Henri-Paul Nénot

Henri-Paul Nénot (* 27. Mai 1853 in Paris; † 13. Dezember 1934 ebenda) war ein französischer Architekt und Gewinner des Prix de Rome.

Henri-Paul Nénot (1902)

Leben

Nach einer Ausbildung in den Architekturbüros von Paul-Eugène Lequeux, Charles-Auguste Questel an der École nationale supérieure des beaux-arts de Paris und dessen Nachfolger Jean-Louis Pascal, arbeitete Nenot zeitweise in verschiedenen Büros parallel, darunter auch bei Charles Garnier, der ihn zu Beginn unterstützte. Bereits 1877 gewann er den „Prix de Rome“ mit einem Entwurf für eines Athenäums für eine Hauptstadt, gefordert waren Versammlungsräume, Bibliothek und Gewächshaus.[1] Mit dem Preis verbunden war ein Stipendium nebst mehrjährigem Forschungsaufenthalt in Rom. Nénot verbrachte diesen vom 28. Januar 1878 bis zum 31. Dezember 1881 in der Villa Medici. In der Folge machte er sich als Architekt selbständig und entwarf zahlreiche bedeutende Bauwerke und Paläste, Wohnhäuser und Verwaltungsgebäude. Sein wichtigstes Frühwerk war der Umbau der Sorbonne von 1882 bis 1901.

1882 errang er im Wettbewerb für den Bau des Monumento a Vittorio Emanuele II in Rom zwar den Ersten Preis,[2] doch wurde es letztlich nach einem Entwurf des Italieners Giuseppe Sacconi realisiert.[3] Als sein Hauptwerk[4] kann der Palais des Nations des Völkerbundes in Genf angesehen werden. Aus dem vorausgegangenen Architektenwettbewerb war er ebenfalls als Träger des Ersten Preises hervorgegangen. Nach Erteilung des Auftrages zur Ausführung übernahm er die Leitung über das in Gemeinschaft mit Julien Flegenheimer realisierte Projekt.[2] Im Jahr 1895 erfolgte seine Wahl zum fünften Vorsitzenden der Abteilung für Architektur an der Académie des Beaux-Arts in Paris. 1914 wurde er als assoziiertes Mitglied in die Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique aufgenommen.[5]

Werk

BaujahrStadtAdresseBildObjektMaßnahmeAnmerkungen
1875HuySchuleNeubauin Gemeinschaft mit Eugène André Oudiné
1882–1901Paris5. ArrondissementSorbonneUmbau und Erweiterung
1887Béville-le-ComteGrabstätte von Mademoiselle Labiche
1888LorientWohnhausNeubaufür N.N. Quettier
1891ParisRue Guynemer im 6. ArrondissementNeubaufür Labiche et Gréard
1893Charenton-le-PontWohnhausNeubaufür M. Richardot
1896Le BourgetFriedhofDenkmal für commandant RollandNeubau
1900Villeneuve-Saint-GeorgesAvenue ReyDenkmal für Victor Duruy[6]Neubau
1900Paris34 Avenue FochHotel Blumenthal-MontmorencyNeubau
1905Paris10–12 Rue de la Banque im 2. ArrondissementVerwaltungsgebäudeNeubauKonzernzentrale der Louis Dreyfus Group
1907Paris238 Rue de RivoliHôtel MeuriceNeubau
1909Parissq. Paul-Painlevé im 5. ArrondissementDenkmalfür Octave Gréard; die Skulptur schuf der Bildhauer Jules-Clément Chaplain[7]
1910–1926Paris5. ArrondissementChemisches InstitutNeubauÉcole nationale supérieure de chimie de Paris
1911Paris195 Rue Saint-JacquesOzeanographisches Institut
Commons: Institut océanographique – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
1911–1913ParisRue d’Ulm im 5. ArrondissementRadium-Institutam Institut Curie[8]
1914–1926Paris5. ArrondissementGeographisches Institut
Commons: Institut de géographie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
1921Buenos Aires410 Avenue AlemVerwaltungsgebäudeSitz der Gesellschaft Dreyfus
1922–1928TergnierPlace Carnegie de FargniersÖffentliche EinrichtungenNeubauFinanziert durch die Fondation Carnegie pour la paix internationale entstand in Gemeinschaft mit Paul Bigot ein Ensemble von öffentlichen Einrichtungen, darunter Rathaus, Post, Polizeistation, Schule und Grünanlagen.
1925GassinFriedhofEhrenmal für die Toten des Ersten Weltkriegs
1930NizzaLe Paladiummit Edmond Labbé
1931–1937GenfPalais des NationsNeubaumit Julien Flegenheimer, Camille Lefèvre, Carlo Broggi und Jozsef Vago[9]
Commons: Palace of Nations – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

Commons: Henri-Paul Nénot – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Claude Mignot: Architektur des 19. Jahrhunderts. Taschen Verlag, Köln 1994, ISBN 3-8228-9120-7, Abb. 281 und 322.
  2. Nénot, Henri Paul. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 25: Moehring–Olivié. E. A. Seemann, Leipzig 1931, S. 388 (biblos.pk.edu.pl).
  3. 1893, l'Europe des peintres. Ausstellung im Musée d’Orsay vom 22. Februar–23. Mai 1993. Paris 1993, ISBN 978-2-7118-2680-3, S. 356.
  4. Nénot, Henri Paul. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 3: K–P. E. A. Seemann, Leipzig 1956, S. 468 (Textarchiv – Internet Archive Leseprobe).
  5. Académicien décédé: Henri Paul Nénot. Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique, abgerufen am 29. Oktober 2023 (französisch).
  6. Verzeichnis@1@2Vorlage:Toter Link/www.culture.fr (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. sur la Base Mérimée.
  7. Webseite der Insecula. (Memento des Originals vom 16. März 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.insecula.com
  8. Jean-Pierre Camilleri, Jean Coursaget: Pionniers de la radiothérapie. EDP Sciences Éditions, 2005, S. 82–83.
  9. Jean-Claude Pallas: Histoire et architecture du Palais des Nations (1924-2001). Publications des Nations unies, 2001.
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