Herbert Bernsdorff

Herbert Bernsdorff (geboren 18. Februar 1892 in Riga, Russisches Kaiserreich; gestorben 17. Dezember 1968 in Wehringdorf) war ein lettisch-deutscher Arzt.

Leben

Herbert Bernsdorff war ein Sohn des deutsch-baltischen Arztes Julius Bernsdorff und der Catharina Bergengrün. Er war verheiratet mit Edda von Krüdener (* 1903), sie hatten fünf Kinder[1]. Die Ärztin Uta von Arnim[2] ist eine Enkelin.

Bernsdorff studierte ab 1909 Naturwissenschaften und ab 1911 Medizin in Dorpat. Er wurde 1918 Assistenzarzt in der Psychiatrischen Heilanstalt Rothenberg bei Riga[3]. 1923 legte er das medizinische Staatsexamen in Würzburg ab und arbeitete als Abteilungsarzt in München. 1924 kehrte er nach Riga zurück und eröffnete eine Praxis als Internist. Er schloss sich der „Gesellschaft praktischer Ärzte zu Riga“ an und war Mitglied der Baltischen Bruderschaft. 1936 absolvierte er einen Fortbildungskurs am Rudolf-Hess-Krankenhaus in Dresden und 1939 in der Führerschule der Deutschen Ärzteschaft in Alt Rehse.

Als nach dem Hitler-Stalin-Pakt die Baltendeutschen „heim ins Reich geholt“ wurden, war Bernsdorff an der Durchführung beteiligt und leitete ab November 1939 den Baltendeutschen Dienst/baltendeutsche Hilfsstelle in Swinemünde. Nach der deutschen Eroberung des Baltikums 1941 ging Bernsdorff wieder nach Riga und arbeitete als Arzt und als Organisator des Gesundheitswesens in der Zivilverwaltung des Reichskommissariats Ostland.

In dem seiner Frau gehörenden Gut Kleistenhof[4] wurde von Fritz Steiniger[5] ein Institut für medizinische Zoologie eingerichtet, mit einem Labor zur Ungezieferforschung, das Forschungen zur Fleckfieberausbreitung unternahm und Häftlinge aus dem Ghetto Riga als Versuchspersonen ausbeutete.[6]

Bei Kriegsende floh er erneut ins Deutsche Reich. Bernsdorff wurde praktischer Arzt im Kreis Melle.

Schriften (Auswahl)

  • Gesundheitsdienst und Fürsorge während der deutschbaltischen Umsiedlung, in: Baltische Hefte 16/1970

Literatur

  • Uta von Arnim: Das Institut in Riga. Die Geschichte eines NS-Arztes und seiner Forschung. Eine Spurensuche. Zürich: Nagel & Kimche, 2021[7][8]
  • Maria Fiebrandt: Auslese für die Siedlergesellschaft : die Einbeziehung Volksdeutscher in die NS-Erbgesundheitspolitik im Kontext der Umsiedlungen 1939–1945. Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht, 2014, S. 279

Einzelnachweise

  1. Album Fratrum Rigensium. Hechthausen 1981. Nr. 1124
  2. Literatur von und über Arnim, Uta von im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  3. Heilanstalt Rothenberg siehe lv:Rīgas pilsētas Sarkankalna slimnīca in der lettischen Wikipedia
  4. Gut Kleistenhof siehe lv:Kleistu muiža in der lettischen Wikipedia
  5. Alexander von Schwerin: Experimentalisierung des Menschen: Der Genetiker Hans Nachtsheim und die vergleichende Erbpathologie 1920–1945. Göttingen: Wallstein, 2004, S. 214. Diss. Berlin 2002
  6. Uta von Arnim: Das Institut in Riga, 2021
  7. Rezension in: Mitteilungen aus baltischem Leben, Oktober 2021, S. 12–14
  8. Das dunkle Geheimnis des Großvaters, Deutschlandfunkkultur, 24. November 2021
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