873) auf der Werft Tischbein in Rostock und auf der Reiherstiegwerft in Hamburg als Ingenieur. Im Jahre 1873 ging er nach England um in verschiedenen Ingenieurbüros und Werften sein Wissen als Schiffbauingenieur zu vervollständigen. Hermann Blohm kehrte 1876 nach Lübeck zurück in der Absicht, eine Werft für eiserne Dampfer an der Trave zu gründen. Seiner Ansicht nach gehörten Maschinen- und Schiffbau zusammen. Daher strebte er eine Zusammenarbeit mit seiner alten Lehrfirma Lübecker Maschinenbau Gesellschaft (LMG) an. Doch eine Einigung mit den Hauptaktionären der LMG kam nicht zustande, weil deren finanzielle Vorstellungen überzogen schienen.[1] Auch die Lübecker Behörden waren wenig entgegenkommend. Aus diesem Grunde ging Hermann Blohm nach Hamburg, wo er kurze Zeit später Ernst Voss kennenlernte.

Mit ihm zusammen gründete er 1877, mit Hilfe eines Darlehens seines in der Sache skeptischen Vaters Georg Blohm über mehr als 500.000 Goldmark, das spätere Weltunternehmen Blohm + Voss, welches erst Schiffe und dann auch Flugzeuge, speziell Flugboote baute, die ihrer Zeit weit voraus waren. Erster Hamburger Auftrag war die für F. Laeisz gebaute Bark Parsifal, ein 1882 abgelieferter Flying P-Liner.

Blohm nahm am 29. Dezember 1884 an der Konferenz in Streit’s Hotel in Hamburg teil. Die dort anwesenden Vertreter von acht deutschen Werften gründeten den „Verein deutscher Schiffswerften e. V.“ (heute VSM) und gingen in die deutsche Schiffbaugeschichte ein. 12 Firmen und Gesellschaften unterzeichneten eine Petition betreffend den Bau von Schiffen und Schiffsdampfmaschinen auf heimischen Werften mit Bezug auf die Vorlage behufs Subventionen von Überseeischen Dampferlinien, die dem Reichstag zuging.[2] Es waren zivile Schiffe und Flugzeuge, aber auch gerade militärische im Zuge der Wiederaufrüstung nach dem Ersten Weltkrieg.

Hermann Blohm war zugleich als führender Vertreter diverser Arbeitgeber- und Industrieverbände ein unerbittlicher Gegner der Arbeiterbewegung. Im Hamburger Hafenarbeiterstreik von 1896/97 übernahm Hermann Blohm auf der Arbeitgeberseite die Führung und erklärte die Auseinandersetzung zur grundsätzlichen Machtfrage. Die Gewerkschaften dürften niemals als Verhandlungspartner anerkannt werden.[3]

1917 riefen Hermann Blohm und sein Sohn Rudolf Blohm zusammen mit anderen Vertretern der Hamburger Führungsschicht zur Gründung eines Hamburger Landesvereins der Deutschen Vaterlandspartei auf.

Hermann Blohm war Mitglied des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI).[4] Dieser verlieh ihm 1907 die Grashof-Denkmünze.[5]

Hermann Blohm wurde auf der Grabstätte seiner Familie auf dem Ohlsdorfer Friedhof im Planquadrat Q 25 beigesetzt. Er war seit 1880 mit Carl Wilhelm Ludwig Westphals Tochter Emmi Alwine (1858–1928) verheiratet gewesen.

Einzelnachweise

  1. Dies gelang erst Henry Koch zum 1. Dezember 1882 mit der Eröffnung seiner Werft für Eisenschiffe.
  2. Local- und vermischte Notizen. In: „Lübeckische Blätter“, 27. Jahrgang, Nr. 3, (11. Januar 1885), S. 20.
  3. Sven Kummereincke: Elf Wochen Streik im Hafen – der härteste Arbeitskampf Hamburgs, „Hamburger Abendblatt“, 20./21. November 2021.
  4. Verein Deutscher Ingenieure. Mitgliederverzeichnis 1899, Berlin 1899, S. 96.
  5. Erich Kothe: Vom Werden und Wirken des VDI. In: „VDI-Zeitschrift“ 98, 14 (11. Mai 1956), S. 664.

Literatur

  • Erich Gercken: Die Lübecker Familie Blohm. In: Der Wagen 1964, S. 123–131.
  • Sibylle Küttner: Blohm, Hermann. In: Franklin Kopitzsch, Dirk Brietzke (Hrsg.): Hamburgische Biografie. Band 3. Wallstein, Göttingen 2006, ISBN 3-8353-0081-4, S. 45–47.
  • Christian Ostersehlte: Blohm, Hermann. In: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck, Bd. 11, Neumünster 2000, S. 40–43, ISBN 3-529-02640-2, korrigierte ISBN 3-529-02640-9.
  • Hans Joachim Schröder: Hermann Blohm. Gründer der Werft Blohm & Voss, Hamburg 2011, ISBN 978-3-937816-85-2 (Mäzene für Wissenschaft, 10) (Volltext)
  • Friedrich-Christian Stahl: Blohm, Adolph Hermann. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 312 f. (Digitalisat).
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