Hendrick Goltzius

Hendrick Goltzius (* Januar oder Februar 1558 in Bracht, heute Ortsteil von Brüggen im Kreis Viersen – bei Venlo; † 29. Dezember 1616 oder 1. Januar 1617 in Haarlem) war ein niederländischer Maler und Kupferstecher. Sein Werk ist dem Manierismus zuzuordnen.

Hendrik Goltzius von Jacob Matham

Leben

Goltzius’ rechte Hand

Goltzius lernte unter Dirck Volkertszoon Coornhert und Philipp Galle. Er legte eine Kupferdruckerei an und bereiste ab 1590 mehrere Jahre Italien und Deutschland, überall scharf beobachtend und treffliche Studien machend. Goltzius hat sich namentlich um die Technik der Kupferstecherkunst Verdienste erworben. Er bildete jene plastische Behandlungsweise des Stiches aus, welche sich durch den Schwung und die Bewegung der Schattenlinien, durch ihr Anschwellen und Verschwinden, durch die unterschiedliche Art ihrer Durchschneidung den Gesetzen der Modellierung aufs genaueste anzubequemen sucht. Sehr gefragt waren seine Federrisse, auch Federkunststücke oder niederländisch Penwerken genannt, in denen er mit Feder und Tinte auf Papier oder Pergament die Stichtechnik imitierte. Bereits zu Lebzeiten ist er als einer der brillantesten Stecher und Künstler gefeiert worden.

Seine Handwerk übte er so vortrefflich aus, obgleich nach einer Verbrennung als Kind seine rechte Hand missgestaltet war. Diese stellte er auf einem Stich in einer besonderen Art von Selbstporträt so dar, als sei sie dadurch wie für den Stichel geschaffen worden (siehe nebenstehende Abbildung: Goltzius’ rechte Hand, 1588). Vor diesem Hintergrund wird häufig angenommen, Goltzius habe zum Stechen die rechte und zum Malen eher die linke Hand benutzt, wie es auch der Freund und Biograph Karel van Mander berichtet in seinem Schilder-Boeck.[1][2]

Selbstporträt (1593/94)

Mit 42 Jahren begann Goltzius, daneben Gemälde zu fertigen. Er stand als Maler, Zeichner wie Kupferstecher unter dem Einfluss der durch die Nachahmung italienischer Meister hervorgerufenen manieristischen Strömung, welche damals die holländische Kunst beherrschte. Seine Kupferstiche (ca. 330) sind meisterhaft in der Technik und bevorzugen Gewalt- und Erotikmotive sowie Allegorien, wie sie ihm vor allem der am Prager Kaiserhof wirkende Flame Bartholomäus Spranger lieferte, dem Goltzius auch in seiner Malerei stilistisch verhaftet blieb. Er fertigte auch treffliche Holzschnitte in Helldunkel (Chiaroscuro). In seiner Werkstatt wurde die Elite der damaligen Stecherkunst ausgebildet, so Jakob de Gheyn II., Jakob Matham, Pieter de Jode der Ältere, Jan Muller und Jan Saenredam, die den Manierismus ihres Lehrers auf jeweils eigenständige Art fortführten. Die Zahl der nach „Goltzius“ gefertigten Stiche ist sehr groß. Blätter im Goltzius-Stil waren ein beliebter Exportartikel und finden sich heute in fast allen größeren Museen beziehungsweise Sammlungen.

Bekannte Werke

  • Stürzende (Ikarus, Phaeton u. a.)
  • Pygmalion
  • Herakles und zwei Betrachter
  • Sine Cerere et Libero friget Venus| Sine Cerere et Libero friget Venus (mehrere Fassungen)
  • Jupiter und Antiope, Gemälde aus dem Jahre 1612, The National Gallery London
  • Apollo von Belvedere und skizzierender Künstler
  • Tugendenserie
  • Planetenserie
  • Söldnerserie
  • Illustrationen zu Ovids Metamorphosen

Ausstellungen

Literatur

  • Wilhelm Adolf Schmidt: Goltzius, Hendrik. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 9, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 361 f.
  • Otto Hirschmann: Hendrick Goltzius 1558–1617. Leben und graphische Arbeiten. Klinkhardt & Biermann, Leipzig 1914 (Digitalisat)
  • Otto Hirschmann: Hendrick Goltzius als Maler 1600–1617. Nijhoff, Den Haag 1916.
  • Otto Hirschmann: Verzeichnis des graphischen Werks von Hendrick Goltzius 1558–1617. Klinkhardt & Biermann, Leipzig 1921 (Digitalisat)
  • Martin Kirves: Das Skulpturale im Werk von Hendrick Goltzius. In: Norbert Michels (Hrsg.): Hendrick Goltzius (1558–1617). Mythos, Macht und Menschlichkeit, Petersberg 2017, S. 72–85. (Digitalisat).
  • Lawrence W. Nichols: Hendrick Goltzius – Documents and Printed Literature Concerning his Life. In Nederlands Kunsthistorische Jaarboek 42/43, 1991/92, S. 77–120.
  • Marjolein Leesberg, Huigen Leeflang: Hendrick Goltzius (The New Hollstein Dutch & Flemish Etchings, Engravings and Woodcuts 1450–1700). 4 Bände, Sound & Vision Publ., Ouderkerk aan den Ijssel 2012.
  • Lawrence W. Nichols: The paintings of Hendrick Goltzius 1558–1617. A monograph and catalogue raisonné. Davaco, Doornspijk 2013, ISBN 978-90-70288-28-0.
  • Petra Wandrey: Ehre über Gold: die Meisterstiche von Hendrick Goltzius. Bildtheorie und Ikonografie um 1600. Gebr. Mann, Berlin 2018, ISBN 978-3-7861-2777-2.
  • Stephanie Stroh, Anne-Katrin Sors und Michael Thimann (Hrsg.): Verwandlung der Welt. Meisterblätter von Hendrick Goltzius. Ausstellungskatalog einer Ausstellung des Augustinermuseums und der Kunstsammlung der Georg-August-Universität Göttingen. Petersberg 2020, ISBN 978-3-7319-1079-4.
Commons: Hendrick Goltzius – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. So Karel van Mander in Schilder-Boeck, hier beispielsweise auf den Blättern folia 282v – 287r Henricus Goltzius, fol. 247, verfügbar durch die Digitale Bibliotheek voor de Nederlandse Letteren.
  2. Und wie Walter Melion in Shaping the Netherlandish canon, Chicago 1991, auf S. 59. Karel van Mander wiedergibt nach dessen Schilder-Boeck.
  3. Verwandlung der Welt – Meisterblätter von Hendrick Goltzius. Abgerufen am 16. Juni 2023.
  4. Mitteilung zur Ausstellung, abgerufen am 28. August 2014.
  5. Kunstmuseum Basel | Ausstellungen | Vorschau | Bestechend gestochen
  6. Städtische Museen Freiburg: Meisterblätter von Hendrick Goltzius - freiburg.de/museen. Abgerufen am 22. März 2021.
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