Herbert Linge

Herbert Linge (* 11. Juni 1928 in Weissach; † 5. Januar 2024) war ein deutscher Rennfahrer der Nachkriegszeit; er fuhr Porsche-Sportwagen.

Herbert Linge (links) als Beifahrer von Hans Herrmann im Porsche 550 Spyder bei der Mille Miglia 1954
Handsignierte Aufnahme von Herbert Linge im Porsche 904 beim 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring (1964)

Leben

Linge war einer der ersten Lehrlinge bei Porsche im Jahr 1943.[1] Später war er maßgeblich am Aufbau des Porsche-Kundendienstnetzes im Ausland und besonders in den USA beteiligt.

1952 bis 1954 arbeitete er als Rennmechaniker für das Porsche-Werksteam. In dieser Funktion wurde er bei dem berühmten Straßenrennen Carrera Panamericana als bester Mechaniker ausgezeichnet.

Den Durchbruch als Rennfahrer schaffte er 1954. Als Beifahrer von Hans Herrmann bei der Mille Miglia auf einem Spyder 550 erzielte er den ersten Klassensieg. Weitere Siege in Frankreich und zusammen mit Helmut Polensky bei der Rallye Lüttich-Rom-Lüttich folgten. Parallel dazu arbeitete er weiterhin als Mechaniker bei Porsche im Versuch. Linge war nie festangestellter Rennfahrer, wurde aber wegen seines hervorragenden Fahrkönnens oft engagiert. Gelegentlich startete er auch für andere Hersteller, wie z. B. Abarth.

Er war an der Entwicklung der ersten Formel-2- und Formel-1-Fahrzeuge von Porsche beteiligt, dennoch fuhr er nur Sportwagenrennen, unter anderem in Le Mans beim 24-Stunden-Rennen. Seine Rennfahrerkarriere beendete er 1969 bei diesem Rennen, nachdem sein Teamkollege John Woolfe in der ersten Runde tödlich verunglückt war.

1970 stieg er noch einmal in den Rennwagen, um beim Hollywood-Film „Le Mans“ den Schauspieler Steve McQueen zu doublen. Seither arbeitete Linge in leitender Position im Versuchszentrum Weissach bis zu seiner Pensionierung 1993. Zeit seines Lebens setzte sich Linge für die Verbesserung der Sicherheitsvorkehrungen im Rennsport ein.

Der Porsche Cup sowie die ONS-Sicherheitsstaffel, bei der Sportwagen mit Feuerlöschgeräten ausgerüstet wurden, um Ärzte und Hilfe schneller an ein Unfallfahrzeug heranzuschaffen, basieren auf Ideen von Herbert Linge.[2] Dafür erhielt er am 15. Juni 1982 das Bundesverdienstkreuz am Bande.[3]

Bis zuletzt sah man Herbert Linge an der Rennstrecke bei Oldtimer-Rallyes. 2016, im Alter von 87 Jahren, wirkte Herbert Linge in einem Kurzfilm zum neuen Porsche 718 Cayman S mit, in dem er über seine Zeit bei Porsche und auf der Rennstrecke berichtete.[4]

Herbert Linge starb am 5. Januar 2024 im Alter von 95 Jahren.[5]

Statistik

Sportliche Erfolge

Datum Rennen Erfolg
2. Mai 1954Mille MigliaKlassensieger
18.–22. August 1954Lüttich-Rom-LüttichGesamtsieger
3.–12. September 1954Tour de FranceSportwagenklassensieger
November 1954Speedweek NassauVersch. Klassensiege
13. März 195512 Stunden von SebringSeriensportwagenklassensieger
12. Mai 1957Mille MigliaKlassensieger
22. März 195812 Stunden von SebringKlassensieger
8. Mai 1960Targa FlorioKlassensieger GT
24.–25. Juni 196024 Stunden von Le MansKlassensieger
4. September 1960500 km NürburgringKlassensieger
5.–6. November 1960Tour de KorsikaGesamtsieger
19. März 1961Pferdsfeld FlugplatzrennenKlassensieger GT 700
30. April 1961Targa FlorioKlassensieger
28. Mai 19611000 km NürburgringKlassensieger Sport
10.–11. Juni 196124 h von Le MansKlassensieger
8. Juli 1961GP SilverstoneKlassensieger
6. Mai 1962Targa FlorioKlassensieger
27. Mai 19621000 km NürburgringKlassensieger
5. August 1962Grand Prix von DeutschlandKlassensieger
19. August 1962Flugplatzrennen TrierKlassensieger
21. Oktober 19621000 km ParisKlassensieger 1600 GT
5. Mai 1963Targa FlorioKlassensieger
19. Mai 19631000 km NürburgringKlassensieger
15.–16. Juni 196324h von Le MansKlassensieger Prototypen 2000
23. Juni 1963Rundstreckenrennen HockenheimKlassensieger GT 2000
21. Juli 1963Norisringrennen NürnbergKlassensieger
28. Juli 1963Solitude RennenKlassensieger
4. August 1963GP von DeutschlandKlassensieger
8. September 1963Herbstpokal HockenheimKlassensieger
15. September 1963Flugplatzrennen AchumKlassensieger
13. Oktober 1963Flugplatzrennen TrierKlassensieger GT 2500
26. Februar 1964Daytona 2000 kmKlassensieger
6. Juni 19646 Stunden Brands HatchKlassensieger 3000 cm³
5. Juli 1964NorisringrennenKlassensieger GT 2500
11.–20. September 1964Tour de FranceKlassensieger
27. März 196512 Stunden von SebringKlassensieger
19.–20. Juni 196524 h von Le MansKlassensieger
6. Januar 196624 h von DaytonaKlassensieger
10.–11. Juni 196724 h von Le MansKlassensieger
15. Oktober 19671000 km ParisKlassensieger
20.–25. August 1967Marathon de la Route (Nürburgring)Gesamtsieger

Im Jahre 1963 gewann Herbert Linge den deutschen GT-Meistertitel. Viele zweite und dritte Plätze sind hier nicht erwähnt.

Le-Mans-Ergebnisse

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1958 NiederlandeNiederlande Baron Carel Godin de Beaufort Porsche 550A RS NiederlandeNiederlande Carel Godin de Beaufort Rang 5
1960 Deutschland Porsche KG Porsche 356B Abarth GTL Schweiz Heini Walter Rang 10 und Klassensieg
1961 Deutschland Porsche System Engineering Porsche 356B Abarth GTL NiederlandeNiederlande Ben Pon Rang 10 und Klassensieg
1963 Deutschland Porsche System Engineering Porsche 718/8 WRS Spyder Deutschland Edgar Barth Rang 8 und Klassensieg
1964 Deutschland Porsche System Engineering Porsche 904/8 Deutschland Edgar Barth Ausfall Kupplungsschaden
1965 Deutschland Porsche System Engineering Porsche 904/6 Deutschland Peter Nöcker Rang 4 und Klassensieg
1966 Deutschland Porsche System Engineering Porsche 906/6L Carrera 6 Deutschland Hans Herrmann Rang 5
1967 FrankreichFrankreich Auguste Veuillet Porsche 911S FrankreichFrankreich Robert Buchet Rang 14
1968 FrankreichFrankreich Philippe Farjon Porsche 907/8 FrankreichFrankreich Robert Buchet Disqualifiziert
1969 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich John Woolfe Racing Porsche 917L Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich John Woolfe Ausfall tödlicher Unfall von Woolfe
1970 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Solar Productions Porsche 908/2 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Jonathan Williams Rang 9, nicht klassiert (Kamerawagen)

Sebring-Ergebnisse

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1955 Deutschland Porsche Co. & B. S. Cunningham Porsche 550 Spyder Deutschland Huschke von Hanstein Rang 8
1956 Deutschland Porsche KG Porsche 550 Deutschland Huschke von Hanstein Vereinigte Staaten 48 Ed Crawford Ausfall Reifenschaden
1957 Deutschland Porsche Company Porsche 550 RS Deutschland Huschke von Hanstein Rang 31
1958 Deutschland Porsche K.G. Porsche 356A Carrera Deutschland Huschke von Hanstein Vereinigte Staaten 48 John Cuevas Rang 10 und Klassensieg
1963 Deutschland Porsche System Engineering Porsche 356B Carrera Abarth GTL Deutschland Edgar Barth Rang 10
1964 Deutschland Porsche System Engineering Porsche 718 RS Spyder Deutschland Edgar Barth Rang 19
1965 Deutschland Porsche Automobile Co. Porsche 904/8 Deutschland Gerhard Mitter Rang 9 und Klassensieg

Einzelergebnisse in der Sportwagen-Weltmeisterschaft

Saison Team Rennwagen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22
1954 Porsche
Dist. VW. Central S.A.
Porsche 550 Argentinien BUA Vereinigte Staaten SEB Italien MIM Frankreich LEM Vereinigtes Konigreich RTT Mexiko CAP
6 12
1955 Porsche Co. & B. S. Cunningham Porsche 550 Argentinien BUA Vereinigte Staaten SEB Italien MIM Frankreich LEM Vereinigtes Konigreich RTT Italien TAR
8 16
1956 Porsche Porsche 550 Argentinien BUA Vereinigte Staaten SEB Italien MIM Deutschland NÜR Schweden KRI
DNF
1957 Porsche
Olof Persson
Porsche 356 Argentinien BUA Vereinigte Staaten SEB Italien MIM Deutschland NÜR Frankreich LEM Schweden KRI Venezuela CAR
31 14 26
1958 Porsche
Herbert Linge
Carel Godin de Beaufort
Porsche 356
Porsche 550
Argentinien BUA Vereinigte Staaten SEB Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM Vereinigtes Konigreich RTT
10 13 5
1959 Porsche Porsche 550 Vereinigte Staaten SEB Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM Vereinigtes Konigreich RTT
2 17
1960 Paul-Ernst Strähle
Porsche
Porsche 356 Argentinien BUA Vereinigte Staaten SEB Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM
6 7 10
1961 Porsche Porsche 356 Vereinigte Staaten SEB Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM Italien PES
7 8 10
1962 Scuderia Serenissima
Abarth
Gerhard Koch
Porsche 356
Fiat-Abarth 1000 Bialbero
Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigte Staaten SEB Italien MAI Italien TAR Deutschland BER Deutschland NÜR Frankreich LEM Frankreich TAV Italien CCA Vereinigtes Konigreich RTT Deutschland NÜR Vereinigte Staaten BRI Vereinigte Staaten BRI Frankreich PAR
6 6 DNF 7
1963 Porsche Porsche 356
Porsche 718
Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigte Staaten SEB Italien TAR Belgien SPA Italien MAI Deutschland NÜR Italien CON Deutschland ROS Frankreich LEM Italien MON Deutschland WIS Frankreich TAV Deutschland FRE Italien CCE Vereinigtes Konigreich RTT Schweiz OVI Deutschland NÜR Italien MON Italien MON Frankreich TDF Vereinigte Staaten BRI
10 3 4 8 12
1964 Porsche
Claude Storez
Porsche 356
Porsche 718
Porsche 904
Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien TAR Italien MON Belgien SPA Italien CON Deutschland NÜR Deutschland ROS Frankreich LEM Frankreich REI Deutschland FRE Italien CCE Vereinigtes Konigreich RTT Schweiz SIM Deutschland NÜR Italien MON Frankreich TDF Vereinigte Staaten BRI Vereinigte Staaten BRI Frankreich PAR
6 19 2 12 DNF 3 DNF
1965 Porsche Porsche 904 Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien BOL Italien MON Italien MON Vereinigtes Konigreich RTT Italien TAR Belgien SPA Deutschland NÜR Italien MUG Deutschland ROS Frankreich LEM Frankreich REI Italien BOZ Deutschland FRE Italien CCE Schweiz OVI Deutschland NÜR Vereinigte Staaten BRI Vereinigte Staaten BRI
9 3 5 4
1966 Porsche
Gerhard Koch
Lufthansa
Porsche 906 Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien MON Italien TAR Belgien SPA Deutschland NÜR Frankreich LEM Italien MUG Italien CCE Deutschland HOK Schweiz SIM Deutschland NÜR Osterreich ZEL
6 10 5 3
1967 Auguste Veuillet Porsche 911 Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Italien MON Belgien SPA Italien TAR Deutschland NÜR Frankreich LEM Deutschland HOK Italien MUG Vereinigtes Konigreich BRH Italien CCE Osterreich ZEL Schweiz OVI Deutschland NÜR
14
1968 Philippe Farjon Porsche 907 Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigtes Konigreich BRH Italien MON Italien TAR Deutschland NÜR Belgien SPA Vereinigte Staaten WAT Osterreich ZEL Frankreich LEM
DNF
1969 Paul-Ernst Strähle
John Woolfe
Porsche 911
Porsche 917
Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigtes Konigreich BRH Italien MON Italien TAR Belgien SPA Deutschland NÜR Frankreich LEM Vereinigte Staaten WAT Osterreich ZEL
DNF DNF 16
1970 Solar Productions Porsche 908 Vereinigte Staaten DAY Vereinigte Staaten SEB Vereinigtes Konigreich BRH Italien MON Italien TAR Belgien SPA Deutschland NÜR Frankreich LEM Vereinigte Staaten WAT Osterreich ZEL
DNF

Literatur

  • Frank Wiesner: Herbert Linge. Pionier in Pole-Position. Delius Klasing, Bielefeld 2007, ISBN 978-3-7688-1916-9 (mit 387 Bildern).
Commons: Herbert Linge – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Der Porsche-Pionier, in: Newsroom – das Medien-Portal von Porsche vom 23. Januar 2019, abgerufen am 8. August 2020.
  2. Rainer Braun: Feuer & Flamme – über Herbert Linge und die Gründung der ONS-Rettungsstaffel in zwischengas.com. Abgerufen am 11. Oktober 2016.
  3. Bundespräsidialamt
  4. Porsche Leidenschaft verbindet – Porsche Live – Porsche Deutschland. In: Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG – Porsche Deutschland. Abgerufen am 12. August 2016.
  5. Kathrin Klette: Herbert Linge ist gestorben. In: Stuttgarter Nachrichten, 5. Januar 2024, abgerufen am 5. Januar 2024.
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